Die Stadtverwaltung Potsdam hat sich trotz anders lautender Arbeitsaufträge der Stadtverordneten im Juni 2012 vor allem der Variante „5 weitere Jahre Hermannswerder plus Umzug nach Golm“ gewidmet. Dieses „faire“ – erneut befristete – Angebot bedeutet für uns Bewohner/innen ein Gebäudeneubau auf einem brachliegenden, unerschlossenen Grundstück in Golm, von dem nicht abschließend mitgeteilt wurde, ob der Boden durch frühere Nutzung belastet ist. Gleichzeitig sind wir gezwungen, für das ebenfalls marode werdende Gebäude auf Hermannswerder und für die geforderte Verrückung der Bauwagen hohe, nicht nachhaltige Investitionen zu leisten.
Es ist ein Schlag ins Gesicht, dass uns nach dieser langen Zeit das Grundstück für knapp 2Mio Euro Kaufpreis angeboten wird, das bereits Ersatzobjekt ist und dessen Wert erst in den vergangenen zwei Jahren so exorbitant stieg. Instandhaltungs- und Renovierungskosten sind noch nicht einmal einkalkuliert.
Eine seit 12 Jahren existierende Gemeinschaft, ein sich finanziell komplett selbst tragendes Projekt mit vielfältigen unkommerziellen Angeboten und das Ausbildungsprojekt des BUS e.V. sowie die Fahrradwerkstatt der Diakonie Werkstätten Potsdam gGmbH sollen weichen, um auf dem gesamten Areal hochwertige – und damit vor allem höchstpreisige — Wohnungen bauen zu lassen.
Mit unserer Verdrängung wird in keiner Weise die existierende Potsdamer Wohnungsknappheit vermindert. Vermindert wird damit einzig und allein günstiger Wohnraum in der Stadt. In „guter Lage“ zu wohnen ist definitiv nicht mehr leistbar für eine rasant steigende Anzahl an Menschen. Und will sich eine selbstbewusste Stadt ernsthaft zukünftigen Mieter/innen beugen, die die Nachbarschaft zu einer Wagenburg als Wertminderung empfinden?
Wir finden es beschämend, dass Stadtkämmerer Burkhard Exner unseren Verbleib in direkten Zusammenhang mit dem Bau neuer Kindertagesstätten und Schulen setzt. Der angestrebte Erlös aus der von uns belebten Fläche füllt doch angesichts des Gesamthaushaltes einer Landeshauptstadt nur für kurze Zeit die Stadtkasse. Das ist einfach eng gedacht! Und schließlich hat Potsdam bereits öfter gezeigt, dass für verschiedene „Projekte“ ausreichend Geld vorhanden ist – z.B. die Schenkung eines Grundstücks an die Stiftung Garnisonkirche, die damit ein äußerst umstrittenes Projekt vorantreibt oder die Abfindung des ehemaligen Stadtwerke-Chefs Peter Paffhausen von knapp 1 Mio Euro. Wir sind ganz entschieden nicht die aktuelle Melkkuh für Finanzlöcher der Stadt!
Das Weiterbestehen des Gemeinschaftsprojekts WagenHausBurg Hermannswerder am jetzigen Standort ist eindeutig eine Frage des politischen Willens der Stadt Potsdam. Wir fordern dringend dazu auf, den Tunnelblick der allein verwertungsorientierten Verhandlungslinie zu öffnen und die Gespräche mit uns als Vertreter/innen eines langjährigen Potsdamer Projekts in Richtung langfristige Nutzung fortzusetzen.
Am kommenden Mittwoch, 12.09. soll ab 17h00 in der Hauptausschusssitzung im Rathaus Potsdam der Vorschlag „5 Jahre Hermannswerder und dann Umzug nach Golm“ zur Abstimmung gestellt werden. Diese Sitzung darf – zumindest im öffentlichen Teil – gerne besucht werden!