Fürs Legalisieren von Cannabis gibt es ebenso viele Argumente wie dagegen. Das bewies die Podiumsdiskussion am Donnerstagnachmittag in der Wanderausstellung “SehnSucht”, welche ihre Türen auf dem Neustadt-Markt geöffnet hat. Etwa 50 interessierte Besucher, überwiegend junge Menschen, waren anwesend. Doch die Ärzte, Psychologen, Juristen und Sozialarbeiter im Podium diskutierten weitgehend unter sich. Zwischen ihnen gingen die Meinungen weit auseinander, es bildeten sich schnell zwei Parteien.
Während der Bernauer Amtsrichter Andreas Müller, der Brandenburger Streetworker Torsten Michalek und der Leiter einer Suchtberatungsstelle in Potsdam, Frank Prinz Schubert, durchaus für eine Legalisierung von Cannabis plädierten, sprachen sich die Chefärztin der Landesklinik Martina Arndt und Amtsarzt Uwe Peters deutlich dagegen aus. Sie argumentierten mit teilweise schwerwiegenden Folgen von übermäßigem Cannabis-Konsum.
Diese Symptome seien auch beim Konsum von legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin zu finden, konterte Müller.
Er hatte sich bereits 2002 beim Bundesverfassungsgericht für eine Legalisierung von Cannabis eingesetzt, der Antrag wurde abgelehnt.
Unter anderem brachte Schubert den Vergleich mit der Schweiz und den Niederlanden, wo der Cannabis-Konsum über 18 Jahre straffrei ist, und dort statistisch gesehen nicht mehr Menschen diese Droge konsumieren, als in Deutschland.
“Die Gesetze in der Bundesrepublik müssen sich der Realität anpassen”, forderte Müller — schließlich konsumierten inzwischen zehn Millionen Deutsche Cannabis. “Es ist unrecht, eine Sucht wie Nikotin-Konsum zu tolerieren und eine andere letztlich weit weniger gesundheitsschädigende Droge zu kriminalisieren.” Müller kritisierte zudem das Verhalten der Eltern: “Wenn Jugendliche sich am Wochenende betrinken, wird das toleriert. Wenn sie kiffen, bricht für die Eltern meist eine Welt zusammen.”
Alle Beteiligten lieferten sich eine heftige Diskussion, jede Partei beharrte auf ihrem Standpunkt.
Nur in einer Diagnose waren sich die Teilnehmer einig: Man darf das Kiffen nicht verharmlosen.
Eine Gruppe Experten will das Problem mit Verboten und strafrechtlichem Verfolgen von Cannabis-Konsumenten lösen. Andere wiederum wollen die weiche Droge legalisieren, allerdings Jugendliche über die Risiken aufklären.
Trotz des interessanten Themas meldeten sich nur wenige Zuhörer selbst zu Wort. Häufiges Abschweifen und Verwenden von vielen Fachausdrücken unter den Diskutanten im Podium dürfte die Lust zum Mitdiskutieren erlahmt haben.
Aus diesem Grund konnte kein Austausch zwischen den jungen Menschen und den Experten stattfinden. Dieser hätte die steife Diskussion aufgelockert und neue Aspekte auftauchen lassen.