Am 07. November 2013 findet in Lehnin, Lkr. Potsdam-Mittelmark, auf dem Markgrafenplatz um 18:30 eine Gedenkkundgebung für den von (Neo)nazis brutal ermordeten Rolf Schulze statt.
Wie auch im vergangen Jahr organisieren Antifaschist_innen der Brandenburger Antifa [BAF], des Antifaschistischen Netzwerks Brandenburg/Havel, Premnitz, Rathenow [AFN], der Antifa Westbrandenburg und die Partei DIE Linke Potsdam-Mittelmark eine Gedenkkundgebung für den in der Nacht vom 06. auf den 07. November 1992 brutal ermordeten Rolf Schulze.
Mord am Kolpinsee
Der Wohnungslose Rolf Schulze schlief am Abend des 06. November 1992 auf einer Bank auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Schönefeld, als ihn die zwei Nazi-Skinheads Daniel Krüger und Thomas Sdzuj fanden und unter dem Vorwand ihn nach Hause fahren zu wollen, in ihr zuvor gestohlenes Auto lockten. Unterwegs holten sie ihren Freund Marco Wenzel ab. Während ihrer ziellosen Fahrt gelangten sie auf die A10 Richtung Westen. Bei einer Toilettenpause wollten sie Rolf Schulze zusammenschlagen und dann auf dem Parkplatz liegen lassen. Marco Wenzel schlug jedoch vor, dass sie mit Rolf Schulze zum Kolpinsee bei Lehnin, Lkr. Potsdam-Mittelmark, fahren sollten um ihn zu ermorden.
Als sie dort ankamen, begann das langsame und qualvolle Sterben von Rolf Schulze. Er wurde mit Springerstiefeln getreten, mit Fäusten geschlagen, eine 5 kg schwere Propangasflasche auf seinen Kopf geworfen, sein Kopf bis zu fünf Minuten unter Wasser gedrückt und mit Benzin übergossen und angezündet. Anschließend stiegen sie in das Auto und fuhren los. Während der Obduktion wurden 30 Verletzungen festgestellt, der Tod trat durch Ertrinken ein.
Die drei Täter konnten zeitnah gefasst und verurteilt werden. Alle drei galten als bekennende und organisierte (Neo)nazis in Ludwigsfelde und Umgebung. Sie waren Mitglieder der „Nationalistischen Front“ und der Wehrsportgruppe „Schönefelder Sturmtruppe“. Sie wurden zu sechseinhalb, sieben und neun Jahren Haft nach Jugendstrafrecht verurteilt. Während der Gerichtsverhandlungen konnte ein politisches Motiv herausgearbeitet werden, aus diesem Grund ist Rolf Schulze, im Gegensatz zu zwei Dutzend anderen Opfern, welche von (Neo)nazis ermordet wurden, staatlich anerkannt.
Dem Mord an Rolf Schulze wurde lange keine mediale Aufmerksamkeit geschenkt, erst zum 20. Todestag befassten sich lokale Antifschist_innen mit dem Mord, recherchierten in Archiven und organisierten eine Gedenkkundgebung.
Gedenkveranstaltung am kommenden Donnerstag
Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Gedenkveranstaltung geben, zum einem um an Rolf Schulze zu erinnern und zum anderen um darauf hinzuweisen, dass es sich bei der (neo)nazistischen Ideologie um eine mordende Ideologie handelt, in der Wohnungslose wie Rolf Schulze, aber auch Punks, Migrant_innen und Andersdenkende keinen Platz haben. Gerade in den letzten Wochen und Monaten zeigt sich dies in aller Deutlichkeit, so gibt es Brandanschläge, Übergriffe und Demonstrationen gegen Asylbewerber_innenheime in ganz Deutschland. Dieser neuen Bedrohung durch (Neo)nazis und rechte Bürgermobs muss sich mit aller Kraft entgegengestellt werden.
Unterstützt die Gedenkkundgebung für Rolf Schulze, kommt zahlreich, setzt ein Zeichen gegen (Neo)nazis und ihre mordende Ideologie, solidarisiert euch mit Asylbewerber_innen und greift ein, wenn (Neo)nazis ihre menschenverachtende Ideologie auf die Straße tragen, wenn Bürgermobs gegen Flüchtlingsheime hetzen und Andersdenkende angegriffen werden.
NIEMAND IST VERGESSEN – SOLIDARITÄT IST EINE WAFFE