In Königs Wusterhausen sendet ein lokaler Radiosender namens „Sender KW“ seit Anfang
Dezember 2006 Blitzermeldungen und lässt sich diese von der Modemarke „Thor Steinar“
finanzieren. Im Gegenzug darf sich die in rechtsextremen Kreisen beliebte Marke der
Hörerschaft des Radiosenders als „Freund und Helfer“ präsentieren.
Der Geschäftsführerin des „Sender KW“ war sich des Risikos offenbar bewußt, durch
das Ausstrahlen der Spots dieses besonderen Sponsors selbst in Verbindung mit der
Marke und ihren Umtrieben in rechten Kreisen gebracht zu werden. Trotzdem scheute
sie sich auch nach öffentlicher Kritik an ihrem Vorgehen nicht, den Vertrag mit
„Thor Steinar“ sogar noch zu verlängern. Sie begründete dies damit, daß die Marke
nicht verboten sei.
Eine rechte Modemarke also ganz zu Unrecht in der Kritik? Mitnichten, denn die
Kollektion von „Thor Steinar“ strotzt nur so von rechten bis rechtsextremen
Symbolen. Da wird auf T‑Shirts und anderen Kleidungsstücken mal eben zum Bild eines
deutschen Maschinengewehrs mit „Hausbesuchen“ gedroht, die deutsche
Kolonialherrschaft in Afrika verharmlost, ein heidnisches, antichristliches Bild als
Aufdruck verwendet, dass sicher nicht ganz zufällig fast identisch mit dem Logo der
rechtsextremen „Artgemeinschaft — Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer
Lebensgestaltung“ ist. Auch Symbol und Schriftzug der neonazistischen schwedischen
Band „Ultima Thule“ findet sich auf zahlreichen „Thor Steinar“ Kleidungsstücken.
Die Liste der offensichtlichen rechtsextremen Symbole und Anspielungen ließe sich
noch lange fortsetzen, so ist die Kundschaft auf der Internetseite der Firma dann
auch ganz in historischer Tradition in „Männer“ und „Mädels“ unterteilt – beide
symbolisiert durch Bilder von Models – allesamt blond und blauäugig.
„Thor Steinar“ erfreut sich in rechtsextremen Kreisen größter Beliebtheit – manche
Nazidemo gleicht inzwischen fast einer Thor Steinar-Modenschau. Dass das nicht nur
auf den offenbar gewollten Anspielungen auf nationalsozialistische und anderen
extrem rechten Symboliken beruht, zeigt sich beim näheren Betrachten des
geschäftlichen Umfeldes der Marke.
Denn sowohl bei den Betreibern in Königs Wusterhausen als auch bei internationalen
Partnern finden sich Verstrickungen in die rechte Szene, die inzwischen zum Großteil
als gesichert gelten. Wenn zum Beispiel Vertriebspartner Konzerte der
„Nationalsocialistisk Front“ in Schweden besuchen oder Internet-Seiten der
rassistischen „Hammerskins“ betreiben, dann wird die Firma und ihre Betreiber in der
Naziszene zu Recht als „eine von uns“ wahrgenommen.
In diesem Lichte ist es den Betreibern auch nicht mehr abzunehmen, daß es sich bei
all den rechten Symbolen um bloße Zufälle oder „Mißverständnisse“ und
„Unterstellungen“ handelt – es ist „im besten Fall“ eiskaltes Kalkül, mit
Naziklamotten Geld zu machen.
Geld, daß sich offenbar auch die Geschäftsführerin von „Sender KW“ nicht entgehen
lassen wollte. Immer wieder betont sie, nur Geschäftsfrau zu sein. Möglicherweise
hat Frau Gödecke auch ihre langjährige SPD-Mitgliedschaft eher zweckmäßig gesehen –
auf jeden Fall aber scheint sie in ihrer Zeit als Abgeordnete keinerlei Gefühl für
die historische Rolle von Nazis im Umgang mit ihrer eigenen Partei entwickelt zu
haben. Wie die Geschäftsführer von „Thor Steinar“ kalkuliert scheinbar auch Frau
Gödecke knallhart, um aus rechten Modemarken noch Profit schlagen zu können.
Als Rechtfertigung benutzt sie das bisher fehlende Verbot. Aber sich auf Verbote zu
verlassen, ist das völlig falsche Signal – auch das eine Lehre aus der Geschichte –
denn auch legalisierter Rechtsextremismus macht Widerstand dagegen nicht
überflüssig, sondern um so notwendiger, denn er kann Hinweis auf besonders
gefährliche gesellschaftliche Veränderungen sein.
Statt auf Verbote zu setzen oder sich auf die Handlungen irgendwelcher
ParlamentarierInnen zu verlassen, sollte Frau Gödecke selbst ihren eigenen, aktiven
Beitrag im Kampf gegen Rechts leisten und jede Zusammenarbeit mit „Thor Steinar“
einstellen. Denn genau das zu unterlassen – ist feige.
Im Kampf gegen einen wiedererstarkenden Rechtsextremismus sind alle Menschen
gefragt, nicht nur irgendwelche PolitikerInnen – und wer trotz alledem mit
Rechtsextremismus Geschäfte machen und daraus Profit schlagen will – der muß auch
mit den Konsequenzen leben können.
In diesem Sinne: Keine Normalisierung von Naziklamotten hinnehmen – Thor Steinar zerschlagen!