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Eine “88” und was sie bedeutet

MÜHLENBECK Seit etwa drei Jahren gibt es die “Arbeits­gruppe gegen Gewalt und für ein friedlich­es Müh­len­beck”, in der Bern­hard Has­se als Vor­stand fungiert, seit er Pfar­rer im Ort ist. Zu ihrer jüng­sten Zusam­menkun­ft am Mittwochabend hat­te die Gruppe Nico Scu­teri vom Mobilen Beratung­steam ein­ge­laden, der eine Ein­führung in die Zeichen und Sym­bole der recht­sex­tremen Szene gab. 

 

Der Recht­sex­trem­is­mus, so erläuterte Scu­teri, sei zwar nicht auss­chließlich, aber vor allem ein Jugend­prob­lem und habe in den 90er Jahren zugenom­men. Außer den bekan­nten Merk­malen wie “Glatze” und “Springer­stiefel mit Stahlkap­pen” gebe es weitaus mehr Zeichen, an denen man Jugendliche mit recht­sex­tremen Nei­gun­gen erken­nen könne. 

 

Eine wesentliche Rolle spiele die Musik als Iden­ti­fika­tion­s­merk­mal. Sie habe Ein­gang gefun­den sowohl in die Tech­no- als auch in die Rock- und Pop­kul­tur. 1998 gab es 70 Bands, die in ganz Deutsch­land etwa 130 Konz­erte gaben; 2001 habe man 100 Bands und 150 Konz­erte registriert. 

 

 

“Nazi-Bra­vo” wirbt mit “Reichs­fahne”

 

 

Das Wesentliche dieser Musik und ihrer Texte ist, dass sie zu Tod und Volksver­het­zung aufrufe. Organ­isiert wür­den solche Tre­f­fen unter dem Man­tel pri­vater Feiern, durch das in Eng­land gedruck­te Blatt “Blood & Hon­our” oder durch Inter­net-Mit­teilun­gen. Gle­ichzeit­ig gebe es die in Schwe­den gedruck­te Zeitschrift “Rock-Nord” mit unver­fänglichen Titelfo­tos, aber ein­er “Reichs­fahne” oben in der Ecke. Man nenne sie deshalb “Nazi-Bra­vo”.

 

Das Hak­enkreuz, so erfuhren die Zuhör­er, würde in viel­er­lei For­men vari­iert, sodass es für den Laien nicht gle­ich erkennbar sei — wenn es zum Beispiel raut­en­för­mig, als Neg­a­tiv­druck gestal­tet oder stil­isiert ein großes “N” umkreise. Auch eine schwarze Sonne erset­ze das Hakenkreuz. 

 

Für Bran­den­burg gebe es zum Beispiel das Gau-Dreieck als Aufnäher, ehe­mals ein Kennze­ichen vom “Bund deutsch­er Mädels”. Groß ist die Anzahl der But­tons, Ansteck­er und Gür­telschnallen, wobei viele Sym­bole hei­d­nis­chen Ursprungs sind. 

 

 

Hei­d­nis­che Sym­bole spie­len eine Rolle 

 

 

Eine große Rolle spiele zum Beispiel die nordis­che Mytholo­gie, aus der auch das keltische Kreuz, der Thorham­mer, die Lebens- oder Madr-Rune ent­nom­men seien — Zeichen, die Kraft und Selb­stau­fopfer­ung, Kampf­bere­itschaft und Siegeswillen symbolisieren. 

 

Eine beson­dere Bedeu­tung haben bes­timmte Zahlen: Eine von Lor­beer umrank­te “88” bedeutet anhand der Stel­lung der Anfangs­buch­staben im Alpha­bet “Heil Hitler”. Hin­ter “14 Words” ver­birgt sich abgekürzt die “arische Vertei­di­gung” — und “198” ste­ht für “Sieg heil!”. 

 

Eben­falls kennze­ich­nend sind bes­timmte, zumeist englis­che und amerikanis­che Bek­lei­dungs­marken. Dazu gehören “Doc Martins”-Schuhe oder “New Balance”-Lederturnschuhe, wobei weiße Schnürsenkel noch beson­dere Sym­bol­kraft haben. Ein T‑Shirt mit der Auf­schrift “Cons­daple” enthält das codierte Kennze­ichen NSDAP

 

Und da sich die recht­sex­tremen Jugendlichen nicht etwa als Täter, son­dern mehr als Opfer fühlen, tra­gen sie Auf­schriften wie “Blue Rib­bon for Free Speech” oder eine blaue Schleife am Revers, die die freie Mei­n­ungsäußerung sym­bol­isieren soll.

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