Der Internationale Frauentag 2020 ist ein bedeutender Anlass, auf die schwierigen Lebensbedingungen von geflüchteten Frauen* und Kindern hinzuweisen. Die aktuellen Abschiebungen von geflüchteten Frauen* nach Kamerun und in andere Staaten passieren in einer demütigenden Art und Weise. Die Frauen* werden an ihrem Arbeitsplatz abgeholt, aus ihrem Alttag gerissen und in Linienflugzeuge gesteckt. Diese Praxis verbreitet Panik und lässt geflüchtete Frauen* mit Angst auf ihre unsichere Zukunft blicken. Aber es ist nicht nur ihre Zukunft, um die sie und wir bangen sollten. Es ist ihre aktuelle Situation, die Sorgen bereitet. Viele geflüchtete Frauen* und ihre Kinder erleben alltäglichen und strukturellen Rassismus und Gewalt. Die Lager, in denen sie leben müssen, stellen kein Umfeld für ein kindgerechtes Aufwachsen dar. Sie leben in einem Zustand der ständigen Unsicherheit und ihnen wird der Zugang zu wichtigen Grund- und Menschenrechten verwehrt. Die Situation von geflüchteten Frauen* und Kindern zeigt, dass wir mehr Anstrengungen unternehmen müssen, um Frauen* und Kinder vor solchen dramatischen Situationen zu bewahren.
Auch in Brandenburg werden die Grundrechte von geflüchteten Frauen* und Kindern verletzt. Anlässlich des Internationalen Frauentages wollen Flüchtlinge zusammen mit Unterstützer*innen einige Umstände in den Fokus rücken, die das Leben für Geflüchtete schwierig machen. Gemeinsam fordern wir Veränderung!
- Abschiebungen – und insbesondere Nachtabschiebungen – müssen sofort gestoppt werden! Das Eindringen der Polizei spät in der Nacht in Flüchtlingsunterkünfte und das Öffnen von Türen und Durchsuchen von Räumen von Unbeteiligten verstößt gegen das Grundrecht auf geschützten Wohnraum. Schlaf ist wichtig und eine Störung der Nachtruhe wirkt sich gesundheitsgefährdend aus! Die Lager sind ohnehin schon Orte des Stresses und der Unsicherheit. Das Eindringen der Polizei führt zu mehr Stress und Re-Traumatisierung. Diese Praxis ist nicht akzeptabel!
- Lange Aufenthalte in den Flüchtlingsunterkünften wirken sich schädlich auf die Motivation, das Empowerment und die Emanzipation von Geflüchteten aus. Wir fordern eine Maximalaufenthaltsdauer von drei Monaten für Geflüchtete in den Unterkünften, besonders für Frauen* und Kinder!
- Die physische Isolation in diesen Unterkünften, der Umstand, dass sie oft fern ab von Städten und Gemeinden gelegen sind, verhindert Inklusion und setzt Geflüchtete Angriffen von Neonazis aus. Isolation macht seelisch krank und verhindert Teilhabe in der Gesellschaft.
- Für neu angekommene Geflüchtete ist das deutsche bürokratische System sehr schwer nachzuvollziehen und die Kommunikation mit den Sachbearbeiter*innen schwierig. Wir fordern die Behörden auf, freundlicher und toleranter zu sein!
- Alltags- und struktureller Rassismus führen dazu, dass Geflüchtete sich nicht willkommen und akzeptiert fühlen. Wir fordern, dass geflüchteten Menschen mehr Handlungs- und Selbstermächtigungsmöglichkeiten gegeben werden! Wir fordern gleiche Rechte für alle Menschen unabhängig von Pass, Herkunft und Status.
- Internet ist kein Luxus. Es ist eine modernes Instrument, das Geflüchteten hilft, sich selbst zu ermächtigen, mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben, sich fortzubilden und zu informieren. Wir fordern Internetzugang für alle Geflüchteten!
Den Aufruf zu der Demonstration und die Forderungen der Geflüchteten und ihrer Unterstützer_innen finden Sie weiter unten sowie hier.
Ausführliche Informationen zur Brandenburger Erstaufnahme und die Folgen der dauerhaften Isolation in den abgelegenen Einrichtungen für Geflüchtete finden Sie auf der Seite des Flüchtlingsrates.