4. Januar 2007 · Quelle: Antifaschistische Linke Potsdam

Die wahre Feigheit

In Königs Wuster­hausen sendet ein lokaler Radiosender namens „Sender KW“ seit Anfang
Dezem­ber 2006 Blitzer­mel­dun­gen und lässt sich diese von der Mode­marke „Thor Steinar“
finanzieren. Im Gegen­zug darf sich die in recht­sex­tremen Kreisen beliebte Marke der
Hör­erschaft des Radiosenders als „Fre­und und Helfer“ präsentieren. 

Der Geschäfts­führerin des „Sender KW“ war sich des Risikos offen­bar bewußt, durch
das Ausstrahlen der Spots dieses beson­deren Spon­sors selb­st in Verbindung mit der
Marke und ihren Umtrieben in recht­en Kreisen gebracht zu wer­den. Trotz­dem scheute
sie sich auch nach öffentlich­er Kri­tik an ihrem Vorge­hen nicht, den Ver­trag mit
„Thor Steinar“ sog­ar noch zu ver­längern. Sie begrün­dete dies damit, daß die Marke
nicht ver­boten sei. 

Eine rechte Mode­marke also ganz zu Unrecht in der Kri­tik? Mit­nicht­en, denn die
Kollek­tion von „Thor Steinar“ strotzt nur so von recht­en bis rechtsextremen
Sym­bol­en. Da wird auf T‑Shirts und anderen Klei­dungsstück­en mal eben zum Bild eines
deutschen Maschi­nengewehrs mit „Haus­be­suchen“ gedro­ht, die deutsche
Kolo­nial­herrschaft in Afri­ka ver­harm­lost, ein hei­d­nis­ches, antichristlich­es Bild als
Auf­druck ver­wen­det, dass sich­er nicht ganz zufäl­lig fast iden­tisch mit dem Logo der
recht­sex­tremen „Art­ge­mein­schaft — Ger­man­is­che Glaubens-Gemein­schaft wesensgemäßer
Lebens­gestal­tung“ ist. Auch Sym­bol und Schriftzug der neon­azis­tis­chen schwedischen
Band „Ulti­ma Thule“ find­et sich auf zahlre­ichen „Thor Steinar“ Kleidungsstücken.
Die Liste der offen­sichtlichen recht­sex­tremen Sym­bole und Anspielun­gen ließe sich
noch lange fort­set­zen, so ist die Kund­schaft auf der Inter­net­seite der Fir­ma dann
auch ganz in his­torisch­er Tra­di­tion in „Män­ner“ und „Mädels“ unterteilt – beide
sym­bol­isiert durch Bilder von Mod­els – alle­samt blond und blauäugig. 

„Thor Steinar“ erfreut sich in recht­sex­tremen Kreisen größter Beliebtheit – manche
Nazide­mo gle­icht inzwis­chen fast ein­er Thor Steinar-Mod­en­schau. Dass das nicht nur
auf den offen­bar gewoll­ten Anspielun­gen auf nation­al­sozial­is­tis­che und anderen
extrem recht­en Sym­bo­l­iken beruht, zeigt sich beim näheren Betra­cht­en des
geschäftlichen Umfeldes der Marke.
Denn sowohl bei den Betreibern in Königs Wuster­hausen als auch bei internationalen
Part­nern find­en sich Ver­strick­un­gen in die rechte Szene, die inzwis­chen zum Großteil
als gesichert gel­ten. Wenn zum Beispiel Ver­trieb­spart­ner Konz­erte der
„Nation­al­so­cial­is­tisk Front“ in Schwe­den besuchen oder Inter­net-Seit­en der
ras­sis­tis­chen „Ham­mer­skins“ betreiben, dann wird die Fir­ma und ihre Betreiber in der
Naziszene zu Recht als „eine von uns“ wahrgenommen.
In diesem Lichte ist es den Betreibern auch nicht mehr abzunehmen, daß es sich bei
all den recht­en Sym­bol­en um bloße Zufälle oder „Mißver­ständ­nisse“ und
„Unter­stel­lun­gen“ han­delt – es ist „im besten Fall“ eiskaltes Kalkül, mit
Nazik­lam­ot­ten Geld zu machen. 

Geld, daß sich offen­bar auch die Geschäfts­führerin von „Sender KW“ nicht entgehen
lassen wollte. Immer wieder betont sie, nur Geschäfts­frau zu sein. Möglicherweise
hat Frau Gödecke auch ihre langjährige SPD-Mit­glied­schaft eher zweck­mäßig gesehen –
auf jeden Fall aber scheint sie in ihrer Zeit als Abge­ord­nete kein­er­lei Gefühl für
die his­torische Rolle von Nazis im Umgang mit ihrer eige­nen Partei entwick­elt zu
haben. Wie die Geschäfts­führer von „Thor Steinar“ kalkuliert schein­bar auch Frau
Gödecke knall­hart, um aus recht­en Mode­marken noch Prof­it schla­gen zu können. 

Als Recht­fer­ti­gung benutzt sie das bish­er fehlende Ver­bot. Aber sich auf Ver­bote zu
ver­lassen, ist das völ­lig falsche Sig­nal – auch das eine Lehre aus der Geschichte –
denn auch legal­isiert­er Recht­sex­trem­is­mus macht Wider­stand dage­gen nicht
über­flüs­sig, son­dern um so notwendi­ger, denn er kann Hin­weis auf besonders
gefährliche gesellschaftliche Verän­derun­gen sein. 

Statt auf Ver­bote zu set­zen oder sich auf die Hand­lun­gen irgendwelcher
Par­la­men­tari­erIn­nen zu ver­lassen, sollte Frau Gödecke selb­st ihren eige­nen, aktiven
Beitrag im Kampf gegen Rechts leis­ten und jede Zusam­me­nar­beit mit „Thor Steinar“
ein­stellen. Denn genau das zu unter­lassen – ist feige.
Im Kampf gegen einen wieder­erstark­enden Recht­sex­trem­is­mus sind alle Menschen
gefragt, nicht nur irgendwelche Poli­tik­erIn­nen – und wer trotz alle­dem mit
Recht­sex­trem­is­mus Geschäfte machen und daraus Prof­it schla­gen will – der muß auch
mit den Kon­se­quen­zen leben können. 

In diesem Sinne: Keine Nor­mal­isierung von Nazik­lam­ot­ten hin­nehmen – Thor Steinar zerschlagen! 

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