(MOZ, 4.9.04) Eisenhüttenstadt (MOZ) Ohne großen Zwischenfälle verlief am Freitagnachmittag die Protest-Tour der antirassistischen Initiative gegen die Abschiebehaft für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt. Etwa 150
Teilnehmer des dreitägigen Camps auf einem Privatgrundstück am Weidehof brachten zunächst an der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZAST) in der Poststraße eine Gedenktafel an und zogen nach Gesprächen mit
Asylbewerbern aus der Einrichtung weiter durch die Innenstadt zum
Rathaus. Bis zum späten Nachmittag gab es unter Polizeischutz mehrere
Zwischenkundgebungen. Eisenhüttenstadt war letzte Station der
bundesweiten Anti-Lager-Tour, die sich vor allem gegen
Abschiebehaftanstalten richtet.
Immer wieder sprechen die Organisatoren der Anti-Lager-Tour von massiver
Verunsicherung. Mal ist es die Polizei, deren verhältnismäßige Präsenz
in Eisenhüttenstadt zwar als deutlich angenehmer empfunden wird als
beispielsweise in Parchim, wo stets ein Helikopter über den
Demonstranten kreiste, mal ist es die öffentliche Diskussion im Vorfeld,
die die vielleicht 200 Teilnehmer des antirassistischen Camps sogar in
die Nähe von Nazis gerückt haben soll.
In Eisenhüttenstadt vor der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber
(ZAST) in der Poststraße geht es am Freitagnachmittag friedlich zu. Auch
wenn wiederum “massive Verunsicherung” überhaupt die Ursache der
Protestaktion vor der ZAST ist. 650 Asylbewerber könnten in der ZAST
untergebracht werden, 108 Plätze hat die Abschiebehaft auf gleichem
Gelände. Ausgelastet sind beide Einrichtungen bei weitem nicht. “Allein
dieses räumliche Nebeneinander ist zynisch, es löst bei
ErstantragstellerInnen regelmäßig massive Verunsicherung aus”, heißt es
in einem Extra-Blatt zur bundesweiten Anti-Lager-Tour. Das
Antifolterkomitee des Europarats, so heißt es darin weiter, hat bereits
im Jahr 2000 insbesondere zwei Ruhigstellungsräume im dortigen
Abschiebegefängnis massiv kritisiert. “So wurde z.B. eine Person 29
Stunden ununterbrochen fixiert. Fixierungen erfolgen bis heute, es
wurden lediglich geringfügige Veränderungen vorgenommen”, schreiben die
Organisatoren der Tour, die deshalb Eisenhüttenstadt als Endstation
ihrer Protestaktion auserwählt haben.