INFORIOT Eigentlich sollte am 14. November — einen Tag vor dem so genannten “Volkstrauertag” — das erste Mal seit zweieinhalb Jahren in Halbe eine größere Neonaziveranstaltung stattfinden. Nun scheint es jedoch fraglich, ob der Ausmarsch zustande kommt. Zwar ist seit Juli bekannt, dass die norddeutschen Neonazis Lars Jacobs und Christian Worch für den 14. November ein “Heldengedenken” angemeldet haben. Vor einigen Tagen scheiterte zudem ein Verbotsversuch. Doch die Szene trommelt seit dem 2. November für ein anderes Event: Die NPD wirbt für einen “Gedenkmarsch” zu Ehren ihres Ende Oktober verstorbenen Vorstandmitglieds Jürgen Rieger. Und zwar ausgerechnet im bayerischen Wunsiedel (wo aber nicht Rieger, sondern Hitlerstellvertreter Rudolf Heß begraben ist).
Christian Worch, der als eigentlicher Hauptorganisator der Nazi-Veranstaltung in Halbe gilt, mobilisiert mittlerweile nach Wunsiedel. Auf einem Nazi-Webportal schreibt er knapp: “Die Veranstaltung in Halbe wird verlegt.” Auf der Webseite des neonazistischen Halbe-Gedenkens hingegen ist bis dato nichts von einer Absage oder einem neuen Termin zu lesen.
Antifagruppen, die zu Protesten in Halbe aufriefen, bleiben vorerst bei ihrer Anmeldung zu einer Gegenkundgebung, rechnen aber mit einer Absage der Neonazis (siehe auch hier). Das ebenfalls angekündigte “Fest für Toleranz” wird wohl in jedem Fall stattfinden. Wenn er denn doch zustande kommt, hätte der Neonaziaufmarsch wohl in jedem Fall keine bundesweite Ausstrahlung, denn neben Wunsiedel ist auch noch eine rechtsextreme Demonstration in Arnstadt (Thüringen) angekündigt.
Hintergrund des “Heldengedenkens”, dass seit Anfang der 1990er Jahren immer wieder von Neonazis in Halbe abgehalten wird, ist die Kesselschlacht in dieser Region kurz vor Kriegsende 1945, bei der rund 60.000 Menschen starben. Obwohl in militärisch aussichtsloser Lage, hatten die Deutschen nicht kapituliert. Auf dem Halber Friedhof, dem größten Soldatenfriedhof Deutschlands, sind über 20.000 Tote begraben. In großer Mehrheit handelt es sich um deutsche Soldaten, die von den Neonazis als Helden betrauert werden.