Am Sonntag, dem 9. November, fand in Potsdam am Platz der Einheit, genauer am
Ehrenmal für die Opfer des Nationalsozialismus, eine Gedenkveranstaltung zum 70.
Jahrestag der Reichspogromnacht sowie zum 90. Jahrestag der Novemberrevolution in
Deutschland statt. Es wurden Blumen niedergelegt sowie folgende Rede verlesen:
Wir haben uns heute am 09. November 2008 hier am Platz der Einheit am Denkmal für
die Opfer des Faschismus zusammengefunden um an die Reichspogromnacht vor 70 Jahren
und die Novemberrevolution vor 90 Jahren zu erinnern. Der 9. November ist ein
geschichtsträchtiges Datum. Es war 1938 ein Tag, an dem jüdische Menschen verfolgt,
gefoltert und getötet wurden. Ihre Geschäfte wurde verwüstet und geplündert und
überall in Deutschland brannten die Synagogen, auch hier in Potsdam direkt hinter
uns. Der 9. Novemver 1938 gab einen Ausblick auf das, was kommen sollte: Die
gezielte Massenvernichtung von Millionen Menschen aus antisemitischen, rassistischen
und politischen Beweggründen. Es war ein Zäsur in der Geschichte der Menschheit. Der
Höhepunkt dieser Zäsur war Auschwitz. Ein Massenvernichtungslager in dem über eine
Millionen Menschen getötet wurden. Getötet durch Arbeit, Folter, Hunger und Gas.
Spätestens ab dem 9. November konnte kein Mensch in Deutschland mehr behaupten,
nichts gewusst zu haben. Der Antisemitismus der Nationalsozialisten wurde auch durch
breite Teile der Bevölkerung mitgetragen und umgesetzt.
Wir dürfen nicht vergessen.
Doch der 9. November ist auch ein Tag der Erinnerung an den Kampf unserer linken
Bewegung. Am 9. November 1918 kämpften in Deutschland viele progressive Menschen für
eine bessere Gesellschaft ohne Kapitalismus und ohne Krieg. Dieser Kampf wurde
leider schon nach kurzer Zeit durch reaktionäre Kräfte blutig niedergeschlagen, doch
stellte er einen Lichtblick über die Möglichkeiten einer sich mobilisierenden,
organisierten und progressiven Klasse dar.
Solche Daten der Geschichte sind wichtig und bedeutend für unsere Bewegung, für uns
als Linke. Sich mit Geschichte auseinandersetzen heißt eben nicht nur bedauern,
Reden schwingen und betroffen tun. Es heißt Rückschlüsse aus dem damals über das
hier und jetzt zu ziehen, es heißt Verantwortung zu übernehmen und es heißt jetzt zu
handeln.
Daher begreifen wir diese Tradtion sich zu geschichtsträchtigen Daten zu versammeln
und zu erinnern als Politik im hier und jetzt.
Wir müssen auch heute einer neonazistischen Gefahr mit allen Mitteln entgegentreten
und die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse Tag für Tag erneut in Frage
stellen und für unsere eigenen Ideale und Utopien einstehen, streiten und kämpfen.