In Schwedt gründete sich im Dezember 2001 eine attac-Gruppe. attac ist ein bundesweites Netzwerk von Globalisierungsgegnern. Zurzeit besteht die Schwedter Gruppe aus zwölf Leuten. Hinzukommen noch einige, die ab und zu mal etwas machen. Die attac-Leute machten bisher Infoveranstaltungen in der Schwedter Region und fuhren gemeinsam zu Demonstrationen. Gelegentlich machen sie Infostände und auch ein Konzert wurde schon auf die Beine gestellt. Eines der sechs Schwedter Gründungsmitglied ist Sebastian. Er redete mit Inforiot.
Die meisten Gruppen in Brandenburg beschäftigen sich mit Antirassismus und/oder linker Jugendarbeit. Warum habt ihr euch entschieden, etwas zum Thema Globalisierung zu machen?
Über die bestehenden Gruppen wußten wir zu diesem Zeitpunkt sehr wenig und es gab quasi keinen Kontakt. Dann kam Genua und das Thema Globalisierung war in aller Munde. Beim Nachforschen, was die Gegendemonstranten bewegt, stieß ich zufällig auf attac. Hier bot sich die Chance, etwas völlig Neues mitzugestalten. Wir finden, dass auch in der Provinz über Globalisierung informiert und diskutiert werden sollte, schließlich macht sie auch vor uns nicht halt und wichtig ist dieses Thema allemal.
Wie reagiert die Schwedter Bevölkerung auf eure Aktionen?
Das ist themenspezifisch. Meistens ist das Echo doch eher verhalten. Viele zeigen Interesse oder informieren sich gründlich über attac und lassen es dann trotzdem dabei bleiben. Es ist schwierig, die Leute wirklich zu motivieren. Vor allem weil Globalisierung ein recht abstrakter Begriff ist. Bei althergebrachten Themen, wie etwa auf Anti-Nazi-Demos, ist die Resonanz dagegen positiv und die Leute werden auch eher auf einen aufmerksam.
Glaubt ihr, das ist ein allgemeines Problem? Oder liegt die Verhaltenheit der Leute an den speziellen Gegebenheiten einer brandenburgischen Kleinstadt?
In Großstädten wächst attac weiterhin. Hier bei uns hat man schon ein ganz anderes Umfeld, beispielsweise fehlen Studenten, die deutschlandweit ein recht großen Anteil der Mitglieder stellen. Zudem müssen wir als Regionalgruppe weiter versuchen, neue Methoden zu finden, die Menschen anzusprechen, da nicht alle Aktionsformen die zum Beispiel in Berlin funktionieren auch hier Sinn machen.
Seid ihr die einzige attac-Gruppe in Brandenburg?
Nein. Es gibt noch attac-Potsdam,
-Frankfurt/Oder und ‑Cottbus.
Warum habt ihr euch entschieden, bei attac mitzumachen und habt nicht eine unabhängige Gruppe gegründet?
Als einzelne Gruppe kann man meiner Meinung nach auf diesem Gebiet nur sehr wenig ausrichten. attac hat den Vorteil, dass man kostenfrei an Referenten und Infomaterial und so weiter kommt. Durch bestehende Infrastruktur wie Rundbriefe kann man zudem leicht Kontakt finden und sich untereinander und mit anderen Gruppen austauschen. Außerdem bringt eine Mitgliedschaft kaum Pflichten mit sich. Man kann weitestgehend autonom handeln und befindet sich lediglich in der Netzwerkstruktur attacs. Es gibt keine Anweisungen von “oben”, diese Struktur macht attac so interessant.
attac scheint oftmals in seinen politischen Forderungen sehr niederschwellig. Es gibt keine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus. Einzelne Leute, die in attac wirken, haben diese aber sehr wohl. Wie seht ihr das, ist attac für euch lediglich ein projektorentiertes Netzwerk?
Ja. Es gibt keine einheitliche Ideologie, statt dessen viele differenzierte Meinungen, die bei attac zusammen kommen, um etwas Konkretes zu bewegen. Dieser Pluralismus ermöglicht in meinen Augen erst eine neue internationale Bewegung mit politischer Handlungsfähigkeit.
Welche Ziele verfolgt ihr vor Ort in Schwedt?
Wir wollen die Leute informieren mit ihnen diskutieren und sie auf die Straße bringen. Meinungen und Ideen sollen zusammengetragen werden, um so eine Teil der Bewegung attac zu werden. Die derzeitige kapitalisitsche Globalisierung ist von solcher Bedeutung, dass man unmöglich nur zusehen kann.
Die anderen Brandenburger Attac-Gruppen:
Cottbus
Matthias Loehr
Briesener Str.28
03046 Cottbus
(tel) 0178.477.57.75
Treffen 14-tägig, immer Montags ab 19.30 Uhr im Seminarraum von ver.di in der Calauer Straße 70 in Cottbus.
Potsdan
Marie Luise v. Halem
Lennéstr. 13
14469 Potsdam
(tel) 0331.951.23.66
Frankfurt/Oder
Globalisierungs AG: Wir sind eine Gruppe von Erwerbstätigen, Sozialhilfeempfängern und Studenten aus Frankfurt/Oder. Unser politisches Anliegen ist es, die Folgen der einseitigen ökonomischen Globalisierung aufzuzeigen und durch einen Ansatz zu erweitern, der sich eindeutig internationalistisch, solidarisch positioniert und gegen die herrschende Verwertbarkeitsideologie wendet.