Schwarzmalerei bei der Truppe
Bundeswehr will die Truppenübungsplatz-Hinweise unkenntlich machen
OSTPRIGNITZ-RUPPIN Nun auch noch Schwarzmalerei bei der Truppe: Weil das Bundesverwaltungsgericht der Bundeswehr verboten hat, das ehemalige Bombodrom als Truppenübungsplatz oder militärisch genutzten Bereich auszuschildern, wird die Bundeswehr insgesamt 560 Hinweisschilder übermalen. “Das Verteidigungsministerium hat angewiesen, dass die Bezeichnungen “Grenze des Truppenübungsplatzes” und “Schieß- und Übungsbetrieb” unkenntlich gemacht werden”, berichtete gestern der Kommandant des (laut Gerichtsurteil nicht existierenden) Truppenübungsplatzes Oberstleutnant Wolfgang Engel. Bis zum 16. Januar sollen die Schilder von militärischen Begriffen befreit sein. “Wir bemühen uns derzeit, eine Technologie zu finden, wie wir es unkenntlich machen können”, erläuterte Engel die Reaktion auf den jüngsten Gefechtsauftrag aus dem Verteidigungsministerium. Zwar beziehe sich das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil nur auf die Schilder auf Rossower und Schweinricher Gebiet, doch “werden wir im Zuge der Gleichbehandlung alle Schilder ändern”, so Engel.
Für den Fall, dass die Bundeswehr die Übungsplatz-Hinweise nicht von den Schildern entfernt, hatte das Bundesverwaltungsgericht ein Zwangsgeld angedroht — 2000 Mark (entspricht 1022 Euro). Den Verteidigungsetat des Bundes dürfte das nicht erschüttern.
Doch ums Geld geht es den Schießplatz-Gegnern nicht. “Der Punkt ist, dass das Gerichtsurteil die Bundeswehr zwingt, uns endlich einmal ernst zu nehmen. Jahrelang hat sie den Widerstand der Gemeinden aus selbstherrlicher Machtarroganz heraus nicht ernst genommen”, zeigte sich Landrat Christian Gilde gestern hochbefriedigt über den Ausgang des Schilderstreites. Gilde gab sich weiter kämpferisch: “Wir weichen keinen Milimeter zurück. Die Bundeswehr muss umsetzen, was ein deutsches Gericht beschlossen hat.” Die Schilder müssten weg: “Es gibt keinen Truppenübungsplatz, sondern nur ein von Altlasten verseuchtes Gelände. Darauf muss der Eigentümer hinweisen.”
Christian Gilde dürfte indes zu den letzten Wandersleuten zählen, die die Original-Übungssplatz-Schilder gesehen haben. Der Landrat hat sich am Wochenende mit seiner Kamera auf den Weg gemacht, um die juristisch so heiß umkämpften Schilder zu fotografieren. Dabei schlich sich Christian Gilde auch kurz auf den Platz, um die Rückseite der Schilder abzulichten und sich selbst davon zu überzeugen: auch illegales militärisches Vokabular.
In Sachen Bombodrom stehen Landrat Christian Gilde und Oberstleutnant Wolfgang Engel auf gegnerischen Seiten. Im Landratswahlkampf waren sie Konkurrenten. Dem Verhältnis zueinander hat das laut Christian Gilde keinen Abbruch getan. Das sei “völlig unproblematisch”.