Bernau (MOZ) Rund 5,5 Millionen Euro bekommt die Stadt Bernau pro Jahr vom Landkreis für die Jugendhilfearbeit. Mit dieser Summe könne auch für die Planungen bis 2006 gerechnet werden, sagte Peter Hallmann vom Jugendamt der Kreisverwaltung vor dem Bildungs‑, Jugend- und Sozialausschuss. Wünsche und Forderungen nach mehr Mitteln für den allgemeinen sozialen Dienst, die Kitas und die Jugendförderung hätten dann Auswirkungen auf die Kreisumlage, erklärte er.
Von Rüdiger Thunemann
Auch die Gelder für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen fallen nicht vom Himmel. “Unsere Arbeit wird aus der Kreisumlage finanziert. Jeder neue Wunsch hätte also Konsequenzen dafür”, erklärte Peter Hallmann am Montagabend im Jugendausschuss. Im Klartext: Mehr Ausgaben könnten eine Erhöhung der Kreisumlage nach sich ziehen, also der Gelder, die die Städte und Gemeinden an den Landkreis abführen. “Deshalb sollte bei jedem neuen Projekt, jeder neuen Stelle überlegt werden, ob eine Kommune nicht selber Lösungen findet”, riet der Mann vom Jugendamt.
Bernau sei auf dem Gebiet durchaus beispielgebend. So liege der Anteil, mit dem die Stadt die kreislichen Gelder für die Jugendhilfe aufstockt, deutlich über dem Durchschnitt. Auch finanziere Bernau bereits einen Streetworker aus eigenen Mitteln. “Sie haben das dichteste Angebot an Jugend- und Jugendsozialarbeit im ganzen Barnim”, würdigte Hallmann das Engagement der Stadt Bernau für die Jugend.
Der Vertreter des Jugendamtes scheute aber auch unbequeme Wahrheiten nicht. So erteilte er dem Wunsch nach einem vom Kreis errichteten Jugendklub in Ladeburg eine Absage. “Aus kreisplanerischer Sicht ist Ladeburg kein Schwerpunkt, um dort einen Jugendklub zu errichten”, sagte er. Der Weg für die Jugendlichen in die Einrichtungen nach Bernau sei zumutbar.
Dem widersprach Beate Thaute, sachkundige Einwohnerin für die Freie Fraktion, energisch. “Wir brauchen einen Klub für die Jugend bei uns. Der letzte Bus aus Bernau fährt um 17.30 Uhr. Es wird sich ein neues, teures Kreishaus geleistet, aber das Geld für den Jugendklub soll nicht da sein, da fehlt mir das Verständnis”, sagte sie.
Hallmann zeigte wiederum Verständnis für das Engagement von Frau Thaute. “Das heißt ja nicht, dass in Ladeburg kein Jugendklub entstehen soll”, erklärte er. Nur müsse das innerhalb von Bernau geklärt werden. “Wenn Bernau meint, Ladeburg braucht einen eigenen Jugendklub, muss Bernau das Projekt in seinen Haushalt aufnehmen”, empfahl er.
Auch die Kritik aus Schönow, dass die schon zu Zeiten des Amtes Panketal angedachte Jugendeinrichtung weiter fehle, hielt Hallmann für unangebracht. “Hier gab es tatsächlich bereits weit gediehene Vorstellungen für einen Klub auf der neuen Nebensportanlage. Die sind aber in Schönow selber versandet”, sagte er. Der Ball liege eindeutig im Feld der Schönower, jetzt Bernauer. Es gelte dasselbe wie für Ladeburg: “Wenn Bernau ein kommunales Projekt für beide Ortsteile beschließt, wird sich der Kreis nicht dagegen stellen.”
Zum Seitenhieb Richtung neues Kreishaus meinte Hallmann: “Das haben Politiker beschlossen, nicht die Mitarbeiter des Jugendamtes.” Auch für Wünsche zur Jugendförderung seien die Kreistagsabgeordneten wichtige Ansprechpartner.
Der Ausschuss erfuhr auch, dass Bernau-Süd einer von drei Brennpunktbereichen für die Jugendsozialarbeit im Barnim ist. Die anderen sind das Brandenburgische Viertel in Eberswalde und Eberswalde-Westend. In diesen Wohngebieten ist die Anzahl von Jugendhilfefällen und der Anteil von Sozialhilfeempfängern unter 18 Jahren besonders hoch.
In Bernau-Süd (Pankeborn, Nibelungen, Börnicke) erhalten 2,6 Prozent der 0- bis 18-Jährigen Hilfen vom Jugendamt, 22,4 Prozent der unter 18-Jährigen sind Sozialhilfeempfänger.
Zum Vergleich: In Bernau-Mitte (Birkholz, Birkholzaue, Birkenhöhe, Ladeburg, Lindow, Lobetal, Bernau-Stadt, Rehberge, Rutenfeld) liegen die Quoten bei 2,1 und 7,7 Prozent, in Bernau-West (Friedenstal, Eichwerder, Waldfrieden, Waldsiedlung, Blumenhag, Schönow) bei 1,3 und 5,3 Prozent.