Voriges Jahr ist Willie Gerloff noch brav zur Urne geschritten. Der 19-Jährige Schüler des von Saldern-Gymnasiums machte bei der Landtagswahl sein Kreuz bei einer etablierten Partei. Zur Bundestagswahl in drei Wochen wird Gerloff wieder ins Wahllokal gehen. Bei nur einem Kreuz soll es dann nicht bleiben. “Das ist Geschichte”, sagt er. Mindestens zwei Listen will er seine Stimme geben. Oder einen großen Strich quer über den Wahlzettel machen. Oder einen sinnigen Kommentar anbringen.
Denn auf diese Art wird sein Stimmzettel ungültig — und genau das möchte Willie Gerloff. Er ist bekennender Ungültig-Wähler, ebenso wie seine Schulkameraden Marcus Gutstein und Paul Fischer. Die drei wollen noch mehr Brandenburger vom Sinn der ungültigen Stimme überzeugen — mit einem Infostand morgen ab 15 Uhr auf dem Neustädtischen Markt.
“Eine wirkliche Alternative gibt es bei der Wahl nicht”, sagt Marcus Gutschein. Die Politiker handelten nur im Interesse der Wirtschaft und verschleuderten Steuermilliarden. Folge: Viele, viele Nichtwähler bei wichtigen Wahlen. Aber bei der Abstimmung zu Hause zu bleiben sei eigentlich blöd. “Die Leute sollen zur Wahl gehen und dort sagen, dass sie unzufrieden sind”, fordert der 18-Jährige, der sich als Wahlhelfer gemeldet hat. “Mit einer ungültigen Stimme zeigen sie: Wir sind politisch interessiert, aber wir lassen uns nicht alles gefallen.” Und wenn genügend Leute so handelten, sei der Protest auch in der Wahlstatistik nicht mehr zu übersehen: In der Rubrik “Sonstiges”, wo die ungültigen Stimmen auftauchen.