Potsdam — Die CDU-Landtagsfraktion will an allen brandenburgischen Gymnasien so genannte Leistungsprofilklassen ermöglichen. Über die Einrichtung solcher Klassen, in die besonders gute Grundschüler statt nach sechs schon nach vier Jahren wechseln können, sollten Eltern und Schüler mitentscheiden, sagte der Fraktionsvorsitzende Thomas Lunacek gestern in Potsdam. Bis jetzt ist der Modellversuch auf 44 Klassen und dreizügige Gymnasien beschränkt. Dabei wechseln die Kinder nach der vierten Klasse der Grundschule an ein Gymnasium. Das Lern-Modell heißt „4+8“.
Die Sozialdemokraten im Landtag reagierten verstimmt. „Wir dachten, der Wahlkampf sei zu Ende“, sagte SPD- Fraktionssprecher Florian Engels. „Vergangene Woche erhielt die Presse den CDU-Gesetzentwurf zur Direktwahl von Landräten parallel zur SPD-Fraktion. Heute werden wir gleichzeitig mit den Medien über den Antrag der CDU zur landesweiten Einführung von Leistungsprofilklassen informiert.“ Dieses Vorgehen sei wenig hilfreich, um das von CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek beschworene gute Koalitionsklima weiterhin positiv zu gestalten, so Engels.
„Begabte müssen besser gefördert werden“, betonte Lunacek und erinnerte einen Ausspruch von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), dass es wichtig sei, „in Köpfe“ zu investieren. „Der Elternwille ist da.“ Laut dem bildungspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Ingo Senftleben, würden inzwischen rund ein Viertel aller Grundschüler die Voraussetzungen für eine Leistungsprofilklasse erfüllen, ohne dass es für sie genügend Aufnahmemöglichkeiten gebe. Insgesamt würden derzeit 4400 Schüler nach dem Modell unterrichtet, berichtete Senftleben. Zu Beginn des neuen Schuljahres seien 650 bis 700 Schüler in fünfte Klassen an Gymnasien gekommen.
Gemäß dem Modellversuch sollen sie das Abitur nach zwölf Jahren ablegen. Laut CDU besuchten zu Beginn des Modellversuchs 2001 rund 4,8 Prozent aller Schüler eine Leistungsprofilklasse; 2004 seien es dann schon knapp 8 Prozent gewesen. Studien untermauerten die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges.
SPD-Fraktionssprecher Engels nannte den CDU-Antrag „wenig hilfreich“, da die Koalitionspartner derzeit über eine Schulzeitverkürzung diskutierten und diese im Schulgesetz verankert werden solle. „Vorrang hat dabei auch entsprechend dem Koalitionsvertrag die sechsjährige Grundschule, woraus das Modell 6+6 resultiert.“