(Flüchtlingsinitiative Brandenburg)
Am 3. August wird in Forst, der Kreisstadt des Spree-Neiße Kreises,
eine antirassistische Demonstration
stattfinden. Sie richtet sich gegen die schlechten Lebensbedingungen
für AsylbewerberInnen und die
rassistische Behandlung die die Flüchtlinge vom Sozialamt und der
Ausländerbehörde erfahren. Die
rassistische Behandlung und fortgesetzte Missachtung der
Menschenrechte durch die Behörden führte am 13.
April 2006 zum Suizid eines Asylbewerbers in seinem Raum Nummer 37.
Sein Tod geschah fast unbemerkt
von der Öffentlichkeit, genauso wie er als Asylbewerber auch im Leben
nicht am öffentlichen Leben
teilnehmen konnte. Vor seinem Selbstmord klagte er bei anderen
BewohnerInnen des Lagers in Forst über
seine Lage. Er sagte:
? Ich habe nichts mehr in meinem Leben. Keine Familie, kein Geld, ich
bin permanent gefangen in einem
35m² großen Kreis, habe keine Freiheit, kein Leben außer Schulden.
Ich muss ständig meinen Anwalt
bezahlen. Was für eine Bedeutung hat da dieses Leben??
Es ist kompliziert, von der Ausländerbehörde einen so genannten
Urlaubsschein (Erlaubnis zum
vorübergehenden Verlassen des zugewiesen Wohnortes bzw. Landkreises)
zu bekommen. Dadurch wird die
minimale Chance beschnitten, unsere ohnehin schon zerstörten Rechte
wahrzunehmen, wie z.B. FreundInnen
und KollegInnen zu treffen. Es gibt keine Freiheit der Bewegung.
Wenn einE AsylbewerberIn es schafft, die Bedingungen zu erfüllen, um
eine Arbeitsgenehmigung zu
bekommen, wird ein Pass gefordert, um die Arbeitserlaubnis
hineinzukleben. Diese Erlaubnis könnte
genauso gut in den Ausweis geklebt werden, da ein Pass ja oft nicht
vorhanden ist.
Wenn einE AsylbewerberIn krank ist und ins Krankenhaus muss, sagen
die ÄrztInnen der PatientIn, dass sie
nicht krank ist sondern Heimweh hat. Um es noch schlimmer zu machen,
boten ÄrztInnen sogar schon Hilfe
an, um die finanziellen Mittel aufzutreiben, damit die jeweiligen
Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer
zurückkehren können. Zurück in die Länder, die sie verlassen mussten,
da dort Lebensgefahr für sie besteht.
Andere Flüchtlinge bekamen Medikamente, die schon abgelaufen waren.
AsylbewerberInnen leben komplett
isoliert von der Bevölkerung und müssen ständig mit der Angst vor
ihrer drohenden Abschiebung leben.
Die Behörden dieses Landkreises Spree ? Neiße kooperieren z.B. auch
mit einer illegalen kamerunischen
Delegation in Köln. Dabei soll die Abschiebung von Flüchtlingen ohne
Papiere ermöglicht werden, indem
Interviews mit Delegationen bestehend aus RegierungsbeamtInnen der
Herkunftsländer durchgeführt
werden. Diese Delegationen erkennen die Flüchtlinge als BürgerInnen
der jeweiligen Staaten an und stellen
Papiere für die Abschiebung aus. Ein Mensch kann nicht nur nach
Gesicht und Akzent einem bestimmten
Staat zugeordnet werden! Wir finden dieses Verfahren ungerecht und
intransparent. Diese Kommissionen
sind illegal und erfüllen nicht die einzelnen Punkte der Genfer
Konventionen.
Zusätzlich zu diesen allgemeinen Missständen leiden die schwarzen
Menschen in dieser Region unter
Rassismus, der speziell gegen Schwarze gerichtet ist. In Fällen, in
denen z.B. Kinder von Deutschen und
schwarzen AsylbewerberInnen geboren werden, will die Ausländerbehörde
keine Aufenthaltserlaubnis
erteilen. Wie kann diese Person an der Entwicklung ihres oder seines
Kindes teilhaben, ohne eine sichere
Perspektive in diesem Land, ohne die Möglichkeit zu haben, arbeiten
zu gehen, und Geld zu verdienen? Es
gibt hier seit fast zwei Jahren einen Fall, bei dem die
Ausländerbehörde immer wieder verschiedene
vorgeschobene Gründe benutzt, um der Person eine Aufenthaltserlaubnis
zu verweigern. Der Flüchtling hat
die Entscheidung schon mehrmals bei Gericht angefochten, doch der
Fall ist noch immer nicht entschieden.
Dieses Beispiel ist nur eines von vielen. Auch andere offizielle
Möglichkeiten für AsylbewerberInnen eine
Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, werden für Schwarze besonders
schwer gemacht. Die Verwaltung des
Kreises Spree ? Neiße ist nicht bereit, Schwarze in die deutsche
Gesellschaft zu integrieren. Wir protestieren
gegen diesen Umstand.
Die Flüchtlingsinitiative Brandenburg ruft die Behörden des Spree ?
Neiße Kreises auf, die Rechte von
Flüchtlingen und AsylbewerberInnen zu achten und alle Formen von
Rassismus gegen Menschen anderer
Nationen in diesem Landkreis zu beseitigen. Wir fordern ein Ende des
Rassismus gegen Schwarze und einen
Stopp der Zusammenarbeit mit und Durchführung von illegalen
Abschiebeinterviews.
UnterstützerInnen:
Flüchtlingsrat Brandenburg, Opferperspektive Brandenburg, Initiative
gegen Abschiebanhörungen Berlin,
FeLS, Samba Band, Initiative gegen Abschiebehaft, Nolager Network,
Chipkarte Initiative Berlin
Diesen Aufruf gibt es auch auf Englisch und Französisch
(PDF-Datei, 90 KB).