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Ein treuer Diener Deutschlands

Er war ein treu ergeben­er Diener, ein braver Unter­tan des deutschen Reich­es, zuweilen etwas unbe­quem und aufmüp­fig – bis seine Haut­farbe ihm zum Ver­häng­nis wurde. Im Alter von 40 Jahren starb Mahjub bin Adam Mohamed Hus­sein oder auch Bayume Mohamed Husen 1944 im KZ Sach­sen­hausen, wohin ihn die Nazis wegen »Rassen­schande« im Sep­tem­ber 1941 ver­schleppt hat­ten. Ihm ist ein »Stolper­stein« gewid­met, der in dieser Woche in der Brun­nen­straße 193, dem dama­li­gen Wohn­haus sein­er Fam­i­lie, ver­legt wird.

Dabei hat­te er doch alles getan, um zu deutschen Ehren zu gelan­gen. 1904 in der dama­li­gen Kolonie Deutsch-Ostafri­ka geboren, verd­ingte er sich noch als Kind, als Zehn­jähriger, als Sol­dat der Kolo­nial­trup­pen. Er wurde ein Askari, ein Kämpfer, der im 1. Weltkrieg an der Seite der Deutschen gegen die britis­chen Trup­pen kämpfte.

Die Askari tru­gen die Haupt­last der deutschen Kriege in Afri­ka. Die Deutschen hat­ten es unter Paul von Let­tow-Vor­beck geschickt ver­standen, sich als die besseren Kolo­nial­her­ren zu präsen­tieren, sie genossen einen größere Sym­pa­thiew­ert, und so kämpften viele Schwarze frei­willig an der Seite der Deutschen.

Als Askari hat­te man Anspruch auf eine lebenslange Pen­sion – ein Priv­i­leg, das auch in der alten Bun­desre­pub­lik noch galt, bis der let­zte schwarzafrikanis­che Krieger in deutschen Dien­sten starb. Das Askari-Heer hat­te zwis­chen 1890 und 1918 eine Stärke von 40 000 Mann.

Nach dem 1. Weltkrieg arbeit­ete Hus­sein bei deutschen Fir­men in Afri­ka, heuerte als »Boy« auf deutschen Schif­f­en an und wan­derte 1929 nach Deutsch­land aus, vor allem, um den noch ausste­hen­den Sold einzu­fordern – verge­blich, wie sich zeigte. Er kon­nte nicht die erforder­lichen Papiere vor­weisen, da war die deutsche Bürokratie eis­ern. In Berlin heiratete er 1932.

Bunt und bizarr sein weit­er­er Lebensweg: Er tin­gelte mit »Afri­ka-Shows« durch deutsche Lande, wollte eine Kün­stler­a­gen­tur für Schwarzafrikan­er betreiben und war der weib­lichen Welt sehr zugeneigt. Zweimal beantragte er das Fron­tkämpfer­abze­ichen, unter­richtete deutsche Beamte am »Ori­en­tal­is­chen Sem­i­nar der Friedrich-Wil­helm-Uni­ver­sität«, um sie auf einen Ein­satz im zukün­fti­gen neuen deutschen Kolo­nial­re­ich in Afri­ka vorzu­bere­it­en, und kell­nerte in der »Wild­west-Bar« des »Haus­es Vater­land« am Pots­damer Platz, wurde ent­lassen. Verge­blich verk­lagte er seinen Dien­s­ther­ren Kempinski.

Als Hitler den 2. Weltkrieg begann und Eng­land in den Krieg ein­trat, wollte er als Kriegs­frei­williger dabei sein, doch man nahm ihn nicht. Zwis­chen 1934 und 1941 spielte er in 23 Fil­men mit – meist als tapfer­er Krieger in deutschen Dien­sten und Diener deutsch­er Her­ren. An der Seite von Hans Albers zeigte er sich als untertäniger Adju­tant Ramas­sanin im Nazipro­pa­gandafilm »Carl Peter«.

Carl Peter, ein deutsch­er Kolo­nial­herr der Son­derk­lasse und Anti­semit, der im Auf­trage des deutschen Kaisers afrikanis­ches Land zusam­men­raubte und gnaden­los Auf­stände nieder­schlug, ließ auch ohne mit der Wim­per zu zuck­en seine Geliebte und einen Neben­buh­ler ermor­den, wofür er dann wegen »Pflichtver­let­zung« seines Amtes als Reich­skom­mis­sar für Deutsch-Ostafri­ka enthoben wurde. Ihn set­zte die Nazi-Kine­matografie ein Denkmal, und Hus­sein spielte mit.
Er glaubt sich sich­er in Nazi-Deutsch­land, schließlich beg­ing er den entschei­den­den Fehler, außere­he­liche Beziehun­gen aufzunehmen. Ein Anlass, ihn ohne Gerichtsver­fahren ins KZ zu steck­en, wo er drei Jahre über­lebte. Wer ihn denun­zierte, blieb unbekannt
Dem Schick­sal des Schwarzen in deutschen Dien­sten ist ein Buch gewid­met, das der Ch. Links Ver­lag jet­zt her­aus­ge­bracht hat. »Treu bis in den Tod« heißt die Lebens­geschichte von Mahjub bin Adam Mohamed, aufgeschrieben von der Afrikanistin Mar­i­anne Bech­haus-Gerst. Das neben­ste­hende Bild ließ sich Hus­sein selb­st als Auto­grammkarte anfertigen. 

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