“Für Noël Martin gibt es keine Rassen, für ihn sind alle Menschen
gleich.” Diese Erfahrung nennt Jasmin Weinert zuerst, fragt man sie nach
wichtigen Eindrücken vom Aufenthalt in Birmingham. Dort weilt die
15jährige Mahlowerin derzeit mit weiteren neun Schülern und zwei
Betreuern aus Blankenfelde-Mahlow. Im Mittelpunkt der Reise stehen
Begegnungen mit jenem Mann, der seit acht Jahren querschnittsgelähmt im
Rollstuhl sitzt, mit jenem farbigen Briten, dessen Bauarbeiterleben in
Mahlow abrupt ein Ende fand. Weil rechtsgerichtete junge Leute ihn und
Freunde durch den Ort verfolgten, und er mit seinem Auto an einen Baum
prallte.
An diesen fremdenfeindlichen Übergriff erinnert heute am Tatort in
Mahlow ein Stein. Doch inzwischen finden immer mehr Mahlower die Courage
dafür zu sorgen, dass dieser Vorfall nie vergessen wird. Ganz im Sinne
von Noël Martin, der mit dem damaligen Ministerpräsidenten Manfred
Stolpe einen Fonds gründete, um Begegnungen zwischen Birmingham und
Mahlow zu unterstützen, für eine tolerante und weltoffene Jugend. Dem
Förderverein “Freunde der Herbert-Tschäpe-Schulen Mahlow” ist es
gemeinsam mit dem Bildungsministerium und der Stiftung “Großes
Waisenhaus zu Potsdam”, die den Fonds verwaltet, zu verdanken, dass sich
nun zum dritten Mal junge Leute auf den Weg zu Noël Martin gemacht haben.
Nachdem er die Jugendlichen bereits am Mittwoch und Donnerstag empfangen
hatte, stand gestern bei dem Briten jamaikanischer Herkunft
jamaikanisches Kochen für die deutschen Mädchen auf der Tagesordnung.
“Er interessiert sich trotz seiner schlimmen Lage für alles, fragt uns
viel, wir haben ihm erzählt, wie sich Mahlow verändert hat und ein Video
übergeben”, schilderte Jasmin die Gespräche. Inzwischen unterstützen
Freunde in Birmingham das Projekt. Mit ihrer Hilfe kann die Mahlower
Abordnung am Wochenende eine Familie besuchen, und Marc Kant darf sich
in einer englischen Schule umsehen.
Auch die Stadt Birmingham erobern die jungen Leute. “Hier ist es total
anders, viel offener, multikultureller, viel bunter”, sagte Jasmin, die
alle Erlebnisse aufschreibt, damit die Gruppe zu Hause beim Erzählen
nichts vergisst.