(MAZ, Peter Schwierz) BERLIN Verdutzt bleiben gestern Nachmittag einige Fußgänger am Berliner Schiffbauerdamm stehen. Fluglärm hallt von der Spree herüber. Können Düsenjäger neuerdings schwimmen?
Können sie nicht. Den Lärm verursachen die Protestler, die mit dem Neuruppiner Motorschiff “Gustav Kühn” direkt gegenüber vom Bahnhof Friedrichstraße festmachen.
Rund 30 Gleichgesinnte nehmen die Mitstreiter der Bürgerinitiativen “Freie Heide”, “Freier Himmel” und der Unternehmervereinigung “Pro Heide” noch mit an Bord. Dann gehts weiter. Das Protest-Schiff fährt die Spree in Richtung Reichstag hinunter. Immer wieder spielt Benedikt Schirge von der Freien Heide lauten Fluglärm ein. Als die “Gustav Kühn” im Regierungsviertel ankommt, wirds eng an Deck. Die Demonstranten recken den vielen Zuschauern an Land ihre Fahnen und Transparente entgegen. “Da drüben sind unsere Freunde”, sagt Heinz Lindenberg und schmunzelt, als das Schiff an den Glasfassaden des Abgeordnetenhauses vorbeifährt. Es sei “ein tolles Gefühl”, hier im Zentrum der Macht zu demonstrieren, sagt der Rentner aus Waren an der Müritz. Dann kommt wieder eine der niedrigen Spreebrücken in bedrohliche Nähe. “Achtung”, ruft der Bootsführer und auch Heinz Lindenberg muss seine Fahne kurzzeitig einholen.
Auf dem Rückweg steht Petra Pau (PDS) am neu eröffneten Spreeuferweg, den eine große Berliner Zeitung kürzlich als Pfad der Macht bezeichnet hat, weil er auch direkt am Kanzleramt vorbeiführt. Mit ihrer Digitalkamera fotografiert Petra Pau das Protest-Schiff und winkt.
Zurück am Schiffbauerdamm, geht die Bundestagsabgeordnete kurz an Bord und berichtet vom Wirtschaftsausschuss. Die Abgeordneten hätten sich alle gefragt, was draußen auf der Spree für ein Lärm sei. “Das hatte schon einen gewissen Effekt”, sagt Petra Pau anerkennend. Zeit für eine kleine Rundfahrt hat sie wegen mehrerer Abstimmungen im Bundestag aber nicht. Also starten die Protestler ohne sie zu einer weiteren Runde durch Berlins Zentrum der Macht.