Hausbesetzung in Potsdam!
Am 27.02.2011 wurde das seit längerem leerstehende Haus in der Kurfürstenstr. 12 für
zwei Stunden besetzt um auf die angespannte Wohnraumsituation in Potsdam hinzuweisen
und sich mit dem vor ca. einem Monat geräumten Hausprojekt Liebigstr. 14 in Berlin
zu solidarisieren. Bis zum Eintreffen der Polizei sammelten sich bis zu 50 Personen
vor dem besetzten Haus und skandierten Parolen wie: „Die Häuser denen, die drin
wohnen!“ oder „Miete verweigern, Kündigung ins Klo, Häuser besetzen sowieso!“. In
Potsdam fand in den letzten Jahren eine Entwicklung statt, die ganze
Bevölkerungsschichten aus ihren Wohnungen und Vierteln verdrängt hat, weil die
Mieten nicht oder kaum noch bezahlbar waren. Potsdam ist die Stadt in Ostdeutschland
mit den höchsten Mieten bei sanierten Wohnraum. Die Mietspirale scheint sich
unaufhörlich nach oben zu schrauben, unabhängig von öffentlichen Debatten und
politischen Bekenntnissen, dass Wohnraum ein Grundrecht sei. Wenn unsere Lebensgru
ndlage derart kommerzialisiert wird sind Mittel wie Hausbesetzungen als Reaktion
auf diese Entwicklung aus unserer Sicht legitim.
Welchen Stellenwert Eigentum in unserer Gesellschaft bestitzt, hat die Räumung der
Liebig 14 in Berlin gezeigt. Wenn 2500 Polizist_innen ein ganzes Viertel tagelang
belagern und ein Haus, in dem sie letzendlich nur 9 Leute vorfinden, von allen
Seiten angreifen, zeigt das sehr gut mit welchen Reaktionen wir zu rechnen haben.
Nur Solidarität und massenhafte Aktionen werden uns den Spielraum (wieder) öffnen
erfolgreich zu besetzen bzw. anstehende Räumungen zu verhindern. In diesem Sinne
sind wir alle betroffen, wenn in diesem Jahr die Rote Flora in Hamburg geräumt
werden sollte oder in Zukunft andere Projekte in Frage stehen werden. Dass
Besetzungen erfolgreich sein können, haben das AZ in Köln, das NewYork in Berlin,
die Gartenstraße in Freiburg und die Datscha in Potsdam gezeigt. Besetzungen sind
aber nicht nur ein Kampf um subkulturelle Räume, sie sind, ob wir es wollen oder
nicht, eine grundsetzliche Kritik an dieser Gesellschaft.
Außer der Besetzung gab es in Potsdam noch mehrere andere Aktionen. Am 05.02. fand
eine Spontandemonstration mit ca. 60 Leuten durch den Stadtteil Babelsberg als
Reaktion auf die Räumung der Liebigstr. 14 drei Tage zuvor statt. Außerdem wurden an
mehreren Stellen Parolen zum Thema Liebigstr. gesprüht und einige Fassaden sanierter
Häuser mit Farbbomben verschönert.
Wir fordern bezahlbaren Wohnraum für alle statt Luxussanierung und Verdrängung!
Wir fordern eine endgültige und langfristige Lösung für alle bedrohten Wohn- und
Kulturprojekte!
Wir bleiben Alle!
AG Fünf(zig) vor 12