(Anna Blume) Mit der Veranstaltung „Bleib kein Opfer“ richtete sich die Opferperspektive am 9.
Dezember in Zusammenarbeit mit der AG „gegen rechts“ des F. F. Runge Gymnasiums an
die Jugendlichen in Oranienburg. Neben der aktuellen politischen Situation vor Ort
wurde unter anderem diskutiert, was Schüler tun können, die was gegen Nazis haben
und welche Handlungsmöglichkeiten nach einem rechten Angriff dem Opfer und seinem
Umfeld zur Verfügung stehen.
„Es geht darum, bei einem Angriff oder bei Einschüchterung durch Nazis nicht allein
und hilflos mit seiner Situation zu bleiben, anderen beizustehen, kein Opfer zu
bleiben“, so Marie Derièn von der Arbeitsgemeinschaft über die Zielsetzung der
Veranstaltung, an der circa 25 Jugendliche teilnahmen.
Nach Dokumentation des Vereins Opferperspektive werden jährlich mehr als 50
Jugendliche im Land Brandenburg Opfer rechter Gewalt. Die Verletzungen reichen
hierbei von blauen Flecken und Knochenbrüchen über schwerere, bleibende Verletzungen
bis hin zu gleich mehrere Fälle, in denen es an glücklichen Zufällen liegt, dass die
Opfer nicht zu Tode gekommen sind. Mit dieser Zahl liegt er regelmäßig etwas über
der offiziellen Polizeistatistik. Aber auch sie kann nur die Anzeige oder
Öffentlichkeitsarbeit bekannt gewordene Angriffe dokumentieren. Die Dunkelziffer
liegt nach Einschätzung der Opferperspektive e.V. erheblich darüber.
Die Gründe dafür sind vielschichtig, oft bewerten die örtliche Polizei,
Medienvertreter und das direktes Umfeld selbst gefährliche Angriffe von Neonazis auf
andere Jugendliche als unpolitische, angeblich jugendtypische Auseinandersetzungen
zwischen rivalisierenden Cliquen.
Schon seit Jahren ist es in der Rechtsextremismusforschung anerkannt, dass das
Vordringen der Rechten in die Jugendszenen vor Ort regelmäßig über Gewaltanwendung
und Einschüchterung gegen nicht-rechte Jugendkulturen erfolgt. „Übergriffe von
Neonazis gegen andere Jugendliche politisch ernst zu nehmen, hat also einige
Bedeutung in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in Brandenburg“, so
Claudia Luzar vom Verein Opferperspektive. Deshalb ging es auch um Strategien gegen
Angstzonen und rechte Dominanz unter Jugendlichen.