An einer Versammlung der Partei des „dritten Weges“ auf dem Marktplatz in Genthin (Sachsen-Anhalt) nahmen heute Mittag ungefähr 30 Personen, darunter auch eine Delegation der Partei DIE.RECHTE aus den Landkreisen Jerichower Land und Stendal, teil. Die Veranstaltung war stationär, als Kundgebung, angemeldet und beinhaltete im Wesentlichen die Aufstellung eines Infotisches, das Verteilen von Propaganda sowie das Abhalten zweier Redebeiträge. Gegen die neonazistische Versammlung protestierte eine Gruppe von ungefähr 20 Menschen unter dem Motto „Nie wieder Faschismus“. Die Proteste waren erst vor Ort angemeldet worden.
Der dritte Weg in Sachsen-Anhalt
Der dritte Weg trat im Bundesland Sachsen-Anhalt erstmals am 21. Juni 2014 während eines Aufmarsches in Merseburg in Erscheinung, gut sechs Monate später, am 6. Dezember 2015, erfolgte am selben Ort eine Infoveranstaltung. Seit dem 4. April 2015 existiert ebenfalls dort, einschließlich der Großstädte Halle/Saale und Leipzig, ein Stützpunkt „Mittelland“.
Im Norden Sachsen-Anhalts war die 2013 gegründete „Partei“ jedoch bisher noch nicht aktiv.
Für den Landkreis Jerichower-Land sieht sich eher deren scheinbare Konkurrenzpartei DIE.RECHTE, deren Gebietsleiter Ingo Zimmermann in Burg bei Magdeburg residiert, zuständig. Allerdings scheint es doch freundschaftliche Verbindungen zwischen den beiden „Parteien“ zu geben. So nahm Zimmermann heute mit einer kleinen Delegation aus Burg und Stendal an der Kundgebung des „dritten Weges“ Teil. Dabei trug er auch einen offenbar bewusst gewählten Pullover mit der Aufschrift „DIE.RECHTE – Kreisverband Magdeburg / Jerichower Land“.
Der dritte Weg in Genthin
Dennoch scheint es auch in Genthin Einzelpersonen zu geben, die sich eher dem „dritten Weg“ zugehörig fühlen. Im Ort macht seit geraumer Zeit zumindest eine junge Dame mit der Verbreitung derartige Propaganda auf sich aufmerksam. Diese scheint auch in enger Beziehung zu der vor allem in einem sozialen Internetnetzwerk aktiven Initiative „Keine Erstaufnahmestelle in Genthin“ zu stehen. Auch für die heutige Versammlung hatte die junge Frau geworben, nahm jedoch nicht an dieser Teil. Sie wurden allerdings, etwas abseits mit einem Begleiter stehend, erkannt.
Weiterhin hatten Unbekannte, offenbar im Vorfeld der heutigen Versammlung auf dem Marktplatz, im Stadtgebiet von Genthin mehrere Plakate des „dritten Weges“ mit der Aufschrift: „Asylflut stoppen“ angebracht.
Ob das Engagement des „dritten Weges“ mit „Protesten“ gegen die Unterbringung von Flüchtlingen im Ort oder gar den kommenden Landtagswahlen im März 2016 zusammenhängt blieb hingegen unklar. Neben den auswärtigen Neonazis nahmen jedenfalls auch Einzelpersonen aus der Stadt Genthin und dem näheren Umland teil.
Unterstützung aus Brandenburg
Angemeldet worden war die Versammlung heute Mittag jedoch offenbar von Brandenburger Neonazis. Eine Abordnung mehrerer Autos aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark war kurz vor 10.00 Uhr am Versammlungsort eingetroffen. Als polizeilicher Ansprechpartner und augenscheinlicher Versammlungsleiter trat Manuel Schmidt aus Kloster Lehnin auf. Als Redner fungierte u.a. der ursprünglich aus Bad Belzig stammende Pascal Stolle. In seinem Redebeitrag nahm Stolle kein Blatt vor dem Mund, meinte in seinem neuen Wohnort Eisenhüttenstadt angeblich „vor lauter Ausländer … nicht mehr treten“ zu können, verunglimpfte „Schwarzafrikaner“ pauschal als „Drogendealer“ und sprach im Hinblick auf die steigenden Flüchtlingszahlen von einer „Überschwemmung“ durch „Fremdrassige“.
Wiedersehen in Genthin
Ein Teil der heutigen Sympathisant_innen der Partei „der dritte Weg“ waren heute übrigens nicht das erste mal in Genthin. Einzelpersonen aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark, darunter auch Manuel Schmidt, nahmen bereits am 7. Juni 2008 an einem Aufmarsch der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt teil. Unter dem Motto „Nationale Zentren erkämpfen – Polizeistaat abschalten“ hatten damals ungefähr 200 Neonazis für den Erhalt eines Szenetreffpunktes demonstriert, in dem auch einschlägige Rechts Rock Konzerte stattfanden. Zu dieser Zeit gab es eine enge Verbindung zwischen den JN-nahen „Freien Kräften Genthin“ und den aus dem Potsdamer JN Stützpunkt hervorgegangenen „Freien Kräften Potsdam“, die später als „Inforportal Potsdam“ und „Lichtschatten“ in Erscheinung traten und nunmehr den harten Kern des Stützpunktes „Potsdam/Mittelmark“ innerhalb des „dritten Weges“ bilden.
Aus dem sachsen-anhaltinischen Stützpunkt „Mittelland“ war heute hingegen offenbar niemand angereist.
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Eine Antwort auf „Genthin: Brandenburger Neonazis veranstalteten Kundgebung des „dritten Weges““
Ein paar interessante Infos für Euch, da es offenbar ANDERE nicht interessiert, obwohl dies sehr wohl auch den Verfassungssch(m)utz interessieren müßte:
1. In Berlin-Zehlendorf (U‑Bahnhof Onkel-Toms Hütte fand ich vor kurzem einen Sticker von “Werde unsterblich” mit der Abbildung des Sensenmannes und dem Text dazu: “Die Demokraten bringen uns den Volkstod!”
Diese Gruppierung wurde 2012 in Brandenburg verboten und man kann im Netz sehen, das sie weiter munter agiert!
Den selben Aufkleber fand ich letzte Woche noch einmal o h n e jenem Impressum, offensichtlich aus dem beschrieben Grund.
2. In Bln.-Rudow fand ich eine ebenso perfiden Sticker mit folgender Abbildung: auf einem weißen Hintergrund mehrere Reihen in roter Schrift: “SAG NEIN ZUM SYSTEM” davor voll in schwarz ein vermummter Mann mit Sturmgewehr.
Als Impressum wurde angegeben: Uwe Karsten Heye,
10243 Berlin, Koppenstraße 93 !
U.Karsten Heye ist ja bekanntlich der Gründer und Chef der Initiative “Gesicht zeigen”!
Ich denke, dies geht in die gleiche Richtung wie die Todesanzeigenkampagne der Nazis derzeit im Süden des Landes.
Nun erklärte mir unlängst die Berliner Staatsanwaltschaft, dass das “Zerstören von Werbematerial nicht verbotener Gruppen als Sachbeschädigung strafbar ist”!
Zu Wittstock und Velten kann ich sagen, dass man sich offensichtlich auch daran hält und die Srädte von div. Hassbotschaften für die bervorstehende Weihnachtszeit “schön” geschmückt” ist.
Und der AfD Politiker Gauland sorgt mit seinen Parteigenossen Petry und Höcke langsam im Lande für den rassistischen “Super-Gau”!