Am 1.September 1939 überfiel das nationalsozialistische Deutsche Reich die Republik Polen und löste damit den zweiten großen Weltkrieg des 20. Jahrhunderts aus, der mit mehr als 50 Millionen Toten den ebenfalls von
deutschem Boden ausgegangenen ersten Weltkrieg (1914 – 1918) an Zerstörung und Leid um das Vielfache übertraf.
Nach dem die Nationalsozialisten am 8.Mai 1945 vernichtend geschlagen wurden und Deutschland von den Alliierten befreit worden war, sollte deshalb von der Mitte Europas auch nie wieder ein Krieg ausgehen. Deutschland wurde demontiert und entmilitarisiert. Erstmals mussten sich Kriegsverbrecher vor einem Internationalen Gericht im Nürnberger Prozess
verantworten.
Doch im Zuge des Ost–West–Konfliktes rüstete das nunmehr geteilte Deutschland unter der Obhut der jeweiligen Besatzungsmacht in beiden Teilstaaten wieder auf. Bald darauf gab es wieder Deutsche Armeen, die
Bundeswehr und die NVA.
Nach dem die „Deutsche Frage“ durch die Geschichte beantwortet, der kalte
Krieg beendet und der Nord–Süd–Konflikt vor allem durch terroristische
Anschläge in den Fokus der Weltpolitik gerückt ist, sollte sich nun auch die
Mitte Europas wieder seiner Verantwortung in der Welt stellen.
Verantwortung in der Welt übernehmen hieß und heißt hier aber nicht etwa die
Disparitäten zwischen den Industrienationen und dem postkolonialen Trikont
auszugleichen, sondern eher den Wohlstand und die Stabilität, der ersten
Welt mit Waffengewalt zu sichern. Deutschland wird auch am Hindukusch
verteidigt – wie wahr, wie wahr.
Ob im Kosovo, am Horn von Afrika und in Afghanistan – ca. 7150
Bundeswehrsoldaten sind laut Bundeswehrangaben derzeit weltweit im
Kriegseinsatz. 35.000 Soldaten für multinationale Operationen „hoher
Intensität“ sollen es einmal werden, dazu würden noch 70.000 so genannte
„Stabilisierungskräfte“ für Operationen „niedriger und mittlerer“ Intensität
bei „friedensstabilisierenden“ Maßnahmen kommen.
Da die Umfunktionierung der einzig übrig gebliebenen deutschen Armee, der
Bundeswehr, von einer reinen Verteidigungsarmee zu einer weltweit
operierenden Angriffsarmee natürlich nicht unter historisch bedingten
Bedenken im In – und vor allem im Ausland abläuft, soll ein Mythos das Image
des deutschen Militärs stärken.
Seit geraumer Zeit eignet sich die Bundeswehr die noch in der Adenauer-Ära
als Verräter gehandelte Widerstandsgruppe um den Grafen Stauffenberg an, die
am 20.Juli 1944 versuchten den obersten deutschen Kriegsherren, Adolf
Hitler, mittels Attentat zu töten.
So fand am 20. Juli 2004 einmal mehr im so genannten Bendler – Block, dem
Operationszentrum Stauffenbergs vor 60. Jahren, ein öffentliches Gelöbnis
statt, an dem in Reden an das angeblich andere Deutschland gedacht wurde.
Die opportunistische Soldateska wurde als Sammelpunkt und Zentrum für Helden
mit Charakter und Gewissen verklärt, ohne die zwiespältigen Rollen einiger
ihrer Protagonisten wie von Trescow, Stülpnagel oder Hoeppner näher zu
Hinterfragen.
Wir wollen deshalb den heutigen Tage nutzen um gegen Krieg und speziell
gegen die von Deutschland ausgehenden Gefahren für den Weltfrieden, sprich
der Ausbau der Bundeswehr zur weltweiten Interventionsarmee, zu mahnen und
an die erinnern, die sich zu allen Zeiten tatsächlich auf ihr Gewissen
beriefen und sich der kriegslüsternen Militärmaschinerie mittels
Verweigerung entzogen.
Wir gedenken heute am 1.September, dem Weltfriedenstag, mit zwei
symbolischen Holzkreuzen am Kriegerdenkmal auf dem Rathenower
Weinbergfriedhof dem unbekannten Deserteur und der unbekannten Deserteurin.
Nie wieder Krieg!
INITIATIVE GEGEN KRIEG UND MILITARISMUS RATHENOW