(Berliner Morgenpost, 1.9.04) Schwedt — Bei einem Wahlkampfauftritt in Schwedt (Uckermark) ist
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gestern Abend von einem Ei
getroffen werden. Eine entsprechende Meldung bestätigte der Sprecher der
SPD-Landtagsfraktion, Ingo Decker. Nach Polizeiangaben traf das Ei dagegen
nur das Rednerpult. Ein Mann in der Menge habe insgesamt drei Eier auf den
Regierungs- und Landes-SPD-Chef geworfen, von denen zwei mit Regenschirmen
abgewehrt wurden, sagte ein Polizeisprecher.
Der Mann sei daraufhin aus der Menge von etwa 800 Zuhörern entfernt
worden, um ihn an weiteren Straftaten zu hindern. Er wurde nicht
festgenommen, da Platzeck auf eine Anzeige verzichtete. Laut Decker
reagierte der SPD-Vorsitzende gelassen auf den Zwischenfall und sagte:
“Ich habe keine Angst vor Eiern, ich werde mich nicht in die Büsche
schlagen.”
An Platzecks Wahlkampftour werde nichts geändert, unterstrich Decker. Die
SPD sei die einzige Partei, die sich mit den Menschen auf den Marktplätzen
auseinander setze. “Wir stellen uns den Leuten.”
Am 19. September wählt Brandenburg einen neuen Landtag. Schon seit einigen
Wochen herrscht im Land wegen der Arbeitsmarktreform Hartz IV eine
aufgeheizte Stimmung, die sich in regelmäßigen Montagsdemonstrationen und
Störaktionen bei Politiker-Auftritten entlädt. Unter anderem war
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in der vergangenen Woche in
Wittenberge mit Eiern beworfen worden, als er die Prignitzstadt anlässlich
der Eröffnung des sanierten und modernisierten Bahnhofs besuchte. 600
Zaungäste der Feierlichkeiten äußerten ihre Kritik an Hartz IV, indem sie
den Kanzler auspfiffen und ihn in seiner Rede störten.