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jüdisches Leben & Antisemitismus

»Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!«


»Den Nazis eine schal­lende Ohrfeige ver­set­zen« wollte der überzeugte Paz­i­fist Kon­rad Reis­ner und ini­ti­ierte u.a. gemein­sam mit Willy Brandt eine zunächst auswe­g­los erscheinende Kam­pagne: Reis­ner set­zte alles daran, für Carl von Ossi­et­zky die Ver­lei­hung des Frieden­sno­bel­preis­es zu erwirken, um so den inhaftierten Jour­nal­is­ten und Her­aus­ge­ber der Zeitschrift »Die Welt­bühne« aus dem KZ Papen­burg-Ester­we­gen zu befreien. Eine berührende Geschichte und eines von vie­len muti­gen Zeug­nis­sen des Wider­stands gegen das NS-Regime, das in diesem lit­er­arischen Kam­mer­musik­abend zu hören sein wird.
Das Pro­gramm ist jenen muti­gen Quer­denkern und Kün­stlern gewid­met, die sich bis zulet­zt hart­näck­ig gegen den faschis­tis­chen Ter­ror behaupteten. Zu Gehör kom­men unter anderem Paul Celans »Todesfuge« sowie Gedichte franzö­sis­ch­er Häftlinge des KZ Buchen­wald. Bertolt Brechts satirischem »Lied vom Anstre­ich­er Hitler« ste­ht Oskar Maria Grafs mutiger Aufruf »Ver­bren­nt mich!« gegenüber, Kurt Tuchol­skys bit­ter­bös­er »Ode an Das Dritte Reich« die iro­nisch-melan­cholis­chen Exil-Gedichte der jüdis­chen Schrift­stel­lerin Mascha Kaléko.
Musikalisch umrahmt wird die Lesung durch große, teils jedoch lange Zeit vergessene Werke für Bläserquin­tett. Sie stam­men alle­samt von Kom­pon­is­ten, die zu Opfern der nation­al­sozial­is­tis­chen Dik­tatur und des Holo­causts wur­den, deren »Wille, Kun­st zu schaf­fen aber stets eben­so stark gewe­sen ist wie unser Wille zu über­leben.« So fasste es Pavel Haas zusam­men, der hochbe­gabte tschechisch-jüdis­che Kom­pon­ist und Schüler Leoš Janá?eks, interniert im KZ There­sien­stadt, später in Auschwitz ermordet. Neben Haas‘ Bläserquin­tett opus 10 erklingt die »Kleine Kam­mer­musik« des als »entarteten Kün­stler« dif­famierten Kom­pon­is­ten Paul Hin­demith sowie »Sechs Bagatellen« von Györ­gy Ligeti, der die Hälfte sein­er Fam­i­lie in deutschen Konzen­tra­tionslagern verlor.
Diese aus­drucksstarke Col­lage aus Musik und Lit­er­atur wird darge­boten vom Bläserquin­tett OPUS 45 und dem Schaus­piel­er Roman Kniž­ka. OPUS 45 pflegt seit sein­er Grün­dung 2008 ein bre­it­ge­fächertes Reper­toire an Kam­mer­musik­lit­er­atur, wobei sich das Ensem­ble eben­so gerne unter­halt­samen Werken wie unbekan­nten oder neuen Kom­po­si­tio­nen wid­met. Seit Jahren begleit­et der Film- und Fernsehschaus­piel­er Roman Kniž­ka die Musik­er in Wort und Gestal­tung. Eben­so wie seine szenis­chen Auftritte zeich­net sich seine Rez­i­ta­tion durch Expres­siv­ität und musikan­tis­che Vital­ität aus.
Pro­gramm:
Paul Hin­demith: Kleine Kam­mer­musik (op. 24/2)
Pavel Haas: Bläserquin­tett (op. 10)
Györ­gy Ligeti: Sechs Bagatellen (1953)
sowie Texte von: Bertolt Brecht, Kurt Tuchol­sky, Erich Käst­ner, Paul Celan, Oskar Maria Graf, Pri­mo Levi, Mascha Kaléko u.v.m
Dauer des Konz­ertes: ca. 80 Minuten (ohne Pause)
Kün­stler:
Rez­i­ta­tion: Roman Kniž­ka (www.roman-knizka.de)
Bläserquin­tett Ensem­ble Opus 45 (www.opus45.de 1): Franziska Rit­ter (Quer­flöte), Elke Uta Fren­zel (Oboe), Sophie See­mann (Klar­inette), Ben­jamin Lieb­häuser (Horn), Flo­ri­an Lieb­häuser (Fagott)

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