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(Anti-)Rassismus

Gedenken an einen 50-Jährigen, der nur 28 Jahre wurde

Der Saal des Eber­swalder Fam­i­lien­garten war gut gefüllt. 200 Men­schen waren gekom­men, um am Son­ntag unter dem Titel „Durch Erin­nerung zur Tol­er­anz“ Amadeu Anto­nio zu gedenken. Die Stadt Eber­swalde hat­te gemein­sam mit lokalen Ini­tia­tiv­en und der Amadeu-Anto­nio-Stiftung zu ein­er Festver­anstal­tung geladen. Am 12. August wäre der angolanis­che Ver­tragsar­beit­er 50 Jahre alt gewor­den. Doch er starb am 6. Dezem­ber 1990 an den Ver­let­zun­gen, die ihm wenige Tage zuvor von rund 50 Nazis zuge­fügt wur­den. Amadeu Anto­nio war eines der ersten Todes­opfer rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung.

Es sei ein „ambiva­lentes Gefühl“ den Geburt­stag eines Toten zu bege­hen, meint Mohamed Ham­dali, Begrün­der der Koor­dinierungsstelle für ein tol­er­antes Eber­swalde. Doch es sei gut, gemein­sam den Geburt­stag nach diesem tragis­chen Ereignisse zu gedenken, erk­lärt er. Auch Jone Munjun­ga, Vor­sitzen­der des Afrikanis­chen Kul­turvere­ins Palan­ca e.V., hätte seinem Fre­und gern am heuti­gen Tag viel Glück und Erfolg gewün­scht. Munjun­ga war ein Arbeit­skol­lege von Amadeu. Der Eber­swalder Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki (FDP) erin­nerte in seinem Rede­beitrag an die Ini­tia­tiv­en, die sich nach dem Tod von Amadeu Anto­nio grün­de­ten, wie die Koor­dinierungtelle für ein Tol­er­antes Eber­swalde. Einen demokratis­chen Auf­bruch habe es nach dem Mord gegeben, meinte Bogin­s­ki und fügt an: „Vielle­icht fing die Wende in Eber­swalde erst damit an.“

Nach der Festver­anstal­tung im Fam­i­lien­garten kamen die Anwe­senden an der Gedenk­tafel für Amadeu Anto­nio in der Eber­swalder Straße an dem Ort zusam­men, an dem Amadeu bru­tal zusam­mengeschla­gen wurde. Nach kurzen Rede­beiträ­gen von Palan­ca e.V., der Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“ und dem Jugend­bünd­nis „Für ein tol­er­antes Eber­swalde (F.E.T.E.) wurde gemein­sam das Lied „We Shall Over­come“ gesun­gen. Das Lied stammt aus der schwarzen Bürg­er­rechte­be­we­gung und sei ein Zeichen der Hoff­nung und gegen Ras­sis­mus, hieß es in einem der Redebeiträge.

Amadeu-Anto­nio-Straße nur für diesen Tag 

Zen­trales The­ma am Nach­mit­tag war auch die geforderte Benen­nung ein­er „Amadeu-Anto­nio-Straße“. Seit über einem Jahr stre­it­en in Eber­swalde Ini­tia­tiv­en und Stadtverord­nete über die Umbe­nen­nung eines Teiles der Eber­swalder Straße in „Amadeu-Anto­nio-Straße“. Palan­ca und „Light me Amadeu“ hat­ten Unter­schriften für die Umbe­nen­nung gesam­melt, mit dem Ziel an Amadeus 50. Geburt­stag das Straßen­stück offiziell umzubenennen.

In der Presse und in Inter­net­beiträ­gen wurde heftig über die Umbe­nen­nung gestrit­ten, nicht sel­ten mit ras­sis­tis­chen Untertö­nen. Es grün­dete sich eine Bürg­erini­tia­tive, die Unter­schriften gegen eine „Amadeu-Anto­nio-Straße“ sam­melte. Die Stadtverord­neten, teils irri­tiert, teils von der Debat­te eingeschüchtert, scheuten eine Entschei­dung und einigten sich, bis Novem­ber ein soge­nan­ntes „Anti-Ras­sis­mus-Konzept“ auszuar­beit­en. In dem Konzept soll eine würdi­ge Erin­nerungskul­tur bes­timmt wer­den, meinte Bürg­er­meis­ter Bogin­s­ki im April diesen Jahres.

Die Befürworter_innen der Straße haben ihr Ziel, eine offizielle Umbe­nen­nung, nicht erre­icht. Also wurde die Straße sym­bol­isch am 12. August umbe­nan­nt. Jone Munjun­ga brachte das Schild an der Kreuzung Eber­swalder Straße/Lichterfelder Straße an. Bere­its im Jahr zuvor hat­ten die Aktivist_innen mit ein­er sym­bol­is­chen Umbe­nen­nung auf ihr Anliegen aufmerk­sam gemacht. Ob eine Umbe­nen­nung der Straße im geplanten „Anti-Ras­sis­mus-Konzept“ vorge­se­hen ist, wird sich in den kom­menden Wochen zeigen. Ein „wichtiges und richtiges Sig­nal“ gegen Ras­sis­mus sei diese Straße, so die Befürworter_innen.

Wie umstrit­ten das The­ma ist, zeigte sich auch an der Tren­nung der Ver­anstal­tun­gen an diesem Tag: Während die Festver­anstal­tung und das Gedenken an der Erin­nerungstafel zum offiziellen Teil der Stadt gehörte, war die anschließende sym­bol­is­che Umbe­nen­nung der Eber­swalder Straße von Palan­ca, Light me Amadeu und F.E.T.E. organ­isiert. Eine Sprecherin der Ini­tia­tiv­en ver­ab­schiedete sich am Ende des offiziellen Teils von jenen „die wegen ter­min­lichen oder inhaltlichen Schwierigkeit­en“ nicht bleiben kön­nen. Nach­dem Eck­hard Schu­bert, Stel­lvertreter der Stadtverord­neten­ver­samm­lung die Ver­anstal­tung offiziell been­dete, gin­gen die Vertreter_innen der Stadt.

Die Straßenbefürworter_innen blieben. Auf T‑Shirts und Schildern bracht­en sie zum Aus­druck: „Die Amadeu-Anto­nio-Straße ist überall“.

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