Strausberg (MOZ) Der Fortbestand des einzigen Frauenhauses in Märkisch-Oderland gleicht jedes Jahr einer Zitterpartie. Auch in diesem Jahr fürchtet der DRK-Kreisverband Strausberg, auf den Sach- und Betriebskosten nahezu allein sitzen zu bleiben. Angesichts knapper Gemeindekassen bleiben solche freiwilligen Aufgaben zunehmend auf der Strecke.
Fünf Cent sind nicht viel. Fünf Cent pro Einwohner — ist beim DRK einmal ausgerechnet worden — müssten aus den Kommunen von MOL kommen, um einen Teil der Kosten für den Betrieb eines Frauenhauses decken zu können. Dazu die jährlich vom Land gezahlte feste Summe und das Geld vom Landkreis.
Doch so einfach ist das nicht. “Während das Land gemäß der Richtlinie zahlt und sich auch der Landkreis beteiligt, müssen wir als DRK-Kreisverband inzwischen jährlich 13 000 Euro selbst zuschießen”, rechnet der Strausberger DRK-Geschäftsführer Frank Langisch vor. Das sei mehr als der Anteil des Kreises. Vor drei Jahren, als das DRK das Haus übernahm, waren es 3000 bis 4000 Euro. Denn immer mehr Kommunen messen in Zeiten angespannter Kassenlage einer solchen freiwilligen Aufgabe nur eine untergeordnete Bedeutung bei. Zahlungen bleiben zunehmend aus.
Dabei sind es keineswegs Unsummen, auf die beim DRK Strausberg jedes Jahr aufs Neue gehofft werden. “Die fünf Cent pro Einwohner würden für Strausberg beispielsweise 1318,50 Euro bedeuten”, sagt Ravindra Gujjula, der DRK-Kreisvorsitzende. Wenn er lese, was gerade durch Sponsoring alles abgesichert werde, dann seien doch auch hierfür Zuwendungen vorstellbar. “Oder sind es diese Frauen nicht wert, dass ihnen Hilfe zuteil wird?”
Hingegen ist es für einige Kommunen trotz anhaltender Geldsorgen zu höchst anerkennenswerter Normalität geworden, konsequent für die Zuflucht Suchenden jährlich zwischen 250 und 500 Euro beiseite zu legen. Fredersdorf-Vogelsdorf, Hoppegarten, Altlandsberg, Neuenhagen, Seelow und Letschin betrachten es als notwendige Kür, eine solche Einrichtung vorzuhalten. Selbst wenn es Frauen aus ihren Orten möglicherweise gar nicht betrifft.
Genau das hat schon vor Jahren im Denken der politischen Entscheidungsträger oft eine vordergründige Rolle gespielt: Der Nachweis über die Aufnahme von Frauen aus der eigenen Kommune. “Ein falsches Denken”, appelliert das DRK. Wer vermag schon zu sagen, aus welchem Ort von MOL Hilfebedürftige kommen werden? “Wir sind jedenfalls das ganze Jahr über durchgängig belegt”, verweist Langisch auf die Statistik der Einrichtung mit vier Zimmern für bis zu sieben Personen — 2004 waren es 35 Frauen mit 21 Kindern.
Eindeutig konträre Auffassungen in den Orten zur Zahlung sind dabei eher selten. In Petershagen-Eggersdorf beispielsweise sind im Haushalt 2004 wie auch 2005 insgesamt 1000 Euro für die Betriebskosten/Unterbringung von REKIS, für Suchtbetreuung und Ähnliches eingestellt. “Auf den entsprechenden Antrag hin würden wir das natürlich prüfen”, sagt Kämmerin Hiltrud Ryborz. Der jährliche Bittbrief des DRK-Kreisverbandes, der im Vorfeld der Haushaltsplanung an die Kommunen geht, reicht hier wie anderswo offenbar nicht. “Für die Rechnungsprüfung brauchen wir im laufenden Jahr nochmals die konkrete Anforderung”, so die Doppeldorf-Kämmerin.
Ob es jedoch genügt, das Geldeinforderungs-Ritual seitens des DRK zu verändern, ist angesichts der Geldnot in Gemeindekassen anzuzweifeln. Wenn Sozialministerin Dagmar Ziegler Ende August dem Haus einen Besuch abstattet, wird es daher auch um die Frage Pflichtaufgabe gehen. Oder eine noch weiter abgespeckte Variante: eine Mietwohnung. Anonymität und Sicherheit zu gewährleisten, wird damit aber noch schwieriger.