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Brutaler Polizeieinsatz beendet Party

Es mag am Großein­satz der Polizei im Wend­land gele­gen haben, dass die
Demon­stra­tion “Freiräume statt Schlossträume!” am Samstagnachmittag
weit­ge­hend unbe­hel­ligt von der son­st für Pots­dam üblichen massiven
Polizeipräsenz stat­tfind­en kon­nte. Mehr als 1.500 junge und ältere
Men­schen ver­liehen hier bunt und laut ihrer Forderung nach einer
Absicherung von alter­na­tiv­en Kul­tur- und Wohn­pro­jek­ten Ausdruck.

Als Abrun­dung der Demo und Zeichen für das Selb­st­be­wusst­sein der
Pots­damer Jugendlichen gab es am Abend ver­schiedene selbstorganisierte
Konz­erte und Ver­anstal­tun­gen. Ein Höhep­unkt war dabei die spontane
Wieder­aneig­nung der leer ste­hen­den Skater­halle in der
Kur­fürsten­straße. Die Skater­halle rei­ht sich in die lange Liste von
geschlosse­nen und bedro­ht­en Jugend- und Kul­turein­rich­tun­gen in Potsdam
ein. Als sym­bol­is­ch­er Ort sollte sie deshalb mit ein­er Elektro-Party
vor dem bevorste­hen­den Abriss ein let­ztes Mal als Ort der Kultur
dienen, bevor auch hier Jugend­in­ter­essen durch teure, exk­lu­sive Villen
ver­drängt wer­den. Die Par­ty war ein voller Erfolg, hunderte
Jugendliche aus Pots­dam, Berlin und Umge­bung tanzten die ganze Nacht.

Ein Polizeiein­satz been­dete die Par­ty in den frühen Morgenstunden
wegen ange­blich­er Ruh­estörung. Gegen 5:00 Uhr kam es ?unter Anwendung
unmit­tel­baren Zwangs? zur Räu­mung der Par­ty Betrof­fen von dem
über­triebe­nen Polizeiein­satz war auch eine Stu­dentin an der
Uni­ver­sität Pots­dam: ?Der Ein­satz war unnötig, weil die Beset­zung von
vorn­here­in expliz­it als ein­ma­lige Nutzung geplant war. Das Vorgehen
war völ­lig über­trieben ? die tanzende junge Men­schen wur­den von der
Polizei mit mas­siv­er Gewalt kon­fron­tiert. Grund­los knüppelten
Polizis­ten aus Berlin in die Menge, die den Auf­forderun­gen der Polizei
nach ein­er Räu­mung bere­its nachgekom­men war. Leute, die am Boden
lagen, wur­den ver­prügelt, so was hab ich noch nie gese­hen. Dieser
Vor­gang ste­ht beispiel­haft für den Umgang von Stadt und Behör­den mit
den Wün­schen, Ideen und Pro­jek­ten der jun­gen Men­schen hier.?

Offen­sichtlich hat­te es die Polizei auf einen solchen übertriebenen
Ein­satz gezielt angelegt: Ort und Ter­min der Par­ty waren in der
Zeitung (MAZ vom 06. Novem­ber 2008) angekündigt. Wenn die
Ver­anstal­tung hätte ver­hin­dert wer­den sollen, hätte die Polizei im
Vor­feld Gele­gen­heit dazu gehabt. Roland Gehrmann, Stel­lvertreter im
Lan­dessprecherIn­nen­rat der Linksju­gend [´sol­id] und Besuch­er der
gestri­gen Par­ty dazu: ?Entwed­er hat die Polizei stüm­per­haft gearbeitet
oder aber Stadt und Polizei legten es auf einen solchen Ein­satz zur
Eskala­tion an, um die Pots­damer Jugendlichen in ´Gut´ und ´Böse´
sortieren zu kön­nen. Ich finde ein solch­es unverhältnismäßiges
Vorge­hen wie gestern Abend unerträglich ? das ist ein weiteres
Beispiel für die Igno­ranz der Stadt gegenüber unseren Forderun­gen nach
alter­na­tiv­en Freiräumen.?

Wir fordern die Stadt und die Öffentlichkeit auf, den brutalen
Polizeiein­satz zu verurteilen und mit den Lip­pen­beken­nt­nis­sen zu
Tol­er­anz und Unter­stützung der Jugend­kul­tur Schluss zu machen. Wenn
engagierte Jugendliche von der Stadt Pots­dam weit­er­hin so viel
Igno­ranz erfahren und von der Polizei zusam­mengeknüp­pelt werden,
sollte es nicht ver­wun­dern, wenn zunehmend auch andere Aktionsformen
als Demon­stra­tio­nen und Par­tys in leer ste­hen­den Häusern gewählt werden.

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