MITTENWALDE Alkohol- und Zigarettengenuss sollen künftig in den Jugendklubs der Stadt Mittenwalde verboten sein. Die Musik darf nur noch mit Zimmerlautstärke gehört werden, und sonntags sind die Klubs gänzlich geschlossen. Das sieht die neue Hausordnung für die Klubs in Mittenwalde sowie in den Ortsteilen Ragow, Töpchin und Gallun vor, die im Stadtrat am Montag beschlossen wurde. Bestrebungen, die Vorgaben zu lockern, um mehr junge Leute von der Straße zu holen, wurden damit eine Absage erteilt.
“Zwar wartet der Jugendklub bei uns sehnsüchtig auf die neue Hausordnung, aber der Entwurf geht weit hinter die bereits bestehenden Vorgaben zurück und wird von den Jugendlichen selbst als Rückschritt eingeschätzt”, so Ragows Ortsbürgermeister und Stadtverordneter Bernd Lukschanderl. Damit trat er eine Diskussionslawine, der Stadtrat musste sich noch einmal mit sämtlichen Punkten der neuen, einheitlichen Hausordnung beschäftigen. “Da ist in der Vorbereitung deutlich was schief gelaufen”, so Vorsteher Roman Petereins kritisch. Von einem tragfähigen Kompromiss, von dem noch in den Fachausschüssen die Rede war, blieb nicht viel übrig. Um dieses Papier dennoch verabschieden zu können und nicht wieder in den Kulturausschuss verweisen zu müssen, entschieden sich die Stadtverordneten für einen langwierigen Arbeitsprozess. Dabei stand die Frage “pro oder kontra Alkohol” im Mittelpunkt.
Kann man jungen Erwachsenen das Bierchen beim gemeinsamen Fußballschauen wirklich verbieten? Bürgermeister Uwe Pfeiffer verwies auf das Jugendschutzgesetz, das 16-Jährigen den Genuss von Bier und Wein gestatte, Jüngeren sogar im Beisein von Erwachsenen. “Wir sollten nicht gegen Windmühlen ankämpfen”, sagte er. Wann aber werden Grenzen überschritten, wer soll das Alter der Klubbesucher kontrollieren und Verbote aussprechen? Lukschanderl: “Wenn die Jugendlichen besoffen nach Hause kommen, wenden sich die Eltern zuerst an uns. Wir sind verantwortlich für die kommunalen Räume.” Auch Heydi Fischer (SPD) will mit dem klaren Verbot einem Alkoholmissbrauch vorbeugen. Hans Neuberger (SPD) sieht darin eine Gefahr für “labile Jugendliche”, denen die Klubs ebenso offen stehen müssten. Marianne Schwarz (PDS) plädierte dagegen für einen einjährigen Probelauf, in dem die jungen Leute diese Fragen eigenverantwortlich klären könnten.
Die Mehrheit sprach sich für ein generelles Alkoholverbot aus, auch das Mitbringen alkoholischer Getränke ist nicht gestattet. Das Rauchen soll nur noch draußen auf Raucherinseln möglich sein. Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes sind ebenso tabu wie die Haltung von Haustieren.
Um Anwohnern Ruhe zu gönnen, sind die Klubs künftig nur noch montags bis samstags geöffnet. Ein siebentägiger Betrieb ist damit untersagt. Die neue Hausordnung für die Jugendklubs wurde nötig, da die vier Einrichtungen derzeit noch zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet sind und verschiedene Vorgaben wie zum Umgang mit Alkohol und Nikotin enthalten.