Der Frühling ist da und die neue Modekollektion in der rechtsextremen Szene, T — Shirts, Pullover und Schlüsselbänder auch. Man trägt heute schwarz — rot mit einem Hauch von weiß und knüpft mit geklauten linke Symbolen am Stil der so genannten “Autonomen Nationalisten” an.
Ist damit eine neue Perspektive im Nazimilieu zu beobachten? Denkbar nicht. Der Begriff “Autonome Nationalisten” ist kein theoretisches Konzept sondern mehr eine Worthülse, die sich aus Modemacken der verbotenen Berliner Kameradschaft “Tor” entwickelt hat. Bewusst werden Palästinensertücher, Che Guevara T — Shirts oder der (linksautonome) “Berlin Style” der 1990er Jahre übernommen um eine angebliche Öffnung der Naziszene für alternative Jugendkulturen zu suggerieren. Tatsächlich bleibt die dumpfe rassistische und nationalsozialistische Ideologie hinter der Tarnung aber die selbe. So findet sich auch auf den Schlüsselbändern der regionalen rechtsextremen Szene, wie selbstverständlich neben schwarzer und roter Fahne der Schriftzug “Anti Antifa Rathenow”.
Noch deutlicher wird der Rückenaufdruck auf den ebenfalls mit “Anti Antifa Rathenow” unterzeichneten T — Shirts. Vor einem abgedruckten Vorkriegsbildnis des Rathenower Bismarckturmes steht ganz groß geschrieben: “Gegen linke Aktivisten”.
Ob dies eine politische Kampagne ist, überhaupt — bis auf einige Schlagworte — einen konkreten inhaltlichen Hintergrund hat oder nur ein Wortungetüm ist um den Frust über die Kameradschaftsverbote — Mitglieder des verbotenen Sturm 27 wurden auch schon mit T — Shirts der Anti Antifa Rathenow gesehen — loszuwerden bleibt vorerst unklar.
Sicher ist nur, dass es an diesem Wochenende seit langem wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf vermeintliche linke Jugendliche im Rathenower Stadtgebiet kam.
Auf dem Weg zur Disco wurden so am Freitag, dem 7. April 2006, drei alternativ gekleidete Jugendliche gegen 23.55 Uhr in der Berliner Straße Ecke Bahnhofsstraße von einer größeren Gruppe Rechtsextremisten der “Anti Antifa Rathenow” angegriffen und einer der drei Jugendlichen durch einen Faustschlag ins Gesicht verletzt.
Ebenfalls auf dem Weg zur Disco wurde ein linksorientierter 20 Jähriger am Samstag, dem 8. April 2006, gegen 1.00 Uhr vor der Kreissparkasse in der Berliner Straße aus einer Gruppe Rechtsextremisten, die dem verbotenen “Sturm 27” angehören, tätlich angegriffen. Die Tatbeteiligten Norman St. und Toni G. schlugen dabei derart auf ihr Opfer ein, das dieses Verletzungen im Oberkörper — und Kopfbereich erlitt und auf der Rettungsschwelle behandelt werden musste. Ein Auge war und ist zu dem durch einen schweren Faustschlag komplett zu geschwollen und wurde bereits durch eine Augenärztin begutachtet, die eine nachträgliche Sehbeeinträchtigung nicht ausschließen will.
Gegen alle Täter wurden inzwischen Anzeigen erstattet. Norman St. wurde erst vor ungefähr einem Jahr zu einer Geldstrafe von 1600 Euro verurteilt, weil er auf dem Stadtfest 2004 einen damals 23 Jährigen brutal zusammenschlug.
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