Die Videoüberwachung am Hauptbahnhof ist gut, sagt die CDU, aber nicht gut genug. Statt nur bei Verdacht ein Geschehen festzuhalten, wollen die Christdemokraten eine 48-Stunden-Aufzeichnung, die sich selbst löscht, falls
sie nicht gebraucht wird. Derzeit zeichnen sich drei Minuten auf; sie werden automatisch gelöscht durch Weiterlaufen der Videoband-Schleife.
Die Überwachung auf eine längere Aufzeichnung hin auszuweiten, sei Beschluss des CDU-Parteitages vom Samstag, sagt der Potsdamer Landtagsabgeordnete Sven Petke. Man könne auch über eine 24-Stunden-Schleife reden. Aufzeichnung
diene der Beweissicherung und sei die Lehre aus dem gescheiterten Kofferbombenanschlag vor Pfingsten 2003 am Dresdner Hauptbahnhof. Ohne Aufzeichnung sähe man nur Tatfolgen, mit Bildern aber den Hergang.
Potsdams Polizeichef Ralf Marschall hatte am Montagabend bei einer CDU-Bürgerveranstaltung Daten der Überwachungsjahre 2001–2003 genannt, um zu belegen, dass die sechs am Bahnhof installierten Kameras zu einem deutlichen Rückgang der Kriminalität geführt haben. Er räumte der MAZ gegenüber ein,
dass Straftaten in der Regel dort nur entdeckt werden, wenn die Polizisten am Bildschirmen auch etwas erkennen durch die “Augen” der Kameras. Falls Anzeigen im Nachhinein kommen, aber nichts beobachtet wurde, gibt es auch keinen Beweis. “Wir bekommen oft was gemeldet, was wir nicht gesehen haben”, sagt Marschall. Das ließe sich mit Aufzeichnung ändern: “Es wäre ein guter Ermittlungsansatz”, müsse aber politisch beschlossen werden. Das Polizeigesetz erlaubt in Paragraph 31 die Videoüberwachung öffentlicher Straßen und Plätze für vorerst fünf Jahre. Außer in Potsdam geschieht dies in Erkner, Rathenow und Bernau. Das Potsdamer Projekt war am 20. Dezember 2001 gestartet. In jenem Jahr hatte man am Bahnhof noch 218 Straftaten verzeichnet, davon 136 Diebstähle im Auto- und Fahrradbereich. 2002
registrierte man 113 Taten, davon 79 Diebstähle, und ein Jahr später 128 Delikte, darunter 46 Diebstähle.
Die Roheitsdelikte schwankten zwischen 32 Fällen in 2001, 12 in 2002 und 30 in 2003. Die “Polizeikontrollstelle” als “Initiative zur Stärkung der Grund- und Bürgerrechte gegenüber der Polizei” sieht diese Zahlen als wenig
beweiskräftig an. Die Erfolge der Videoüberwachung seien “keineswegs so durchschlagend” dass sie einen so schweren Eingriff in die Persönlichkeitsrechte” der überwachten Bürger rechtfertigen, sagt der Stadtverordnete Lutz Boede. Er schreibt den Rückgang der Delikte eher der erhöhten Sicherheit der Autos und besseren Fahrradstellplätzen zu.