Groß Glienicke. Die Potsdamer Polizei versucht, mit einer aus vier Beamten
bestehenden Sonderermittlungsgruppe den Verfasser eines antisemitischen
Hetzblattes ausfindig zu machen. Wie berichtet, waren rund um den Groß
Glienicker See, der auf der Landesgrenze von Berlin und Brandenburg liegt,
Flugblätter verteilt worden, in denen jüdische Grundstückseigentümer für
zwei Giftanschläge auf Uferbäume verantwortlich gemacht werden. Hinweise auf
den Verfasser der Zettel und denjenigen, der sie in der Nacht verteilte,
gibt es derzeit nicht.
Am Mittwoch früh hatte ein Polizist aus dem Spandauer Ortsteil Kladow auf
dem Weg zur Arbeit das erste der Flugblätter unter dem Scheibenwischer
seines Wagens gefunden. Er benachrichtigte den Staatsschutz der Berliner
Polizei, der weitere rund 50 der diffamierenden Pamphlete an anderen
Fahrzeugen sicherstellte. Stunden später wurden weitere Hetzschriften auf
der Brandenburger Seite gefunden — zunächst an der Seepromenade in Groß
Glienicke und später auch in Briefkästen der anliegenden Häuser: “Die Juden
haben sich breitgemacht auf der Glienicker Seeseite.”
Der Schreiber wirft den Anwohnern vor, sie hätten die Bäume vergiftet,
nachdem mehrere ihrer Baumfällanträge abgelehnt worden seien. Der Groß
Glienicker Bürgermeister, Daniel Dörr, sagte, ihm sei nicht bekannt, dass
jemals ein Fällantrag für diesen Bereich gestellt worden wäre. Auch lebten
einige der in dem Flugblatt namentlich beschuldigten Anwohner schon zu
DDR-Zeiten in Groß Glienicke, sagte Dörr. In dem Ort werde das Flugblatt
“scharf verurteilt”.
Im Juli und August war am Brandenburger Seeufer eine Mischung aus
Unkrautvernichtungsmittel und Dieselöl an die Wurzeln von Bäumen gekippt
worden. Der Täter ist noch immer unbekannt, die meisten Bäume überstanden
den Anschlag mit der Giftbrühe. Es wurde vermutet, dass Anwohner hinter den
Anschlägen steckten, denen die Bäume die Sicht auf den See verdecken. Nach
der ersten Tat galt für mehrere Tage ein Badeverbot im See. Außerdem wurden
sicherheitshalber einige Bäume gefällt — man fürchtete um ihre
Standfestigkeit nach dem Anschlag. Das zweite Attentat überstanden die Bäume
unversehrt.