Nachdem das Potsdamer Waschhaus aufgrund des öffentlichen Drucks die Lesung mit Thilo Sarrazin abgesagt hat, ist sich der Nikolaisaal Potsdam nicht zu schade, dem SPD-Mitglied, das gerade eine Steil-Karriere als Neu-Rechter
hinlegt, ein Podium zu bieten. In Potsdam will Thilo Sarrazin erstmals durch Lesung seines Buches “Deutschland schafft sich ab” seine rassistischen Thesen verkünden. Wir rufen dazu auf, sich der öffentlichen Darstellung der
menschenverachtenden und diskriminierenden Weltbilder von Thilo Sarrazin entgegen zu stellen. Wir werden mit aller Kraft dagegen demonstrieren.
Nirgendwo darf Platz sein für antisemitische, islamfeindliche und rassistische Hetze!
Neun Gründe gegen die Hetze Sarrazins:
1. Indem Sarrazin eine düstere Bedrohung des Westens durch den Islam ausmalt und eine Islamisierungsgefahr Deutschlands konstruiert, knüpft er nahtlos an die Argumentation von FaschistInnen und Rechtsextremen an. Er schafft damit den Nährboden für eben diese rassistischen Einstellungen.
2. Die von Sarrazin behauptete Bedrohung des Wohlstandes in Deutschland durch EinwanderInnen ist zutiefst zynisch. Vielmehr ist es so, dass MigrantInnen als billige Arbeitskräfte und LohndrückerInnen missbraucht werden. Die derzeit praktizierte Ausländergesetzgebung soll sie disziplinieren indem ihnen rechtliche und politische Grundrechte verwehrt werden. Sie werden in unsichere Lebensverhältnisse gezwängt und kriminalisiert. Das Schüren von rassistischen Vorurteilen schafft die notwendige Akzeptanz für diese Praxis.
3. Sarrazin schürt Vorurteile über eine “mangelnde Integrationsbereitschaft” von MigrantInnen und verschleiert so, dass die ökonomische, politische und soziale Lebenssituation der MigrantInnen das größte Hindernis für ihre “Integration” ist. Sie leben dauernd mit dem Gefühl der Unsicherheit und Vorläufigkeit. Dies kann selbst der höchste Aufenthaltsstatus nicht ändern. Die Folgen sind Aufenthaltsbestimmungen, die das gesamte Familienleben
beherrschen; Schwierigkeiten bei der Wohnungs- und Arbeitssuche; Probleme bei der Schul- und Berufsausbildung der Kinder; Arbeitslosigkeit und fehlende freundschaftliche und sozialen Kontakte.
4. Die Bildung von MigrantInnen-Communities, welche Sarrazin verteufelt, stellt dagegen eine notwendige Überlebensstrategie dar. Die MigrantInnen reagieren damit auf ihre alltägliche Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit in Deutschland.
5. Sarrazins These der Parallelgesellschaft impliziert, dass nur national homogene Gesellschaften konfliktfreie Gesellschaften wären. Das ist eine Fiktion. Er unterstellt, dass ihre kulturelle und nationale Identität unvereinbar mit hiesigen Wertevorstellungen wäre. Damit spricht er dieser Gesellschaft und der der MigrantInnen ihre Heterogenität ab und untergräbt Pluralismus und Akzeptanz für gesellschaftliche Minderheiten.
6. Durch Sarrazins Weltbild zieht sich wie ein roter Faden die Kategorisierung und Bewertung von Menschen nach einem “Nutzen” für die Gesellschaft. Er unterstellt in rassistischer Weise, dass bestimmte Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft einen niedrigen Intelligenzquotienten hätten, um sich dann gegen den Verbleib dieser Menschen in unserer Gesellschaft auszusprechen. Damit schließt er an sozialdarwinistisches Denken an.
7. Indem Sarrazin die Arbeitslosigkeit zur Schuld der Erwerbslosen erklärt, verschleiert er die wirtschaftliche Situation in Deutschland, die schlicht nicht ausreichend Beschäftigung anzubieten hat.
8. Für die beschriebenen Zustände trägt Thilo Sarrazin als langjähriger Ministeriumsmitarbeiter und Minister politische Mitschuld! Zynischerweise wird er sich nun durch den massenhaften Verkauf seines Buches daran auch
noch persönlich bereichern.
9. Mit der Debatte um Hartz 4‑Leistungen, der rassistischen Hetze gegen EinwanderInnen und der Dämonisierung des Islam lenkt Sarrazin gezielt von den tatsächlichen politischen Skandalen ab. Die Privatisierung der Bahn, die
Milliarden Bürgschaften im Berliner Bankenskandal und die Milliardenkredite in der Wirtschaftskrise: als ehemaliger Vorstand der DBAG und als Finanzminister ist Sarrazin selbst mitverantwortlich dafür, dass sich die Wohlhabenden auf Kosten der Armen bereichern.
Wir fordern:
- Kein Podium für rassistische Hetze — kein Podium für Hetze gegen Erwerbslose — kein Podium für Sarrazin!
- Volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung für MigrantInnen!
- Abschaffung der AusländerInnengesetzgebung!
- Weg mit den Kürzungen in sozialen Bereichen!
- Für eine solidarische Gesellschaft ohne Rassismus.
Am 09. September ab 18:30 Uhr in der Yorckstraße / Ecke Wilhelm-Staab-Straße
zeigen wir: Keine Toleranz für RassistInnen!