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Antifaschismus

Open your eyes! – Ras­sis­mus und Neo­na­zi­struk­tu­ren er­ken­nen und bekämpfen

Ras­sis­mus zeigt sich in Deutsch­land auch ak­tu­ell in ver­schie­de­nen Fa­cet­ten. So sit­zen in Grü­nau Men­schen in Haft ohne eine Straf­tat be­gan­gen zu haben – es sei denn, es ist eine Straf­tat vor Mord, Ter­ror, Armut und Hun­ger zu flie­hen. In Hen­nigs­dorf sit­zen Men­schen im Asyl­be­wer­ber­heim, wel­che durch Re­si­denz­pflicht und Wert­gut­schei­ne in ihren Frei­hei­ten ein­ge­schränkt und zu Men­schen zwei­ter Klas­se de­gra­diert wer­den. Über­all wer­den mehr­mals täg­lich Men­schen aus neo­na­zis­ti­schen und ras­sis­ti­schen Mo­ti­ven be­lei­digt und angegriffen. 

Am 19. März 2011 wol­len wir gegen diese Zu­stän­de auf die Stra­ße gehen. In Ora­ni­en­burg fin­det seit 1997 um den in­ter­na­tio­na­len An­ti­ras­sis­mus­tag herum eine De­mons­tra­ti­on statt, wel­che immer einen Bezug zur Ge­schich­te Ora­ni­en­burgs, dem staat­li­chen Ras­sis­mus und den lo­ka­len Neo­na­zis hat.

Staat­li­cher Ras­sis­mus – die le­ga­le Ausgrenzung

Der 21.März ist ein Tag, an dem welt­weit gegen ras­sis­ti­sche Un­ter­drü­ckung auf die Stra­ße ge­gan­gen wird. Viele Deut­sche mei­nen, dass es hier keine sol­chen Un­ter­drü­ckun­gen gibt. In Deutsch­land sind es be­son­ders Asyl­su­chen­de, die unter Aus­gren­zung und Un­ter­drü­ckung lei­den, denn der deut­sche Staat will ihnen nicht hel­fen, son­dern sie so schnell wie mög­lich los­wer­den. Die Men­schen flie­hen dabei immer aus dem­sel­ben Grund – Angst um das Über­le­ben. Über­le­ben de­fi­niert sich für uns nicht, wie im Grund­ge­setz, als die Flucht vor Krie­gen, Un­ter­drü­ckun­gen oder Ter­ror, son­dern auch als Flucht vor wirt­schaft­li­chen Miss­stän­den, wie Hun­ger oder Armut. Die Men­schen wol­len nicht im Elend der so ge­nann­ten „Drit­ten Welt“ leben und flie­hen des­halb auf ge­fähr­li­chen Pfa­den, um ein wenig von ihrem nach Eu­ro­pa ex­por­tier­tem Reich­tum ab­zu­be­kom­men – doch diese Flucht nach Eu­ro­pa gilt immer noch als il­le­gal und Flücht­lin­ge wer­den kri­mi­na­li­siert. Auch der Land­kreis Ober­ha­vel zeigt Be­ra­tungs­re­sis­tenz wenn es um Asyl­be­wer­ber geht. Ob­wohl die Mehr­heit der bran­den­bur­gi­schen Land­krei­se das so ge­nann­te Wert­gut­schein-?Sys­tem be­reits ab­ge­schafft hat, kön­nen Asyl­be­wer­ber im Land­kreis Ober­ha­vel nicht frei über Geld ver­fü­gen. Sie müs­sen dis­kri­mi­niert und über­wacht mit einem A6-?Zet­tel in der Hand ein­kau­fen. Der Land­kreis hält an die­sem ras­sis­ti­schen Sys­tem fest. In­itia­ti­ven, die dies kri­ti­sie­ren, wer­den mit An­zei­gen be­lohnt, wie im Som­mer 2010, als an­ti­ras­sis­ti­sche Grup­pen Gut­schei­ne für Brat­würs­te auf der Ora­ni­en­bur­ger De­mo­kra­tie­mei­le ver­teil­ten, die den Ori­gi­na­len ähn­lich waren. Statt Be­loh­nung für das an­ti­ras­sis­ti­sche En­ga­ge­ment ei­ni­ger we­ni­ger, gab es hier Re­pres­si­on und struk­tu­rel­le Un­ter­stüt­zung für ras­sis­tisch ein­ge­stell­te Menschen.

Staat­li­che An­ti-?An­ti­faar­beit oder der Ex­tre­mis­mus der Mitte

Doch die Re­pres­si­on gegen an­ti­fa­schis­ti­sches oder an­ti­ras­sis­ti­sches En­ga­ge­ment be­ginnt viel wei­ter oben in der par­la­men­ta­ri­schen De­mo­kra­tie Deutsch­lands. Mit Kris­ti­na Schrö­der schaff­te es eine Rechts­po­pu­lis­tin nicht nur in ein Mi­nis­te­ri­um, sie wurde sog­ar die Ver­tei­le­rin über die Gel­der von vie­len wich­ti­gen Pro­jek­ten gegen Neo­na­zis oder für Opfer rech­ter Ge­walt. Seit sie ins Amt kam, ver­sucht sie sich als Rä­che­rin der „un­ter­drück­ten“ Deut­schen, wobei sie ihre rech­ten Wur­zeln schnell ver­de­cken woll­te. So fan­den sich auf ihrer Web­sei­te vor ihrer Mach­ter­grei­fung meh­re­re rech­te Ver­lin­kun­gen, wie zur rech­ten Wo­chen­zei­tung Junge Frei­heit. In­zwi­schen het­zt sie gegen ara­bi­sche Mi­gran­ten, sie wären „Deut­schen­feind­lich“ und äfft die von Neo­na­zis seit Jah­ren be­schwo­re­nen „deut­schen­frei­en Zonen“ nach. Wäh­rend es bei Thi­lo Sar­ra­zin einen Auf­schrei gab, darf sie wei­ter agie­ren. Bei­de hetz­ten in Ver­bin­dung mit dem durch Si­cher­heits­be­hör­den und ei­ni­gen Me­di­en ver­brei­te­ten ge­ne­rel­len Ter­ror­ver­dacht, was bun­des­weit unter an­de­rem zu ras­sis­ti­schen Über­grif­fen gegen ara­bi­sche und mus­li­mi­sche Ju­gend­li­che führte.

Neo­na­zi­struk­tu­ren auf­de­cken – Kein Rück­zugs­raum für Neonazis

Im ge­sam­ten Jahr kam es im süd­li­chen Ober­ha­vel zu neun Ge­walt­ta­ten sei­tens Neo­na­zis. In Ber­lin gab es Brand­an­schlä­ge und Sach­be­schä­di­gun­gen gegen linke Ein­rich­tun­gen und Mo­sche­en. Die Liste ließe sich mit an­de­ren Orten wie Dort­mund, Leip­zig, Dres­den, etc. er­wei­tern. Die Neo­na­zis schei­nen wie­der stär­ker zu wer­den, was auch daran liegt, dass ge­ra­de in Ge­gen­den ohne linke Sub­kul­tur Gel­der gegen rech­te Ar­beit ge­kürzt wer­den. Was dann pas­siert kann in Meck­len­burg Vor­pom­mern be­ob­ach­tet wer­den – Neo­na­zis ent­de­cken Ni­schen und setz­ten sich fest. In Ober­ha­vel und Ora­ni­en­burg sit­zen viele Neo­na­zis und ge­nie­ßen ihre Ruhe, da sie un­ge­stört agie­ren kön­nen. Ob Bun­des­vor­stands­mit­glie­der der JN, Füh­rungs­ka­der der ver­bo­te­nen HDJ oder Na­zi­mu­si­ker, die be­reits wegen ihrer Ak­ti­vi­tä­ten im Ge­fäng­nis saßen. Diese Struk­tu­ren aus Knei­pen, Läden, Par­tei­en oder Grup­pen müs­sen von zi­vil­ge­sell­schaft­li­cher und an­ti­fa­schis­ti­scher Seite offen be­nannt und be­kämpft wer­den – ohne lange Diskussion.

Pro­gres­si­ve Ju­gend­so­zi­al­ar­beit statt ku­scheln mit Neonazis

Lange Zeit ver­kann­te men­sch in Ober­ha­vel das Pro­blem der ju­gend­li­chen Neo­na­zis, wel­che ohne Par­tei und Ka­me­rad­schaft aus­kom­men. In­zwi­schen sit­zen sie in Ju­gend­klubs und be­stim­men das Bild, so­dass viele eher links ge­präg­te Ju­gend­li­che lie­ber nach Ber­lin fah­ren, als im ei­ge­nen Ort zu fei­ern. Ein Groß­teil der So­zi­al­päd­ago­gen ver­schlie­ßen die Augen davor, zei­gen zu wenig In­ter­es­se an den Ju­gend­li­chen oder tei­len sel­ber Po­si­tio­nen von Neo­na­zis, spie­len mit ihren Bands in Neo­na­zi­lä­den und ba­ga­tel­li­sie­ren das Tra­gen von neo­na­zis­ti­schen Mar­ken wie „Thor Stei­nar“. Ein Rück­zugs­ort für Neo­na­zis, be­son­ders in Ju­gend­frei­zeit­ein­rich­tun­gen, darf und wird von uns nicht ge­dul­det werden.

Wir for­dern daher:
- Auf­he­bung aller ras­sis­ti­schen Son­der­ge­set­ze und Blei­be­recht für alle Men­schen!
- Kein wei­te­res Kür­zen von Gel­dern an­ti­ras­sis­ti­scher / an­ti­fa­schis­ti­scher In­itia­ti­ven!
- Neo­na­zi­struk­tu­ren auf­de­cken, an­grei­fen, dicht­ma­chen, ent­zau­bern!
- Mehr po­li­ti­sche Bil­dung in Ver­wal­tun­gen und im Jugendsozialbereich!

Ras­sis­mus be­kämp­fen! Über­all, auf allen Ebenen!

 

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SA 19.03.2011 | 14:00 | Bahn­hof Oranienburg

alle Infos: http://antiratage2011.blogsport.de

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