NEURUPPIN Es ist jetzt zweieinhalb Jahre her, dass der Wittstocker
Jugendklub “Havanna” verwüstet wurde. Die Schäden sind mittlerweile in
Eigenarbeit beseitigt worden.
Trotzdem ist der Vorfall nicht erledigt. Seit dem 8. März stehen neun junge
Männer zwischen 18 und 28 Jahren unter anderem wegen Widerstands gegen
Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruchs vor dem Landgericht Neuruppin.
Laut Anklage wurden bei diesem Treffen der rechten Szene in voller
Lautstärke verbotene CDs abgespielt. Als die Polizei die Veranstaltung
auflösen wollte, verbarrikadierten Partygäste die Eingangstür und warfen mit
Flaschen und Stühlen nach den Beamten. Dabei sollen die neun Angeklagten
kräftig mitgemischt haben, so der Staatsanwalt. Zu diesen Vorwürfen wollten
sich die ausnahmslos schon vorbestraften Angeklagten am ersten
Verhandlungstag nicht äußern. Gestern jedoch machte Christopher H. als
Erster den Mund auf.
“Es war eine Feier, wie die so sind”, erklärt der 19-Jährige: viele Leute,
Musik und Alkohol. Szenetypische rechte Musik — es können auch die “Landser”
gewesen sein — wurde gespielt, sagt der Wittstocker. Er habe nur die
Einheimischen gekannt, aber es seien auch viele Gäste von außerhalb da
gewesen. Den Hitlergruß habe er gezeigt, das sei richtig. Aber das sei nicht
seine Idee gewesen, er habe nur mitgemacht.
“Auf einmal war das Licht aus”, erzählt Christopher H. Flaschen und Stühle
flogen durch den Raum. Einige standen am Fenster und schnappten nach Luft.
Er selbst habe seine Bierflasche nur weggeworfen, um zwei Streithähne
auseinander zu bringen. Dass draußen die Polizei stand, habe er nicht
gesehen, nur gehört. Und auch wer die Barrikaden gebaut und mit Gegenständen
geworfen hat, wisse er nicht: “Die Leute waren vermummt, hatten kurze Haare.
Die sahen alle gleich aus.”
Völlig unbeteiligt an der Randale war nach eigenen Angaben Enrico S. Statt
mitzumachen habe er die Leute aufgefordert, die Barrikaden abzubauen und
keine Flaschen aus dem Fenster zu schmeißen. Eine Bierflasche habe er selbst
nur geworfen, um dieser Aufforderung Nachdruck zu verleihen, sagte der
26-Jährige. Eigentlich wollte er draußen nur mit der Polizei reden. Doch
statt einer Antwort habe ihm ein Beamter Pfefferspray in die Augen gesprüht.
Ungläubig schüttelte die Staatsanwältin den Kopf: “Sie gehen freundlich auf
den Polizisten zu und der sprüht direkt mit Pfefferspray?”
Am 22. März wird der Prozess mit Zeugen fortgesetzt.