Gedenken und Widerstand
antirassistische Veranstaltungsreihe in Eberswalde
25.11.2017 Rassistische Angriffe damals und heute — Ausstellung und
Podiumsdiskussion
06.12.2017 Gedenken zum Todestag von Amadeu Antonio — Gedenkveranstaltung
12.12.2017 Rechtspopulismus im Bundestag — Vortrag und Podiumsdiskussion
Wer war Amadeu Antonio? Der am 12. August 1962 in Angola (damals noch
der Kolonialmacht Portugals unterstehend) geborene Amadeu Antonio, wurde
am 25. November 1990 in Eberswalde bei einem Angriff von einer Gruppe
Neonazis niedergeschlagen. Bevor er als Vertragsarbeiter in die DDR kam,
hatte er in Brasilien, Portugal und der Sowjetunion Ausbildungen
absolviert. Er hoffte auf ein Studium der Flugzeugtechnik, wurde aber in
Eberswalde, wie die meisten seiner Landsleute, als Fleischer
ausgebildet. Nach Ablauf des Arbeitsvertrages verlängerte sich sein
Aufenthalt, weil seine deutsche Freundin ein Kind erwartete. Noch vor
der Geburt des Kindes starb Amadeu Antonio am 6. Dezember 1990, nach
zweiwöchigem Koma, an den Folgen des rassistischen Überfalls.
*Rassistische Angriffe damals und heute
Ausstellung & Podiumsdiskussion *
Am 25.11.17 jährt sich der rassistische Angriff auf Amadeu Antonio zum
27. Mal. In der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 ziehen rund 50
Neonazis und Rassisten, bewaffnet mit Baseballschlägern und Zaunlatten,
durch Eberswalde und machen Jagd auf Schwarze Menschen. Unter
„Deutschland den Deutschen“ Gegröle bewegt sich die Gruppe in Richtung
„Hüttengasthof“, zu dieser Zeit die einzige Gaststätte im Ort, in der
Nichtdeutsche noch willkommene Gäste sind. Nachdem der Wirt
benachrichtigt wird, dass eine Gruppe unterwegs ist, die auf Stress aus
ist, schließt er die Gaststätte. Als Amadeu Antonio mit Freunden das
Lokal verlässt, laufen sie den bewaffneten Rassisten genau in die Arme.
Viele konnten in dieser Nacht entkommen, Amadeu Antonio wurde von 10
Leuten umringt und niedergeschlagen, ein Angreifer springt mit beiden
Füßen auf den Kopf.
Die Afie und die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ laden zu einer
Gedenkveranstaltung in die Räume der HNEE in Eberswalde ein. Die
Ausstellung zur Geschichte der angolanischen Vertragsarbeiter in
Eberswalde, öffnet ab 15 Uhr. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung
wird es eine kurze Lesung über die Vorkommnisse in der Nacht des
Angriffs und ein Podiumsgespräch geben. Wir wollen uns über die
rassistischen Angriffe und die Stimmung in den 1990er Jahren austauschen
und dabei Kontinuitäten bzw. Unterschiede zur heutigen Zeit
herausarbeiten. Gäste sind unter anderem ein Zeitzeuge, der die
rassistischen Angriffe in Eberswalde Anfang der 90er miterlebt hat, und
ein Mitarbeiter des Vereins Opferperspektive e.V. aus Potsdam.
*Samstag, 25.11.17 15:00 Uhr Ausstellungseröffnung **
**18:00 Uhr Podiumsdiskussion* Aula der HNEE (Schicklerstr. 5 — Haus 6)
*Gedenken zum Todestag *
Am 6. Dezember 1990 starb Amadeu Antonio Kiowa mit 28 Jahren in Folge
des Angriffs. Zum Todestag von Amadeu Antonio rufen wir dazu auf, zur
Gedenktafel am Ort des Angriffs in der Eberswalder Straße 26 zu kommen.
Kerzen und/oder Blumen können gerne mitgebracht werden.
*Mittwoch, 06.12.17 16:00 Uhr Eberswalder Straße 26*
*Rechtspopulismus im Bundestag **
**Vortrag & Podiumsdiskussion *
Was angesichts weit verbreiteter rechter Einstellungen in großen Teilen
der deutschen Bevölkerung zu erwarten war, ist nun eingetroffen. Nachdem
die AfD schon im Europaparlament und in 14 Landtagen sitzt, ist sie am
24. September 2017 auch in den deutschen Bundestag eingezogen.
Rechtspopulismus wird damit endgültig nicht nur auf der Straße, sondern
auch auf der parlamentarischen Ebene salonfähig. Auch dort werden jetzt
die Grenzen des Sagbaren nach rechts verschoben und völkische Themen,
Rassismus und Sexismus auf der Tagesordnung stehen. Nach einem Vortrag
zu rechtspopulistischen Akteur*innen in Berlin und Brandenburg wollen
wir mit unseren Gästen ins Gespräch kommen. Der Fokus soll dabei auf den
antifeministischen Bestrebungen und den rassistischen sowie
nationalistischen Ansichten im Rechtspopulismus liegen. Des Weiteren
wollen wir auch über mögliche Strategien gegen das Erstarken solcher
Strukturen sprechen.
*Dienstag, 12.12.17 18:00 Uhr* Aula der HNEE (Schicklerstr. 5 — Haus 6)
Diese Veranstaltungsreihe wird von der afie organisiert. Die
Antifaschistische Initiative Eberswalde (afie) ist seit 2013 aktiv gegen
Rassismus, Sexismus und andere Unterdrückungs- und
Diskriminierungsformen. Dies schließt das Vorgehen gegen Neonazis und
rechte Strukturen ein. Wir organisieren Demonstrationen und arbeiten mit
verschiedenen Akteur*innen in regionalen Bündnissen zusammen. Außerdem
organisierten wir in der Vergangenheit Bildungsveranstaltungen, u.a. zu
Esoterik-Kritik, Kapitalismuskritik von rechts, Abschiebepolitik in
Deutschland und jüdischer Geschichte in Eberswalde. Mit dieser
Veranstaltungsreihe möchten wir neben einer aktiven Gedenkpolitik auch
rassistische Kontinuitäten thematisieren und Handlungs- perspektiven
aufzeigen. Damals und heute versperren unter anderem Rass- ismus,
Antifeminismus und rechte Hetze den Weg, der zu einer Gesellschaft
führen könnte, in der das bessere Leben für alle wartet.
www.afie.blogsport.de
afie@riseup.net
Veranstaltungsreihe gefördert durch: RosaLux
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