Eigentlich sollte ab dem 12.08.2012, dem 50. Geburtstag von Amadeu Antonio ein Stück der Eberswalder Straße in Eberswalde seinen Namen tragen. Sie wäre dann dort gewesen, wo sie unserer Meinung nach hingehört. Mit 28 Jahren wurde Amadeu Antonio in dieser Straße Opfer brutaler rassistischer Gewalt, vorher lebte er dort wie andere Vertragsarbeiter in einem Wohnheim – separiert.
Weil Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung viele Menschen täglich betrifft und unser demokratisches Zusammenleben erheblich belastet, starteten der Afrikanische Kulturverein Palanca e.V. und die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ im April 2011 die Initiative für die Straßenumbenennung. Damals war noch nichts bekannt von den Exekutionen der rassistischen Massenmörder in Norwegen und des „NSU“ in Deutschland, nichts vom Misserfolg deutscher Sicherheitsbehörden, wohl aber vom Erfolg und von den spalterischen Auswirkungen des Buches von Thilo Sarrazin.
Es geht uns auch um den Wechsel der Blickrichtung, weg vom verständnisvollen Schauen auf die Täter und ihre Motive, auf völkische Stimmungen in Teilen der weißen Mehrheit, hin zur Perspektive der Menschen, die der Rassismus verletzt, hin zum Blick auf die durch Vielfalt geprägte Realität und eine Zukunft, die nur multikulturell sein kann. Jede achte Eheschließung in Deutschland ist heute eine binationale Verbindung. Jedes fünfte Kind, das hier geboren wird, hat mindestens ein „ausländisches“ Elternteil.
Die Straßenumbenennung betrachten wir als ein wichtiges Signal der Stadt Eberswalde, als eine würdigende Geste auch für das Leid der Familie, aller Angehörigen und Freunde von Amadeu Antonio, außerdem als ein deutliches Bekenntnis gegen den alltäglichen Rassismus und damit gegen Anknüpfungspunkte von Nazis und Rechtspopulisten.
Darum weisen wir nun mit Straßenschildern, T‑Shirts, Aufklebern usw. darauf hin: Wenn sie – noch – nicht dort ist, wo sie hingehört, zeigen wir, dass die Amadeu-Antonio-Straße überall ist bzw. überall da sein kann, wo sich Menschen gegen Rassismus engagieren.
Straßennamen geben und ermöglichen Orientierung, weisen den Weg im direkten wie im übertragenen Sinn. Für die Kultur und die Stimmung in Kommunen ist es nicht egal, ob die Opfer in Vergessenheit geraten oder sichtbar erinnert werden.
Die Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit hilft, ihre Ursachen und Auswirkungen zu reflektieren, um das Schweigen zu überwinden und ähnliche Verbrechen zu vermeiden.
Die zweite symbolische Straßenumbenennung und die Aktion starten wir am Sonntag, 12.08.2012 gegen 15.30 Uhr an der Kreuzung Eberswalder-/Lichterfelder Straße. Im Anschluss an die Veranstaltung der Stadt Eberswalde zum 50. Geburtstag um 14 Uhr im Familiengarten und nach dem Gedenken an der Erinnerungstafel für Amadeu Antonio in der Eberswalder Straße 26 gegen 15.15 Uhr.