LEHNITZ 1899 haben die Berliner Eheleute Louis und Rosa Sachs in Lehnitz ein
Jüdisches Erholungsheim gegründet, am 10. November 1938 musste es
erzwungener Maßen geschlossen werden. Darüber informiert eine Ausstellung,
die am Sonnabend um 12 Uhr durch Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim
Laesicke in der Lehnitzer Friedrich-Wolf-Gedenkstätte eröffnet wird.
Bis zur Übernahme des Heimes durch den Jüdischen Frauenbund 1934 diente es
der Erholung von mittellosen Müttern mit ihren Kindern. Der Verein
“Jüdisches Genesungsheim Lehnitz” übergab das Heim 1929 der Jüdischen
Gemeinde zu Berlin. Unter Leitung von Frieda Glücksmann wurde das Haus nach
Renovierung und Erhöhung der Bettenkapazität 1934 feierlich eröffnet. Frieda
Glücksmann versuchte ein neues Konzept für das Haus zu finden, ergänzte das
Erholungsheim durch Kinderheim, Hauswirtschaftliche Schule und
Tagungszentrum.
Die Ausstellung in der Wolf-Gedenkstätte soll dazu beitragen, ein bislang
kaum beachtetes Thema der Ortsgeschichte in das öffentliche Bewusstsein zu
rücken. Unter den Bedingungen der antijüdischen Terrorpolitik im
nationalsozialistischen Deutschland behaupteten sich Frieda Glücksmann und
die Angestellten des Heimes. Jenseits des idyllisch gelegenen
Erholungsheimes, am gegenüberliegenden Ufer des Lehnitzsees, befand sich das
Konzentrationslager Sachsenhausen.
Die aktuelle Sonderausstellung basiert auf Recherchen des Historikers Bodo
Becker. Er hat sich seit Jahrzehnten mit der Ortsgeschichte von Lehnitz
befasst und diese Ausstellung angeregt. Die konzeptionelle Umsetzung und
reprografische Gestaltung hat das Kreismuseum Oranienburg realisiert. Einige
Exponate stammen aus der Sammlung des Kreismuseums, andere aus dem
Privatarchiv Bodo Beckers. Die meisten Quellen stellte das Jüdische Museum
Berlin zur Verfügung. Die Ausstellung würdigt die Heimleiterin Frieda
Glücksmann und den Hausrabbiner Erwin Zimet. Gezeigt wird sie bis zum 31.
Januar 2006.