EBERSWALDE. Vor zwölf Jahren bekam der Name Eberswalde einen unangenehmen Beiklang. Er stand für den ersten Neonazi-Mord an einem Ausländer nach der Wende. Am 25. November 1990 traten drei Dutzend Rechtsextremisten so brutal auf den Angolaner Antonio Amadeu ein, dass er starb.
Zwölf Jahre später hängt im Gymnasium Eberswalde-Finow ein großes Wandbild. Zu sehen sind eine schwarze und eine weiße Hand, die sich berühren — die Schule begeht ihren Angola-Tag. Ein Jahr, nachdem fünf Jugendliche der Stadt nach Luanda reisten, sind neun afrikanische Schüler zum Gegenbesuch gekommen. Sie sollen erleben, wie sich Eberswalde geändert hat. Dass die Stadt nun auch für Ausländerfreundlichkeit steht. Auf dem Schulhof ruft Schulleiter Hartmut Mahling: “Lasst uns gemeinsam glauben an eine bessere Welt.”
Die Schüler klatschen. Niemand von ihnen hat Ähnlichkeit mit einem Skinhead. Ein Junge, der ein “Lonsdale” T‑Shirt — Lieblingsmarke der Neonazis — trägt, hat das Bekleidungsstück mit einem Spruch versehen. “Laut gegen rechte Gewalt” steht nun über dem Markennamen.
Seit vier Jahren engagieren sich Schüler und Lehrer für Angola, auch wegen des Mordes. “Es ist verdammt nötig, positive Zeichen zu setzen”, sagt der Schulleiter. “Die Schüler lernen Toleranz nur, wenn sie das Fremde hautnah kennen lernen können.” Die afrikanischen Gäste tanzen und diskutieren mit ihren Gastgebern. Am Ende ihres zweiwöchigen Besuchs begegnen sich viele wie Freunde. Der 16-jährige Domingos Mufa sagt: “Ich bin begeistert von der Gastfreundschaft und wie sehr sich alle für uns interessieren.” Er ist ein afrikanisches Straßenkind und geht erst seit vier Jahren zur Schule. “Das ist meine einzige Chance”, sagt er. Er will Lehrer werden und freut sich, Deutschland gesehen zu haben.
Dass nicht alle in Eberswalde gastfreundlich sind, weiß ein anderer Angolaner zu berichten, der seit 1987 in Eberswalde lebt. “Es ist noch nicht so weit, dass ich mich allein durch die Stadt traue”, sagt er. “Nur im Auto fühle ich mich sicher.” Aber solche Aktionen in den Schulen machen ihm Mut. “Es ist ein Anfang. Und der ist wichtig.”
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