(Stressfaktor Printausgabe April 2007) René Herrmann ist ein Neonazi-Aktivist aus Brandenburg. Er trat erstmals Ende der 1990er Jahre mit seinem Versandhandel „Freiheitswille“ in Erscheinung. Dort bot er alles an, was das Neonaziherz höher schlagen ließ. Anfang September 2000 eröffnete er das Ladengeschäft „Ragnaröck“ in Eberswalde. Nach nicht einmal einem Monat musste dieses jedoch fürs erste wieder geschlossen werden, da der Vermieter den Vertrag kündigte. Grund dafür war ein auf den Nazishop verübter Anschlag. Sechs Schüsse auf wurden auf die Schaufensterscheibe abgefeuert.
Etwa drei Wochen später konnte René sein Geschäft in anderen Räumlichkeiten wieder eröffnen. Diesmal wurde es durch eine Alarmanlage mit empfindlicher Abtastung in der Scheibe und anderen Raffinessen stark gesichert. Wegen zu geringem Umsatz konnten Laden wie Versand nicht langfristig überleben.
Der inzwischen 33-Jährige versucht sich mittlerweile zum Kopf der Kameradschaftsszene in Brandenburg aufzuschwingen — bisher mit mäßigem Erfolg. Unter dem Label „Freie Kräfte Brandenburg“ will Herrmann die Nachfolge von Gordon Reinholz (dem vormals rührigen Anführer des sogenannten „Märkischen Heimatschutz“) antreten. Mit seinem Internetprojekt „Nationales Infoportal Brandenburg“ versucht er, nach der Auflösung des „MHS“ die am Boden liegende Kameradschaftsszene wiederzubeleben und zu vernetzen. Verschiedenste Nazikleingruppen will er über das Infoportal zu den „Freien Kräften“ unter seiner Anleitung bündeln.
Beim näheren Hinsehen fällt jedoch schon auf, dass Hermann in der schwachen Szene wahllos alles unterstützt, was ihm unter die Finger kommt. Teilweise handelt es sich um Kameradschaften, die eher damit beschäftigt sind sich zu betrinken als politisch aktiv zu werden. Bestes Beispiel dafür: Der „Widerstand Bernau“. Andere sogenannte „Initiativen“ sind schlicht Parallelprojekte von Herrmann selbst, die mit hohen Ansprüchen starten, denen aber bisher weder Inhalte noch Taten gefolgt sind; etwa die „Bürgerinitiative Besseres Brandenburg“. Auch Aufrufe zu „passivem Widerstand“ gegen antifaschistische Veranstaltungen (wie beispielsweise bei den Aktionswochen gegen Antisemitismus in Bernau) entfalteten keine Mobilisierungswirkung.
Trotzdem sollten die Aktivitäten von René Herrmann von AntifaschistInnen aufmerksam beobachtet werden. Zumindest potenziell stellen die KameradschaftsaktivistInnen in seinem Terrain in Nordostbrandenburg eine erhebliche Bedrohung dar. Gewaltbereit sind sie ohnehin wie eh und je. Wenn sich die Szene organisatorisch erholen sollte, wird das wahrscheinlich langfristig (wegen seiner mangelnden Kompetenz) nicht unter der Führung Herrmanns geschehen. Aber wenn es gelingt, die Entwicklung um Herrmanns Netzwerk gut einzuschätzen, wird es auch gelingen, die weitere Entwicklung in diesem extrem rechten Spektrum Brandenburgs frühzeitig zu verstehen und ihr entgegen zu steuern.
Zur Zeit muss sich Herrmann übrigens auch mit einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Cottbus und einem Ordnungswidrigkeitsverfahren (angeregt von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg) herum ärgern. Es droht ihm ein Bußgeld von bis zu 500.000 Euro. Seine Internetseiten wurden nämlich von der Kommission für Jugendmedienschutz als teilweise unzulässig und als Verstoß gegen §4 Abs 1 Nr.2 in Verbindung mit dem Verbreiten von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen bewertet.