Arbeitsamtschefin geht von gezielter Aktion aus / 10 000 Euro Schaden
(MAZ, Franzsika Mohr, 29.10.) KÖNIGS WUSTERHAUSEN
Kurz nach Mitternacht klingte bei der Leiterin der Königs-Wusterhausener Agentur für Arbeit das Telefon: “Das Arbeitsamt brennt”. Zwölf Minuten später stand Herma Paul betroffen vor Ort im Weg am Kreisgericht in Königs Wusterhausen. Die Feuerwehr hatte den Brand des linkerhand befindlichen Anbaus bereits gelöscht. Hier befand sich das Büro eines Arbeitsvermittlers.
Polizeibeamte fanden einen Eimer mit Müll, der vor dem Eingangsbereich abgestellt und dann offensichtlich angezündet worden war. “Es besteht Verdacht auf Brandstiftung. Wir ermitteln auf Hochtouren”, sagte Polizeisprecher Lothar Walter.
Arbeitsamtschefin Herma Paul geht “von einem gezielten Brandanschlag” aus. Paul: “Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand rein zufällig ohne bösen Willen ausgerechnet vor der Arbeitsagentur seinen Mülleimer abstellt.” Paul vermutet, “dass der Täter ein Signal setzen wollte. Dabei wird meinen 75 Beschäftigten Angst und Bange, was hier noch alles passieren könnte.” Mitarbeiterin Nicole Stieler nimmt es hingegen gelassen: “Mit diesem Risiko müssen wir eben leben.”
Aufgrund eines Bürgerhinweises waren zwei Polizeibeamte eines Streifenwagens Mittwochnacht gegen 23.30 Uhr als erste vor Ort. Sie versuchten bis zum Eintreffen der Feuerwehr, die Ausbreitung des Brandes mit Pulver-Löschern zu verhindern. Das Feuer griff teilweise auf die Außenfassade des Gebäudes über, konnte aber von der Feuerwehr in kurzer Zeit gelöscht werden.
Verletzt wurde niemand. Auch die Arbeitsfähigkeit der Agentur wurde nicht beeinträchtigt.
“Hier läuft heute früh alles ganz normal weiter”, bekräftigte Paul gestern auch auf Anfrage des Königs-Wusterhausener Bürgermeisters Stefan Ludwig (PDS), der sich gleichfalls betroffen zeigte. Lediglich ein paar Mitarbeiter seien umgesetzt worden, um dem Brandgeruch zu entfliehen.
Der Sachschaden beläuft sich auf etwa 10 000 Euro. Vor der Arbeitsagentur wollte sich gestern niemand zu dem Brandanschlag äußern. Eine ältere Frau meinte lediglich, dass beinahe zu erwarten gewesen sei, dass angesichts der drastischen Kürzungen der Arbeitslosenhilfe mal jemand durchdreht. “Die richtigere Antwort aber wäre, dass die Bürger wieder auf die Straße gehen wie 1989”, meinte sie.
(INFORIOT Anmerkung: Nach Angaben der Gruppe Red Action wurde im autonomen Berliner Szenemagazin Interim über die Anschläge berichtet.)