FÜRSTENBERG — Auf dem Weg zur Arbeit entdeckte Gedenkstättenleiterin Sigrid Jacobeit gestern früh, dass die Gedenktafel am Abzweig Straße der Nationen/Himmelpforter Landstraße beschmiert ist. Sofort meldete sie die Tat der Polizei, die dann umfangreiche Tatortsicherungen veranlasste und eine Anzeige aufnahm. Die Beamten ermitteln nun wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung und des Verdachts der Verunglimpfung Verstorbener.
Die Tafel wurde in mehreren Zügen mit rot-brauner Farbe besprüht. Als Tatzeit kommen wahrscheinlich der Montagabend beziehungsweise die Nacht zum Dienstag in Frage. Verfassungsfeindliche Symbole oder andere Aussagen fanden sich nicht an der Tafel. Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizeiwache Gransee unter 03306/7 50 01 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Die Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis verurteilte gestern nach Bekanntwerden sofort die Schändung dieses Gedenksteins als infamen Anschlag auf das Andenken an die Opfer des Naziregimes. Der Gedenkstein war erst anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten zum 57. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers im Jahre 2002 eingeweiht worden. Er ist all den Häftlingen gewidmet, die die Zufahrtsstraße zum Lager bauen mussten. Die Initiative, an diesem Leidensweg einen Gedenkort zu errichten, kam von den Überlebenden selbst. Erst vor wenigen Tagen legten Ravensbrückerinnen und ihre Angehörigen anlässlich des 58. Jahrestages der Befreiung dort Blumen nieder und gedachten der Opfer.
“Diese Tat ist kein Markenzeichen von Fürstenberg und wird es auch nie werden”, sagte der Vorsitzende des Fürstenberger Fördervereins Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Jürgen Appel. “Wir verurteilen das genauso wie die Farbanschläge auf das sowjetische Ehrenmal, die es gegeben hat. Unsere Gruppe “Tolerantes Fürstenberg” leistet viel Aufklärungsarbeit, kann aber nicht die Garantie übernehmen, dass so etwas überhaupt nicht passiert.”