(MAZ, Frank Pechold) KÖNIGS WUSTERHAUSEN “Wenn alles ruhig bleibt, stoßen wir gemeinsam auf 2005 an”, sagte Karin
Schönherr. Sie leitete um den Jahreswechsel die Dienstgruppe in der
Polizeiwache Königs Wusterhausen. Bis 24 Uhr geschah nichts
außergewöhnliches. Aber kurz nach Mitternacht begann ein Einsatz, den die
Ordnungshüter nicht so schnell vergessen werden.
Notruf-Einsätze koordinierte Regina Steiner. Einen Streifenwagen schickte
sie nach Halbe. Im Ortsteil T€w war ein Briefkasten mit Böllern
hochgejagt worden. Baseballschläger und Luftdruckgewehr nahmen Beamte einem
Mann ab, der damit gegen 22 Uhr Kinder auf der Zeuthener Fasanenstraße
bedroht hatte. Kurz vor Mitternacht kehrte Bernd Bittner von Streife zurück.
“Noch ist es recht ruhig”, sagt er. “Das kann sich schlagartig ändern”,
meinte Andreas Bärwind, als er den Imbiss im Pausenraum mit vorbereitete:
Pfannkuchen, Salate, Wiener, Buletten. Vor dem Imbiss sammelte sich die
gesamte Wachschicht an Regina Bittners Leitpult, um mit der Radiostimme das
alte Jahr auszuzählen. “.…3, 2, 1 — Prosit Neujahr!”
Bald unterbrach der erste Notruf im neuen Jahr die kurze Pause. Katrin
Kowatsch und Ronny Ledwig fuhren ins Königs-Wusterhausener Neubaugebiet.
Anwohner der Schenkendorfer Flur beschwerten sich über Nachbarn, die Böller
aus dem vierten Stock auf Fußgänger geworfen haben sollen. Schnell waren die
Gemüter beruhigt. Gegen ein Uhr lief der sechste Notruf auf. Wieder aus dem
Neubauviertel, diesmal Märkische Zeile. Eine Mutter sprach von mutwillig auf
Menschen geworfenen Knallern. Ihre Tochter sei am Auge verletzt worden.
Mutmaßliche Täter waren polizeibekannte Größen aus der rechten Szene.
Sicherheitshalber rückten drei Streifenwagen aus. “Ich kann Böller schmeißen
wann und auf wen ich will”, grölte einer der betrunkenen Männer. Rasch wuchs
die kleine Gruppe auf rund 15 Gesinnungsgenossen an. Um die Situation zu
entschärfen, zog sich die Polizei auf einen nahen Parkplatz zurück.
Aufklärungsrunden ergaben, dass die Randalierer zur Aral-Tankstelle zogen.
Zwischenzeitlich produzierten sich hier rund 35 junge Männer und Frauen.
Fünf Polizei-Wagen postierten sich in Sichtweite am äußersten Rand des
Parkplatzes vorm Norma-Markt. Plötzlich spitzte sich die Situation zu.
Wiederholt wurden Raketen auf die Polizei abgefeuert. Knallkörper und
Flaschen flogen. Ein Knallkörper traf Karin Schönherr am Kopf. Per Funk
forderte sie Bereitschaftspolizei aus Fürstenwalde und Straußberg an. Als
die Sondereinsatzkräfte unbemerkt von den Randalierern rund um die
Tankstelle Position bezogen hatten, ging alles blitzschnell. Mit Geschrei
und Schutzausrüstung rannten die Polizisten auf die Krawallmacher zu, die
wenig später kleinlaut gefesselt am Boden lagen und auf ihren Abtransport
warteten.
Ausschreitung endete mit 23 Festnahmen
(Polizeireport / auch MAZ) Gegen 01.00 Uhr des Neujahrtages wurde die Polizei in Königs Wusterhausen in die Märkische Zeile gerufen, weil es dort zu einer Körperverletzung gekommen war. Aus einer Personengruppe heraus wurde zielgerichtet Pyrotechnik auf einen Geschädigten geworfen.
Bereits während der Anzeigenaufnahme sammelten sich mehrere Personen, die der rechten Szene in Königs Wusterhausen zuzuordnen sind. Eine Gruppe von ca. 35 überwiegend Jugendlichen versammelte sich schließlich an einer nahe gelegenen Tankstelle, wo Alkohol konsumiert, Ruhestörungen begangen und auf dem Gelände Feuerwerkskörper gezündet wurden. Zusammengezogene Kräfte der Polizei forderten die Personengruppe auf, das Abbrennen von Pyrotechnik auf dem Gelände der Tankstelle zu unterlassen und den Bereich zu räumen. Da die alkoholisierten Randalierer der Aufforderung nicht nachkamen, griff die Polizei ein. Aus der Personengruppe heraus warfen einzelne Störer Pyrotechnik und Flaschen auf Streifenfahrzeuge und Polizeibeamte. Eine Beamtin wurde von einem Feuerwerkskörper am Kopf getroffen und am Ohr verletzt, zwei weitere erlitten leichte Verletzungen. An den Fahrzeugen der Polizei entstanden Sachschäden von rund 1.000 Euro.
Die Polizei nahm 23 Personen fest. Den Festgenommenen werden u. a. schwerer Landfriedensbruch, Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel und Körperverletzungen zur Last gelegt. Zwei weitere Jugendliche, die Kleidung mit Thor-Steinar-Symbolen trugen, erhielten eine Anzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Die Festgenommenen, die im überwiegenden Maße der Polizei bereits wegen früherer Delikte bekannt sind, mussten sich einer Blutalkoholkontrolle unterziehen. Bei einem ersten Atem-Alkohol-Test wurden Werte bis zu 2,08 Promille festgestellt. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wurden die Festgenommenen aus dem Gewahrsam entlassen. Sie erhielten einen Platzverweis für den Bereich der Tankstelle, auf der es zu den Ausschreitungen kam.