»Wir haben genau geguckt, es war ein einstimmiger Beschluss«, hieß es am Sonnabend. Das Licht ging aus, eine Torte mit Wunderkerzen und der Aufschrift »DIE LINKE« wurde hereingeschoben. Auf der Videoleinwand spielte die Regie ein Feuerwerk ein und Musiker Thomas Putensen hämmerte in die Tasten eines Flügels, sang leidenschaftlich die deutsche Version des russischen Liedes »Katjuscha«. Delegierte klatschten, summten mit, tanzten, forderten eine Zugabe. Damit erfolgte am Wochenende nun auch im Land Brandenburg die Fusion von Linkspartei.PDS und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG).
Ein Parteitag im CulturCongressCentrum der Stadt Brandenburg an der Havel beschloss die Gründungsdokumente und wählte den Vorstand. Landesvorsitzender und Stellvertreterin sind wie schon zu PDS-Zeiten Thomas Nord (89 Prozent der Stimmen) und Kirsten Tackmann (94 Prozent). Von der WASG kam als zweiter Stellvertreter mit 76 Prozent der Stimmen der Cottbuser Richter Christian Eicke hinzu. Eicke stammt ursprünglich aus Westdeutschland und gehörte einst der SPD an. »Wir sind die LINKE und wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte Eicke. Knapp 200 WASG-Leute und 100 neue Mitglieder sind seit Mitte Juni zur märkischen LINKEN gestoßen, die nun 9680 Mitglieder zählt.
In Brandenburg klappte das schrittweise Zusammenwachsen von PDS und WASG ab dem Jahr 2005 viel reibungsloser als anderswo. »Wir waren uns darüber klar, dass es keinen realistischen Spielraum für zwei linke Parteien gab«, erinnerte der einstige WASG-Landesvorsitzende Steffen Hultsch, der am Sonnabend in den Vorstand gewählt wurde. Brandenburg sei das erste Bundesland mit einem Kooperationsabkommen der beiden Gruppierungen gewesen, Potsdam-Mittelmark der erste Landkreis in der BRD.
Ein starkes Ergebnis bei der nächsten Bundestagswahl und in Brandenburg nach der Landtagswahl 2009 Koalitionsverhandlungen mit der SPD »auf gleicher Augenhöhe«, stellte Thomas Nord in Aussicht. Die brandenburgische LINKE werde sich aber nicht für eine Handvoll Posten dazu bringen lassen, »wegzusehen, wegzuhören, nicht mehr die Probleme beim Namen zu nennen«. Für die Fortsetzung des landespolitischen Stillstandes habe Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ja die CDU.
»Wir stehen dafür nicht zur Verfügung!« Eine »Statistenrolle« bei der Umsetzung des SPD-Programms lehnte Nord ab.
Zunächst versprach der Landesparteichef angesichts von Sozialabbau, Kinderarmut und anderen Sorgen: »Konstruktive Opposition dort, wo es möglich ist, außerparlamentarischer Druck dort, wo er notwendig ist.«
In Sichtweite des Kongresszentrums hatten sich zwei Dutzend Neonazis postiert. Sie schwenkten NPD-Fahnen, zeigten die Parole »Volksgemeinschaft statt Klassenkampf«, ein Herr im Anzug nuschelte ins Megaphon. Die Sozialisten antworteten mit dem Transparent »Nazis raus aus den Köpfen«, einige junge Antifas stellten sich dazu.
Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) begrüßte die Parteitagsdelegierten herzlich in ihrer Stadt und betonte unter großem Beifall, dass doch bei allen politischen Differenzen Einigkeit bestehe, dass die NPD hier keinen Platz haben sollte. Vor dem Parteitag gedachten der Landesvorstand und der Vorstand der Landtagsfraktion der Opfer des Faschismus. Man legte Kränze im alten Zuchthaus Brandenburg nieder und suchte die Euthanasie-Gedenkstätte am Nicolaiplatz auf. Zum Nicolaiplatz kam auch Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD).