28. Februar 2006 · Quelle: [solid]

Gemeinsame Sache mit der CDU

Ja zu umfan­gre­ichen Spren­gun­gen und einer
kri­tis­chen Pots­damer Denkmalkultur 

In einem Antrag zur Stadtverord­neten­sitzung am 1. März fordert die Potsdamer
CDU, dass eine Wieder­auf­stel­lung der Lenin-Stat­ue vor dem ehe­ma­li­gen Haus der
sow­jetis­chen Offiziere in der Hege­lallee ver­hin­dert wer­den müsse. Wenn die
Tol­er­anz der Stadt Pots­dam auch für Per­sön­lichkeit­en gelte, die in ihrem
poli­tis­chen Leben „buch­stäblich über Leichen gegan­gen sind“ und hierdurch
„falsche Mythen gepflegt“ wür­den, gäbe dies die Stadt der Lächerlichkeit
preis. 

Die Pots­damer Orts­gruppe des sozial­is­tis­chen Jugend­ver­ban­des [’sol­id] forderte
die Pots­damer CDU vor diesem Hin­ter­grund gestern auf, bei ihrem
gewaltkri­tis­chen Ein­satz nun nicht auf hal­ber Strecke ste­hen zu bleiben,
son­dern kon­se­quenter­weise neben dem Lenin-Denkmal in Pots­dam auch andere
Mon­u­mente aus dem Stadt­bild zu entfernen. 

Das denkmalpoli­tis­chen SprecherIn­nenkollek­tiv der Gruppe erk­lärte hierzu am
Fre­itag: „Die CDU ist hier aus­nahm­sweise klar auf dem richti­gen Weg: Die
berühmte preußis­che Tol­er­anz hat Gren­zen! Statt wie bish­er vor allem für
aus­ländis­che Mit­bürg­erIn­nen, Graf­fi­ti-Kün­st­lerIn­nen und Demon­stran­tInnen gegen
Neon­azis müssen diese Gren­zen nun endlich für jene his­torische Persönlichkeiten
gel­ten, die in ihrem poli­tis­chen Leben ´buch­stäblich über Leichen gegangen
sind´.“ 

[’solid].potsdam fordert daher in Übere­in­stim­mungen mit den neuen
Denkmal­richtlin­ien der Pots­damer CDU den zeit­na­hen Abriss des
Friedrich-Wil­helm-von-Steuben-Denkmals in der See­len­binder-Straße. Seine
Erfahrun­gen aus dem preußis­chen Mil­itär habe Steuben bekan­ntlich als
Gen­eral­ma­jor und Gen­er­alin­spek­teur des Heeres im amerikanischen
Unab­hängigkeit­skrieg einge­set­zt. In zahlre­ichen Gefecht­en tru­gen die von ihm
befehligten Trup­pen­teile maßge­blich zum Sieg über die britis­chen Trup­pen bei,
der Tod geg­ner­isch­er Sol­dat­en war ihm hier­bei Mit­tel zum Zweck. 

„Ein weit­eres Denkmal, das zweifel­los möglichst bald ent­fer­nt wer­den sollte, ist
die Stat­ue von Friedrich II. im Park Sanssouci. Während sein­er Regierungszeit
führte der autokratis­che Herrsch­er in 11 Kriegs­jahren mehr als 15 blutige
Schlacht­en und ging im Zuge sein­er Macht­poli­tik mehr als ein Mal über Leichen.
Die Stadt- und Lan­des­bib­lio­thek Pots­dam enthält hierzu umfan­gre­iche Dokumente.
Dass er den­noch immer wieder als pos­i­tiv­er Bezugspunkt für vermeintliche
Tugen­den herange­zo­gen wird, erscheint mir unerträglich und gibt die Stadt der
Lächer­lichkeit preis.” 

[’solid].potsdam ist pos­i­tiv über­rascht vom Vorstoß der CDU, sich abseits des
son­st üblichen Pop­ulis­mus ein­mal kri­tisch mit his­torischen Persönlichkeiten
auseinan­der zu set­zen und anstößige Denkmäler entsprechend zu ent­fer­nen: „Über
alle son­sti­gen poli­tis­chen und inhaltlichen Gren­zen hin­weg sehen wir hier
erst­mals Möglichkeit­en für eine Zusam­me­nar­beit auf inhaltlich­er Ebene. Gern
sind wir bere­it, uns auch tatkräftig an der prak­tis­chen Umset­zung zu
beteili­gen: Bere­its über Ostern kön­nte endlich das unsägliche Glockenspiel
ein­geris­sen wer­den. Die dazuge­höri­gen Grund­mauern ein­er geplanten Kopie der
Gar­nisonkirche, die in ihrer his­torischen Bedeu­tung für militaristische
Tra­di­tio­nen und damit die Ver­ach­tung men­schlichen Lebens ste­ht, kön­nten bis zum
8. Mai beseit­igt sein. Wir brin­gen gern die Hacke mit und schmieren Stullen.“ 

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