(ND, Peter Nowak, 27.10.08) Zum langen Tag des Antimilitarismus hatten die Antifaschistische Linke Berlin und
die Gefangenenhilfsorganisation Libertad in den Kreuzberger Mehringhof eingeladen.
Gleich am Anfang hatten gestern die zunächst knapp 50 Besucher die Qual der Wahl
In einem Raum referierte der Frankreich-Korrespondent der Wochenzeitung Jungle World
am Beispiel des ehemaligen Mitbegründers der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ und
heutigen französischen Außenministers Bernard Kouchner über die Verbindung zwischen
Menschenrechtsretorik und Krieg. Im Nebenraum debattierten Rüdiger Göbel von der
Tageszeitung junge Welt und die Bundestagsabgeordnete der Linken Heike Hänsel die
Frage, ob die Linkspartei den Weg der Grünen geht und den Antimilitarismus aufgibt.
Am Nachmittag hatte sich die Teilnehmerzahl verdoppelt. Beim Runden Tisch der
Antimilitaristen stellten verschiedene ihre Aktionen vor. Die Initiative gegen die
Sicherheitskonferenz in München und die Bürgerinitiative gegen das Bombodrom bei
Wittstock blicken schon auf jahrelange Praxis zurück. Neueren Datums ist eine
„antimilitaristische Tatortinspektion“, die am 13 November zu einer Bustour zu
Orten der Rüstungsproduktion und des Antimilitarismus einlädt. . Inspiziert werden
soll der Fachbereich Military Studies an der Potsdamer Universität und die am
Rüstungsgeschäft beteiligte Firma MAN in Brandenburg/Havel.
In ihrer Nähe waren Ende
Juli 2007 drei Berliner festgenommen, die von der Staatsanwaltschaft beschuldigt
werden einen Brandsatz unter Militärfahrzeuge gelegt zu haben. Zu Zeit wird
deswegen vor dem Berliner Kammergericht verhandelt, wo die Bustour beginnt.
Ein Mitorganisator des Antimilitarismustages erklärte gegenüber ND, dass die
Zerstörung von Kriegsmaterial in Großbritannien, Belgien und den USA zur
antimilitaristischen Praxis gehörte.
Anders als die Friedensbewegung, die in den 80er Jahren zumindest in
Westdeutschland noch Hunderttausende auf die Straße gebracht hat, wollen sich auch
die Berliner Antimilitaristen nicht auf Demonstrationen und Menschenketten
beschränken. Das Symbol dieser Friedensbewegung, die weiße Friedenstaube war auf
dem Treffen nicht zu sehen. Dafür kam mit dem Literatur-Nobelpreisträger
Heinrich Böll ein alter Weggefährte dieser Friedensbewegung wieder zu ehren. Seine
Erzählung „Das Ende einer Dienstfahrt“ wurde als Hörspiel aufgeführt. Der 1966
geschriebene Text handelt von einem Vater und seinen Sohn, die gemeinsam einen
Bundeswehr-Jeep anzünden.