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Erneut Anbau von Gen-Mais in Brandenburg geplant

Bish­er 25 Felder mit ins­ge­samt 560 Hek­tar gemeldet

(Berlin und Pots­dam, 23. Jan­u­ar 2006) Auch im Jahr 2006 pla­nen Bauern in Bran­den­burg den Anbau von gen­tech­nisch verän­derten Maispflanzen. Im Stan­dortreg­is­ter des Bun­de­samtes für Ver­brauch­er­schutz und Lebens­mit­tel­sicher­heit (BVL) waren bis zum 22. Jan­u­ar etwa 560 Hek­tar an 25 ver­schiede­nen Stan­dorten angemeldet. Bran­den­burg nähme somit, wie im ver­gan­genen Jahr, die trau­rige Spitzen­re­it­er­rolle im bun­desweit­en Anbau gen­tech­nisch verän­dert­er Pflanzen ein.

Thomas Janosch­ka, Sprech­er des Aktions­bünd­niss­es für eine gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft in Berlin und Bran­den­burg, erk­lärt dazu: „Der Anbau von Gen-Mais ist mit ver­mei­d­baren Risiken für Umwelt und Gesund­heit ver­bun­den. Der gen­tech­nikfreien Land­wirtschaft und dem Touris­mus in Bran­den­burg wird unnötiger Schaden zuge­fügt. Wir fordern alle Land­wirtschafts­be­triebe in Bran­den­burg auf, auf den Anbau gen­ma­nip­uliert­er Pflanzen zu verzichten.“

Die bish­er angemelde­ten Felder liegen vor allem im Land­kreis Märkisch-Oder­land: Straus­berg, Prötzel, Wöl­sick­endorf, Neu­treb­bin, Neureetz, Gusow, Seelow und Lebus. Hinzu kom­men Felder in Lieben­walde, Herzberg und Dahns­dorf. Eine Über­sicht find­et sich im Inter­net unter: www.standortregister.de

Bei dem Gen-Mais han­delt es sich mit ein­er Aus­nahme um den Bt-Mais 810 der Gen­tech­nikkonz­erne Mon­san­to und Pio­neer. Als Händler tritt vor allem die Märkische Kraft­fut­ter (Mär­ka) auf, die ihren Haupt­sitz in Eber­swalde hat. Im Bt-Mais ist das Gen eines Bak­teri­ums einge­baut, so dass der Mais ein eigenes Insek­ten­ver­nich­tungsmit­tel gegen den Fraßschädling Maiszünsler produziert.

In ein­er Unter­suchung mit diesem Mais kon­nte gezeigt wer­den, dass die gen­tech­nisch verän­derte Erb­sub­stanz (DNA) bei Fer­keln nicht voll­ständig im Magen und Darm abge­baut wird. Frag­mente davon fan­den sich im Blut und in ver­schiede­nen Orga­nen. Außer­dem kon­nte in Forschun­gen mit diesen Sorten gezeigt wer­den, dass es bei Trauer­mück­en­lar­ven (wichtiger Nüt­zling für die Land­wirtschaft) zu deut­lichen Wach­s­tumsverzögerun­gen kommt. Die Lar­ven hat­ten den Pollen von MON 810-Mais mit ihrer Nahrung aufgenommen.

Eine zweite Sorte mit ein­er Tol­er­anz gegen die Her­bizide Bas­ta und Lib­er­ty (Wirk­stoff: Glu­fos­i­nat-Ammo­ni­um) soll aus Forschungszweck­en in Dahns­dorf bei der Biol­o­gis­chen Bun­de­sanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) zum Ein­satz kom­men. Diese stammt von der deutschen Fir­ma Bay­er Crop­Science und wird auch unter Beze­ich­nung T 25 geführt.

Die so genan­nte Koex­is­tenz von gen­tech­nisch verän­derten und herkömm­lichen Sorten ist in der Prax­is der deutschen Agrarstruk­tur nicht möglich. Wer­den die Pflanzen erst ein­mal ange­baut, so ist eine unkon­trol­lierte Ver­bre­itung kaum noch zu ver­hin­dern: Bei Mais haben sich in der Ver­gan­gen­heit ver­schiedene Fälle von Kon­t­a­m­i­na­tio­nen kon­ven­tioneller und ökol­o­gis­ch­er Waren ereignet. Erst im ver­gan­genen Jahr war mit gen­tech­nisch verän­dertem Mate­r­i­al verun­reinigtes Mais-Saatgut auf Feldern in Süd­deutsch­land aus­ge­bracht wor­den, die Felder mussten untergepflügt wer­den. Der weltweit größte Fall ein­er Kon­t­a­m­i­na­tion, als Star­link-Fall bekan­nt, führte in den USA zum Rück­ruf von mehr als 300 ver­schiede­nen Lebens­mit­tel-Pro­duk­ten. Die nur als Tier­fut­ter zuge­lassene Sorte wird noch heute als Verun­reini­gung gefun­den, obwohl sich der eigentliche Fall in den Jahren 2000/2001 ereignet hat­te. Ein beson­deres Prob­lem stellt der Gen-Mais für die Imk­erIn­nen da. Da die Bienen den Mais anfliegen, kommt es zu Verun­reini­gun­gen von Honig und Pollen. Der Anbau von Gen-Mais gefährdet die Exis­tenz viel­er Land­wirtschafts- und Imkereibetriebe.

„Fast alle Land­wirte in Bran­den­burg, die vom Maiszünsler betrof­fen sind, bekämpfen ihn mit biol­o­gis­chen und kon­ven­tionellen Meth­o­d­en, wie Fruchtwech­sel, Unterpflü­gen der Mais­stop­peln oder dem Ein­satz von Schlupfwe­spen“, sagt Thomas Janosch­ka. „Daran soll­ten sich auch die Land­wirte ein Beispiel nehmen, die mit dem Ein­satz von Gen-Mais liebäugeln.“

In Bran­den­burg wer­den 9,3% der land­wirtschaftlichen Flächen von Biobauern bewirtschaftet, so viel wie nir­gend­wo son­st in Deutsch­land. Inter­essenkon­flik­te sind vor­pro­gram­miert. Öl ins Feuer schüt­tet der bran­den­bur­gis­che Präsi­dent des Deutschen Bauern­ver­ban­des Udo Fol­gart, der sich für die Gen­tech­nik stark macht und die neue Poli­tik von Land­wirtschaftsmin­is­ter See­hofer aus­drück­lich begrüsst. Die Inter­essen von Mon­san­to ste­hen für Fol­gart offen­bar über denen der Biobauern und der kon­ven­tionellen Landwirte!

„Auf keinen Fall wer­den wir dem Anbau der gen­ma­nip­ulierten Pflanzen taten­los zuse­hen“, sagt Thomas Janosch­ka. „In den näch­sten Wochen wer­den wir mit den betr­e­f­fend­en Land­wirten sprechen. Aber wir wer­den uns auch an die Nach­barschafts­be­triebe, die Gemein­de­v­ertreterIn­nen und die Ver­päch­terIn­nen der Felder wen­den. Und natür­lich wer­den wir uns mit phan­tasievollen Aktio­nen an die Öffentlichkeit wen­den. Noch ist der Gen-Mais-Anbau zu ver­hin­dern.“ Die Erfahrun­gen des let­zten Jahres zeigen, dass nicht alle angemelde­ten Flächen später auch mit dem Gen-Mais bestellt wer­den. 2005 waren von ursprünglich fast 500 Hek­tar nur etwa 120 Hek­tar übrig geblieben.

Am 28. Jan­u­ar find­et von 11 bis 17:30 Uhr im Pots­damer Kul­turhaus Babels­berg die Jahresta­gung des Aktions­bünd­niss­es für eine gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft in Berlin und Bran­den­burg statt. The­men sind der Gen-Mais-Anbau, die Änderun­gen des Gen­tech­nikge­set­zes und die geplanten Aktio­nen im Jahr 2006.

Das Aktions­bünd­nis für eine gen­tech­nikfreie Land­wirtschaft in Berlin und Bran­den­burg set­zt sich für den Erhalt der gen­tech­nikfreien Land­wirtschaft ein. Im Aktions­bünd­nis haben sich über 40 Organ­i­sa­tio­nen und Unternehmen zusam­mengeschlossen. Es unter­stützt Bäuerin­nen und Bauern bei der Grün­dung gen­tech­nikfreier Regionen.

Kontakt: 

Thomas Janosch­ka, kontakt@gentechnikfreies-brandenburg.de, Tel.:0162/3987982

Christof Pot­thof, Gen-ethis­ches Net­zw­erk e.V., Brun­nen­strasse 4, 10119 Berlin, christof.potthof@gen-ethisches-netzwerk.de, Tel.: 030–68 58 030,

www.gentechnikfreies-brandenburg.de

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