INFORIOT Rund 180 Menschen haben am Freitagabend gegen eine Kundgebung der NPD in Märkisch Buchholz (bei Halbe) protestiert. Die Neonazis, etwa 50 an der Zahl, wollten mit ihrer Versammlung das neue “nationale Jugendzentrum” in der Kleinstadt unterstützen.
Hintergrund: Nazihaus für Publikumsbetrieb derzeit geschlossen
Erst vor einigen Wochen hatte das Nazihaus seine Pforten für den Publikumsbetrieb geöffnet. Durch einen Bericht auf Inforiot war die Bürgermeisterin von Märkisch Buchholz auf die rechte Immobilie aufmerksam geworden.
Die Rechten um den lokalen NPD-Kader Sven Haverlandt hatten und haben nach eigener Aussage vor, ein “nationales Jugend- und Freizeitzentrum” zu etablieren. Die Stadt bemüht sich mittlerweile intensiv darum, diese Nutzungspläne unmöglich zu machen.
Mittels einer Verordnung wurde die öffentliche Nutzung vorerst untersagt. Veranstaltungen sind den Neonazis damit in ihrem Haus vorerst nicht mehr gestattet. Einen eigentlich dafür nötigen Umnutzungsantrag hatten die Rechten ohnehin noch nicht gestellt. Mitte Juli konnte trotzdem eine nazistische Rassenschulung der NPD-Jugendorganisation JN stattfinden.
Offenbar sind weitere Verwaltungsmaßnahmen in Planung: Per Änderung des Baunutzungsplan könnten im Bereich der Naziimmobilie kulturelle und andere Versammlungen untersagt werden. Auch die Eigentumsverhältnisse scheinen noch nicht abschließend geklärt.
Allerdings: Auf der Internetseite des Hauses wird weiterhin mit den Öffnungszeiten (“alle 14 Tage freitags”) geworben.
NPD-Kundgebung für das Nazizentrum
Am Freitagabend folgten nun rund 50 Neonazis einem Aufruf der NPD, um für das “nationale Jugendzentrum” auf einer Kundgebung zu protestieren. Bezeichnenderweise wurden bei der rechten Versammlung mitten im Ortskern vor allem Fahnen des Bundeslandes Berlin geschwenkt. Besonders lokal geerdet scheinen die Neonazis nicht zu sei — ihr Kundgebungsklientel jedenfalls war größtenteils importiert. Bisher hatten sich die Rechten gern auf ihre “lokale Verankerung” berufen.
Einige “Anti-Antifas” versuchten immer wieder, NazigegnerInnen abzufotografieren. Insgesamt wirkte die NPD reichlich orientierungslos. So verirrte sich das Wahlkampfmobil der NPD — das sogenannte „Flagschiff“ — zunächst zur Gegenkundgebung.
Als Redner traten neben Immbobilienbetreiber Sven Haverlandt auch der Berliner Neonazi Sebastian Schmidtke, der Cottbusser NPDler Ronny Zasowk sowie Holger Apfel, NPD-Fraktionschef im sächsischen Landtag, auf. Apfel verkündete vollmundig, dass die NPD bei den nächsten Brandenburgwahlen in den Landtag einziehen werde.
Antinazi-Protest in und vor der Kirche
Gegen die NPD-Kundgebung, übrigens mit dem weit hergeholten Motto “Raus aus dem Euro” betitelt, waren kurzfristig Gegenaktionen organisiert worden. Auch antifaschistische Gruppen hatten dazu aufgerufen.
Die Kirche am Marktplatz, in unmittelbarer Nähe der Nazihauses und der NPD-Kundgebung, war für die Gegenveranstaltung gut gefüllt. Etwa 180 Menschen hatten sich versammelt. Vor allem waren es BürgerInnen aus Märkisch Buchholz, aber auch einige alternative Jugendliche sowie eine nicht geringe Anzahl von Antifas. In einem Redebeitrag berichtete ein Einheimischer über die Geschichte des Ortes während des Nationalsozialismus. Vor der Kirche wurden als Mahnung und Warnung Kerzen angezündet.
Derweil tönte nahe der NPD-Versammlung lautstärkerer Protest. Eine etwa 20 Personen starke Gruppe störte die Reden der Rechten mit Rufen wie “Holger, halt dein Maul!”
Am Wochenende weitere Naziaktionen — und Proteste dagegen
Am Samstag und Sonntag ist in der Region weiterer antifaschistischer Protest nötig. Die NPD plant an diesen beiden Tagen eine “Infotour” durch das 25 Kilometer von Märkisch Buchholz entfernte Storkow. Dort finden im September Bürgermeisterwahlen statt, zu denen auch der NPD-Landeschef Klaus Beier antritt. Ein Antinazibündnis ruft in Storkow zu Aktionen gegen den rechten Wahlkampf auf.