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Die Partisanin kehrt heim

Auf einem Bauern­hof endet für Lidia Bec­ca­ria Rolfi der Todes­marsch aus dem KZ Ravens­brück. Am 3. Mai 1945 kom­men sow­jetis­che Sol­dat­en dort an. Die Ital­iener­in Rolfi ist befre­it, doch längst noch nicht am Ende ihres Lei­denswegs. Sie ist krank und wird die Fol­gen der Haft zeitlebens nicht über­winden. In dem Buch »Der feine Faden der Erin­nerung« schilderte sie ihre Rück­kehr in die Heimat. Das Buch erschien bere­its 1996 in Turin. Rolfi starb im sel­ben Jahr. Jet­zt liegt eine deutsche Über­set­zung unter dem Titel »Zurück­kehren als Fremde« vor. 

Lidia Rolfi zählte als Jugendliche zunächst zu den begeis­terten Anhängern Mus­soli­n­is. Doch als junge Grund­schullehrerin erfuhr sie von der Ver­fol­gung der Juden und von anderen Ver­brechen und schloss sich den Par­ti­sa­nen ein­er Garibal­di-Brigade an. Ver­haftet, gefoltert und zum Tode verurteilt, kam Rolfi am 30. Juni 1944 ins KZ Ravensbrück. 

In ihrem Buch schreibt sie ein­dringlich über die Umwege, die sie über alli­ierte Lager schließlich an den Bren­ner­pass führen, und über die Auf­nahme in Piemont. Die Briten und die US-Amerikan­er hal­ten alle Ital­iener für Ver­bün­dete Hitlers, die Deutschen sehen in ihnen Verräter. 

In Ital­ien sitzen viele alte Faschis­ten noch auf ihren Posten und leg­en der ehe­ma­li­gen Par­ti­sanin Steine in den Weg. Die katholis­che Kirche ver­fügt über großen Ein­fluss und mis­straut der Dorf­schullehrerin, die mit Kom­mu­nis­ten redet und fre­und­schaftlich mit den armen Berg­bauern verkehrt. Der Bericht endet 1948, als Rolfi heiratet und einen Sohn bekommt. Weil ihre Erzäh­lun­gen vom KZ auf Unver­ständ­nis und Gle­ichgültigkeit tre­f­fen, schweigt sie die näch­sten zehn Jahre lang davon. 

Es ist das Ver­di­enst von Johan­na Kootz, für die Über­set­zung gesorgt zu haben. Im Nach­wort berichtet Kootz, wie Lidia Bec­ca­ria Rolfi sich schließlich engagiert – zum Beispiel im Inter­na­tionalen Ravens­brück-Komi­tee. 1959 fährt sie ohne Pass zur Eröff­nung der Mahn- und Gedenkstätte in die DDR, riskiert damit ihren Arbeit­splatz im Schul­dienst. In Rolfis Heima­tort Mon­dovi tra­gen heute eine Schule und eine Straße ihren Namen. 

Lidia Bec­ca­ria Rolfi: »Zurück­kehren als Fremde – Von Ravens­brück nach Ital­ien: 1945–1948«, Metropol, 207 S. (brosch.), 17 Euro, ND-Buchbestellser­vice, Tel.: (030) 29 78 17 77

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