Spremberg. Der Spremberger Hauptausschuss hat am Montag eine
Beschlussempfehlung über die Gestaltung des Gedenkkomplexes auf dem
Georgenberg, namentlich der heutigen Gedenkstätte der Opfer des Faschismus,
an die Stadtverordnetenversammlung weitergeleitet. Danach sollen nun elf
Namen an der Rückseite des Denkmalssockels verewigt werden, die
stellvertretend für die Opfer des Stalinismus stehen sollen.
Vier Jahre lang habe man nun über eine Gestaltung des Georgenberg-Komplexes
rund um das heutige Denkmal der Opfer des Faschismus diskutiert, erinnerte
der Stadtverordnete Egon Wochatz (CDU) am Montag im Hauptausschuss. Nun
stehe das Jahr 2005 und damit der 60. Jahrestag des Endes des zweiten
Weltkrieges und der Nazi-Diktatur vor der Tür und setze einen gewissen
Zeitrahmen. Wochatz sprach hier gleichzeitig für den Georgenberg-Verein, der
Initiator und Inspirator einer Denkmal-Neugestaltung ist.
Auch der Hauptausschussvorsitzende Hartmut Höhna (CDU) fand, es solle Ziel
der Abgeordneten sein, noch vor der Sommerpause zu einer Lösung zu kommen.
Und schließlich passierte dann auch der von der CDU / FDP-Fraktion
favorisierte Beschluss den Hauptausschuss — gegen drei Gegenstimmen (Birgit
Wöllert und Elke Franke von der PDS sowie Gudrun Geisler von der Vereinten
Sozialgemeinschaft) und eine Enthaltung (Werner Plonka von der SPD). Zur
Mehrheit verhalfen dabei auch die Stimmen von Bürgermeister Dr. Klaus-Peter
Schulze (CDU) und Harry Krause, CDU-Mitglied und Vorsitzender der
Mix-Fraktion Spremberg Land / Brandschutz / Pro Georgenberg.
Zuvor hatte Birgit Wöllert ein weiteres Mal vor allem auf die ausgewählten
Namen der Stalinismus-Opfer abgestellt und Hintergründe zu deren Biografie
verlangt. “Ich möchte wissen, wo war derjenige und was war er zwischen 1933
und 1945”, begründete sie. “Ich möchte nicht, dass wir dort SS-Leute
namentlich aufführen.” Damit machte sie ihr Misstrauen gegen eine von Egon
Wochatz vorgetragene Auswahl von Namen deutlich, hatte doch Wochatz in
seiner Amtszeit als Bürgermeister bereits den Versuch unternommen, die
Aufstellung eines Gedenksteins für die SS-Division Frundsberg zu fördern -
quasi an den Stadtverordneten vorbei.
Wochatz indessen versicherte am Montag, die vorliegenden Namen seien soweit
wie möglich geprüft worden — anhand von Aussagen Angehöriger und anhand von
Unterlagen, die die Namen der in Stalins Internierungslagern ums Leben
Gekommenen aufführen. Klare Angaben zu einzelnen Biografien wollte Wochatz
allerdings in der Öffentlichkeit nicht machen.
Dafür schien die PDS-Abgeordnete Elke Franke zumindest zu einem der Namen
mehr Hintergrundwissen zu besitzen. Auch das wurde nicht öffentlich
preisgegeben, eine Erklärung aber im nicht öffentlichen Teil abgegeben.
Frank-Michael Schober (CDU) machte schließlich noch einmal deutlich, warum
man so sehr auf die Namen von Opfern des Stalinismus Wert lege, nachdem das
ursprüngliche Ansinnen, für einen insgesamt anonymen Gedenkstein, von dem
dann auch die Namen der ermordeten Antifaschisten verschwinden müssten, mit
dem Hinweis auf den Denkmalschutz gescheitert war: “Nach 1945 ist dieses Denkmal
politisch instrumentalisiert worden, und damals ist das erste Mal das
Urheberrecht verletzt worden. Aus einem Denkmal für die Opfer des ersten
Weltkrieges ist ein dezidiert politisches Denkmal gemacht worden, das die
einen einschließt und andere ausschließt.” Es sei blamabel, wenn man nun so
lange nach der Wende immer noch kein Gleichgewicht auf diesem Denkmal
hergestellt habe.
Hintergrund: Das sind die Namen
Folgende elf Namen sollen auf der Gedenkplatte stellvertretend für alle
Spremberger Opfer des Stalinismus am Denkmal angebracht werden: Ernst
Tschickert, Josef Deutscher, Alma Gürtler, Otto Handrick, Kurt Leopold,
Klaus Moldenhauer, Werner Moser, Karl-Heinz Richter, Lieselotte Schlick,
Ludwig Schmelzer, Eugen Wirth.