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(Anti-)Rassismus

Ein Jahr Barnimer Bürger*innenasyl

Vor einem Jahr, am 15. Feb­ru­ar 2019, sind wir als Barn­imer Bürger*innenasyl an die Öffentlichkeit gegan­gen. Unser Anliegen: Abschiebun­gen und die Angst davor verur­sachen sehr viel Leid bei den Betrof­fe­nen, und es ist möglich, aktiv zu wer­den, um Abschiebun­gen zu verhindern!

In diesem ersten Jahr kon­nten wir 19 dro­hende Abschiebun­gen ver­hin­dern. Wir haben den betrof­fe­nen Men­schen sicheren Wohn­raum zur Ver­fü­gung gestellt. Die Men­schen waren aus Eritrea, Sudan, Soma­lia, Libyen, Tschetsche­nien, dem Iran und dem Tschad. Sie kon­nten so wieder ohne Angst schlafen. Die meis­ten von ihnen haben inzwis­chen ihre Dublin-Zeit über­standen, ihre Anträge auf Asyl wer­den nun in Deutsch­land bear­beit­en (auf Grund der Dublin-Verord­nung wer­den Men­schen in das Land, in dem sie zum ersten Mal in Europa reg­istri­ert wur­den, abgeschoben – ungeachtet
der dor­ti­gen teil­weise katas­trophalen (Über-)Lebensbedingungen). Bei anderen Geflüchteten ist die Lage kom­pliziert­er, hier suchen wir zusam­men mit kom­pe­ten­ten Rechtsanwält*innen nach Lösun­gen, um eine Bleibeper­spek­tive in Deutsch­land jen­seits des Bürger*innenasyls zu ermöglichen. Dass wir mit unser­er Arbeit Men­schen sehr direkt unter­stützen kön­nen, ist eine große Moti­va­tion – wir wer­den weitermachen!

Lei­der erre­ichen wir nicht alle von Abschiebung bedro­ht­en Men­schen im Barn­im. Nach wie vor kommt es hier zu Abschiebun­gen. Neu ist, dass die Abschiebun­gen nicht mehr nur von den Mitarbeiter*innen der Barn­imer Aus­län­der­be­hörde durchge­führt wer­den. Der Regelfall scheint es nun zu sein, dass immer auch die Lan­despolizei dabei ist, wenn die Men­schen mit­ten in der Nacht aus ihren Unterkün­ften und Woh­nun­gen geholt wer­den. In Eber­swalde hat sich die Polizei in einem Fall sog­ar in Gebüschen ver­steckt, um einen in der Nacht heimkehren­den Geflüchteten zu
über­raschen. Genaue Zahlen darüber, wie viele Men­schen aus dem Barn­im abgeschoben wur­den, liegen uns bish­er nicht vor. In Bran­den­burg waren es im Jahr 2019 (bis 30. Novem­ber) 129 Dublin-Abschiebun­gen und 172 Abschiebun­gen ins Herkunftsland.

Für unsere Arbeit ist es wichtig uns zu ver­net­zen. Wir arbeit­en auch über die Kreis­gren­zen hin­aus mit Men­schen zusam­men, die sich für eine men­schliche und sol­i­darische Gesellschaft ein­set­zen: Geflüchtete die sich selb­st organ­isieren, um für ihre Rechte einzutreten, Men­schen die sich in ihren Kirchge­mein­den um das Kirchenasyl küm­mern, Engagierte aus den örtlichen Ini­tia­tiv­en, die Geflüchtete bei ihrem Ankom­men in ihren Dör­fern und Städten unterstützen.

Wir freuen uns nach wie vor über Spenden, Mitstreiter*innen und Men­schen, die uns Wohn­raum zur Ver­fü­gung stellen wollen. Mehr Infos unter https://www.b‑asyl-barnim.de/

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